Balingen

Ab Montag darf wieder regulär geöffnet werden: Balinger Einzelhändler freuen sich

17.04.2020

Von Jasmin Alber

Ab Montag darf wieder regulär geöffnet werden: Balinger Einzelhändler freuen sich

© Jasmin Alber

Freitagnachmittag, bestes Frühjahrswetter – dennoch herrschte in der Friedrichstraße gähnende Leere. Ab Montag könnte auf der Balinger Flaniermeile wieder etwas mehr Betrieb sein.

Diese Woche haben Bund und Länder die ersten schrittweisen Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen beschlossen. Einzelhändler bestimmter Branchen mit einer Verkaufsfläche unter 800 Quadratmetern dürfen unter Einhaltung strenger Vorschriften von Montag an wieder öffnen. Zwei Balinger Händler berichten stellvertretend, wie sie sich darauf vorbereiten – und wie sie die vergangenen Wochen erlebt haben.

„Wir brennen darauf, das Geschäft am Montag wieder zu öffnen“, sagt Susanne Mebold. Mit einer Verkaufsfläche von rund 400 Quadratmetern erfüllt das Porzellanhaus Mebold in der Balinger Friedrichstraße die Vorgaben. Und bietet, da sich das Geschäft auch auf mehreren Etagen befindet, zudem genügend Platz, damit die Kunden ausreichend Abstand zueinander haben können.

Um die geforderten Auflagen zu erfüllen, habe man sich in die Materie eingelesen und Überlegungen angestellt, wie deren Umsetzung im Fachgeschäft aussehen kann. Damit ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird, werden insbesondere im Kassenbereich Markierungen auf dem Boden angebracht.

Außerdem wird Desinfektionsmittel bereitgestellt, das die Kunden benutzen können. Bezahlt werden kann mit EC-Karte, also kontaktlos.

Schließung war „ein Schock für uns alle“

„Es war eine schwierige Zeit“, blickt Inhaberin Susanne Mebold auf die vergangenen vier Wochen zurück, in denen das Geschäft geschlossen blieb. Dass etwas getan werden musste, um die Virusverbreitung einzudämmen, sei schon früh klar gewesen. Nur, dass die Händler komplett dichtmachen mussten „war ein Schock für uns alle“.

Im Februar habe man noch Messen besucht, Ware bestellt und sich auf das Ostergeschäft gefreut. Dann kam der Lockdown. Online, telefonisch oder per Mail konnten die Kunden zwar weiterhin Waren bestellen, die abgeholt oder ausgeliefert wurden; der Umsatz war aber trotzdem niedriger.

Das Schöne: Die Kunden hätten die Inhaberin und ihr Team bestärkt. Sie haben die Treue gehalten und weiterhin lokal und nicht in irgendwelchen Onlineshops eingekauft.

Kunden sind sensibilisiert

Die vier Wochen, die das Geschäft geschlossen geblieben ist, seien eine lange Zeit gewesen, so Susanne Mebold, aber noch verkraftbar. „Wir haben im Gegensatz zu den Textilern noch Glück gehabt“, sagt sie. Außer der Osterware gibt es im Porzellanhaus Mebold kaum Saisonartikel, die nun zu Ladenhütern werden. Pfannen, Geschirr und Haushaltswaren sind nach wie vor aktuell.

Die Freude, dass es am Montag wieder losgehen kann, ist groß. „Wir sind aber auch etwas nervös, was auf uns zukommt.“ Gerade im Hinblick darauf, wie viele Kunden kommen. Die Menschen sind sensibilisiert, achten beispielsweise auch beim Lebensmitteleinkauf darauf, genügend Abstand zu halten. Deshalb sei man guter Dinge, dass bestimmt alles gutgehen wird.

Den Lieferservice will Susanne Mebold noch nicht einstellen – gerade, falls jemand noch nicht danach zumute ist, schon wieder in die Stadt zum Einkaufen zu fahren.

Lieferservice war sehr aufwendig, wurde aber sehr gut angenommen

Auch Jürgen Rieger öffnet seine Buchhandlung in der Ölbergstraße ab Montag wieder regulär. „Wir haben die ganze Zeit gearbeitet“, sagt der Buchhändler über die vergangenen Wochen. Ein Lieferservice wurde angeboten. Bücher wurden per Auto und Fahrradkurier ausgeliefert oder per Post verschickt; konnten aber auch abgeholt werden.

Für seine Mitarbeiter hat er keine Kurzarbeit angemeldet, da es so viel zu tun gab. Telefonische Bestellungen und jene, die per E-Mail kamen, mussten bearbeitet werden. Auch die Auslieferungen waren sehr zeitintensiv.

Das Angebot stieß auf sehr gute Resonanz. „Wir haben sehr gute und treue Kunden aus Balingen und Umgebung“, unterstreicht Jürgen Rieger. Durch sein Liefer- und Abholangebot habe er auch neue Kunden gewinnen können.

Die Buchhandlungssituation in Albstadt sei ihm vermutlich auch noch zugute gekommen, mutmaßt er. Dort hatte eine Traditionsbuchhandlung erst kürzlich die Türen endgültig geschlossen. „Natürlich hatten wir sehr viel weniger Umsatz als sonst, weil das Stöbern im Laden weggefallen ist und nur noch Bücher bestellt werden konnten“, resümiert der Händler, der sein Geschäft schon seit mehr als 24 Jahren führt. „Aber wir konnten wenigstens einen Teil ausgleichen.“

Vorkehrungen für die Wiedereröffnung unter Auflagen getroffen

„Wir sind froh, dass wir wieder normal arbeiten können“, sagt Rieger über die Lockerungen, die von Bundesregierung und den Ländern am Mittwoch beschlossen wurden. Für die Wiedereröffnung am Montag hat er die derzeit üblichen Vorkehrungen getroffen. So sind Plexiglasscheiben an der Kassen angebracht, Desinfektionsmittel ist vorhanden und kann von Kunden wie Mitarbeitern genutzt werden.

Das Buchhandlungsteam achte auch darauf, dass der Mindestabstand eingehalten werde. Masken und Handschuhe für die Mitarbeiter stehen zwar bereit, man hoffe aber, dass diese nicht benötigt werden, so Buchhändler Rieger.

Er wartet derweil noch auf die Vorgabe, wie viele Kunden sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten dürfen. Das werde dann natürlich auch eingehalten.

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