Geislingen

44 Jahre Blaulicht als Berufung: Der Leiter der Balinger Verkehrspolizei Gerhard Mozer tritt ab

11.12.2019

Von Rosalinde Conzelmann

44 Jahre Blaulicht als Berufung: Der Leiter der Balinger Verkehrspolizei Gerhard Mozer tritt ab

© Rosalinde Conzelmann

Gerhard Mozer ist ein begeisterter Motorradfahrer – dienstlich und privat.

„Ich würde es wieder so machen“: Dieses Bekenntnis kommt Gerhard Mozer ohne Zögern über die Lippen. Polizist ist sein Traumberuf geblieben. Am 19. Dezember wird der Erste Polizeihauptkommissar zum letzten Mal seine Uniform anziehen. Nach 44 Jahren beginnt sein neues Leben ohne Blaulicht.

Es war ein Fußballkamerad, der dem gebürtigen Binsdorfer den Polizeidienst schmackhaft gemacht hat. Dieter Parisi wurde dann auch sein Ausbilder in Hechingen auf dem Lindich, dem damaligen Ausbildungszentrum der Polizei.

In der Freizeit kickten sie weiterhin zusammen. Das war im Jahr 1975.

Sein weiterer Berufsweg führte den Binsdorfer zwei Jahre später zur Stuttgarter Polizei. Dort absolvierte er den gehobenen Dienst zum Kommissar und pendelte fünf Jahre täglich von Binsdorf in die Landeshauptstadt.

Immer neugierig geblieben

Ausruhen, an einer Stelle verharren war nie sein Ding und die Neugierde auf neue berufliche Herausforderungen immer da. Bevor Mozer 1986 die Nachfolge von Eugen Bohner, dem Leiter des Streifen- und Verkehrsdienst in Balingen antrat, arbeitete er in Tübingen als Polizeiführer vom Dienst.

Er sollte wieder zurückkehren nach Balingen, machte aber von 1991 bis 1996 einen Abstecher ins Albstädter Revier als Leiter des Streifen- und Verkehrsdiensts. Viel Freude hat Mozer seine eineinhalbjährige Dozententätigkeit in Böblingen gemacht.

Seit 1996 Leiter der Balinger Verkehrspolizei

Seit 1996 ist Mozers Dienstzimmer im zweiten Stock des Balinger Polizeireviers mit dem Charme der 1950er-Jahre das zweite Zuhause. Hier ist der heute 63-Jährige der Chef eines tollen Teams, wie er sagt und zuständig für Verkehrskontrollen jeglicher Art. Seien es Geschwindigkeitsmessungen, Gurt- Handy- oder Drogenkontrollen.

Auch Personalratsvorsitzender

Engagiert führte er von 1989 bis 2014 sein Amt als Personalratsvorsitzender der Balinger Polizeidirektion aus. Halt und Unterstützung nach anstrengenden Arbeitstagen findet Mozer bei seiner Familie. Er ist seit 1987 mit seiner Ehefrau Marina verheiratet und lebt mit ihr im Eigenheim in seiner Heimatgemeinde.

Ihr Sohn Andreas hat die Eheleute vor acht Monaten zum Opa gemacht. „Emma ist ein besonders Glück“, sagt der stolze Opa, der noch ein weiteres Steckenpferd hat: die Kommunalpolitik.

Kommunalpolitik ist Steckenpferd

Der Polizist ist seit 1989 im Binsdorfer Ortschaftsrat, war sieben Jahre lang Ortsvorsteher und von 1989 bis 2009 im Geislinger Gemeinderat. Nach einer zehnjährigen Pause trat er im Mai bei den Kommunalwahlen wieder an und wurde auch gewählt.

Ruheort ist die Loretokapelle

Es ist nicht nur die Familie, die dem Polizeibeamten Ausgleich und Stütze ist. Mozer ist ein gläubiger Mensch. Seine Ruheort ist die Loretokapelle.

Er führt seit 22 Jahren die Fahrzeugsegnung auf dem Schömberger Palmbühl gerne durch. Er hat Pfarrer Josef Schäfer versprochen, dass er diese Aufgabe auch als Rentner weitermachen wird.

Mozers Rückblick fällt positiv aus, weil er in seinem Beruf die Erfüllung fand, auch wenn sich vieles geändert hat. Deshalb ist er auch nicht schon im Juli 2016 in den Ruhestand gegangen, sondern hat noch verlängert.

Die ersten Einsätze waren hart

Er erinnert sich noch an seinen ersten Einsatz in Heidelberg, als er einen Farbbeutel abbekommen hat. Oder die Zeit in Stuttgart bei der Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei mit den großen Demonstrationen. „Da heißt es kühlen Kopf bewahren“, sagt er.

Ebenso spricht er voller Respekt von Gerd Schneider, dem früheren ZAK-Redaktionsleiter. Den Polizeireporter und den Polizisten verbanden viele Jahre. Als Leiter der Unfallaufnahme war Mozer Ansprechpartner für den Journalisten.

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Die Überbringung von Todesnachrichten sind die schlimmsten Momente. Gerhard Mozer, Erster Polizeihauptkommissar

Man braucht gute Menschenkenntnis und bereit sein, Menschen zu helfen.Gerhard Mozer

Dass er in dieser langen Zeit nie von seiner Schusswaffe Gebrauch machen musste, bezeichnet der 63-Jährige, der nicht nur im Dienst auf einer BMW unterwegs ist, sondern auch privat eine R 850 fährt, als großes Glück. Nicht verschont blieb er dagegen von der schweren Aufgabe, Todesnachrichten an Angehörige zu überbringen. „Das ist die schlimmste Erfahrung“, sagt Mozer.

Seit Winnenden würden die Kollegen in diesen Situationen nicht mehr allein gelassen: „Es gibt eine sehr gute polizeiinterne psychologische Betreuung.“

Gewaltbereitschaft steigt

Mozer beobachtet mit Sorge, dass die Hemmschwelle sinkt und der Respekt gegenüber der Polizei immer mehr nachlässt. Ebenso stellt er fest, dass die Gewaltbereitschaft steigt und immer mehr Menschen Messer mit sich herumtragen.

Entwicklungen, die ihm aber die Freude an seinem Beruf nicht vergällt haben: „Weil in unserer Gesellschaft die Polizei noch überwiegend Wertschätzung erfährt.“ Deshalb fällt ihm der Abschied auch schwer.

Auf die Frage, was einen guten Polizisten auszeichnet, antwortet Mozer: „Man braucht gute Menschenkenntnis, sollte geduldig und kontaktfreudig sein und bereit, den Menschen zu helfen.“

Keine weitere Reformen

Ein schönes Statement am Ende einer langen Berufslaufbahn. Für seine Nachfolger und sein Team wünscht sich Mozer, dass sie von weiteren Reformen verschont bleiben.

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