Balingen

200 Zuschauer im Online-Bürgerdialog: Pauli, Muqaku und Schultheiß stellen sich Fragen

22.04.2020

Von Lea Irion

200 Zuschauer im Online-Bürgerdialog: Pauli, Muqaku und Schultheiß stellen sich Fragen

© Screenshot/Montage: Lea Irion

Landrat Günther-Martin Pauli, Pflegedirektorin des Zollernalb-Klinikums Blerta Muqaku und Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts Albstadt Gernot Schultheiß.

Werden Erstklässer im September normal eingeschult? Wie können die Abstandsregelungen in Bus und Bahn eingehalten werden? Aus welcher Berufsgruppe kommen die mit Covid-19 infizierten Patienten im Zollernalbkreis? Diese und viele weitere Fragen bewegten die Bürger, die am Mittwochabend am fünften Online-Bürgerdialog mit Landrat Pauli auf Facebook teilnahmen.

Mit dabei waren dieses Mal Blerta Muqaku, Pflegedirektorin des Zollernalb-Klinikums, und Gernot Schultheiß, Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts in Albstadt. Somit konnten Bürger, die konkrete Fragen zur Pflege oder zum Schulwesen hatten, ihre Anliegen direkt an zwei Fachleute herantragen.

Besonders im Hinblick auf die partielle Schulöffnung, die am 4. Mai für die Schüler gilt, deren Abschlussprüfungen in diesem oder im kommenden Jahr stattfinden, interessierten sich viele Zuschauer des Livestreams für diese Entwicklung.

Wie steht es um Bus und Bahn?

Ein Bürger wollte von Schulamtsleiter Schultheiß wissen, wie das Amt die Qualität den Lernfortschritt der Schüler bewertet, die derzeit Aufgaben ihrer Lehrer von zuhause aus bearbeiten. „Wir haben den Eindruck, dass die Schulen die Aufgabe ernst nehmen“, antwortete Schultheiß. Man werde hierzu zeitnah eine Umfrage an den Schulen durchführen.

Auch interessierten sich die Zuschauer dafür, ob die Schulen und der ÖPNV darauf vorbereitet sind, dass in zwei Wochen erste Schüler wieder in die Klassenzimmer zurückkehren. Laut Schultheiß haben die Schulleiter eine Aufgabenliste des Ministeriums erhalten, an denen sie sich orientieren sollen. Zudem stünde das Schulamt in telefonischem Kontakt mit den Schulen. „Ich bin optimistisch, dass wir das hinbekommen“, fügte er an.

Risikogruppen beim Pflegepersonal

Landrat Günther-Martin Pauli hält zudem gestaffelte Unterrichts- und Pausenzeiten für sinnvoll, zur Not auch mit Samstagsunterricht. Man halte Rücksprache mit den Busunternehmen, um überfüllte Busse zu vermeiden: „Ein Bus darf nicht randvoll sein, ansonsten muss er eben zweimal oder dreimal fahren.“

Eine Zuschauerin brachte zudem den Einwand, dass es auch Berufstätige gebe, die auf Bus und Bahn angewiesen seien und die sich aufgrund des Schulverkehrs vollen Verkehrsmitteln aussetzen müssten. Pauli erwiderte, dass der Nahverkehrsplan in diesem Jahr fortgeschrieben werden sollte; aufgrund der Pandemie müsse man diese Pläne jedoch zeitlich nach hinten schieben. Nichtsdestotrotz arbeite man an verbesserten Touren der Busse in den kommenden Wochen.

Keine endgültige Prognosen möglich

In Sachen Notenfindung in Zeiten der Schulschließungen wies Amtsleiter Schultheiß darauf hin, dass Kultusministerin Susanne Eisenmann verkündet hatte, dass für dieses Schuljahr im Südwesten kein Schüler sitzenbleiben soll, da aufgrund der Pandemie die Leistungserhebungen verzerrt seien. Leistungen, die die Schüler derzeit daheim erheben, sollen nicht zum Zeugnis gewertet werden können.

Der Schulstoff, der aufgrund der Coronakrise auf der Strecke bleibt, könnte beispielsweise in freiwilligen Kursen über die Ferien aufgearbeitet werden, wie Schultheiß ausführt. Denkbar seien diese Kurse auch für das kommende Schuljahr – so äußerte sich auch Kultusministerin Eisenmann zu der Thematik.

Wie geht es mit Grundschulen weiter?

Ferner wurde sich danach erkundigt, wie es in diesem Jahr mit den Einschulungen laufen soll. „Es gibt hierzu keine endgültige Prognose, da es von der Infektionsrate abhängig ist“, so Schultheiß. Die Planungen liefen zwar auf den 15. September, man müsse die Situation jedoch abwarten.

Erfahrungen wolle man auch zuerst mit den kommenden Schulöffnungen sammeln, um eine Aussage dahingehend treffen zu können, wie es mit den derzeitigen Grundschülern weitergeht. Man gehe vorsichtig damit um, ab wann beispielsweise Viertklässler wieder zurück in ihre Klassenzimmer kehren könnten.

Maskenpflicht bestünde an den Schulen derzeit keine – wenn Schulen diese jedoch einführen wollen, können sie es tun. Schultheiß rät aber davon ab, zu Schutzmasken zu greifen, die den medizinischen Standards entsprechen – diese solle dem Fachpersonal in den Kliniken vorbehalten werden.

Antikörpertests im Zollernalbkreis?

Ein Zuschauer erkundigte sich bei Pflegedirektorin Blerta Muqaku, aus welchen Berufsgruppen die mit Covid-19 infizierten Patienten stammen. „Natürlich betrifft es leider auch Mitarbeiter des Klinikums, aber man kann nicht von einer besonderen Berufsgruppe sprechen“, antwortete Muqaku.

Hinsichtlich des Pflegepersonals wurde danach gefragt, wie mit Mitarbeitern im Zollernalb-Klinikum umgegangen wird, die selber zur Risikogruppe des Coronavirus gehören. „Mit jedem betroffenen Mitarbeiter werden Gespräche geführt“, antwortet die Direktorin. Der Betriebsarzt und die Chefärzte stünden hierfür zur Verfügung. Es gebe Mitarbeiter, die trotz ihres Risikos weiterarbeiten wollen – mit denen, die es nicht wollen, suche man nach alternativen Lösungen.

Die Freibadsaison steht auf der Kippe

Man habe zudem erste Weichen dafür gestellt, dass es bald Antikörpertests im Zollernalbkreis geben kann, um Immunisierungen feststellen zu können. An diesen Tests zweifelte jedoch ein Zuschauer – er wollte wissen, wie zuverlässig diese tatsächlich sind.

Pflegedirektorin Muqaku antwortete, dass diese sehr sicher seien, fügte aber auch an: „Es gibt eine Grauzone beim Zeitpunkt der Abnahme, die im Rachen durchgeführt wird. Wenn sich dort zu wenige Viren befinden, ist der Test eventuell negativ.“

Auch freizeitliche Angelegenheiten beschäftigten die Zuschauer. Einer von ihnen wollte wissen, wie es um die Freibadsaison bestellt ist. Pauli entgegnete, dass gerade in seiner Heimatstadt Geislingen Umbauten am hiesigen Freibad vorgenommen würden – es schmerze auch ihm, dass die Freibäder womöglich nicht wie gewohnt öffnen können. „Anfang Mai werden Gespräche mit den Bürgermeistern geführt, damit hier eine einheitliche Linie gefahren werden kann“, so der Landrat.

Nächster Bürgerdialog erst am 30. April

Zwischenzeitlich erreichte die Zuschauerzahl des Livestreams den Höchststand von 200 interessierten Bürgern, was Pauli sehr erfreute. Man wolle auch in den kommenden Wochen darauf setzen, die digitale Form des Bürgerdialogs beizubehalten.

Der nächste Livestream findet laut Pauli jedoch nicht am kommenden Mittwoch, sondern einen Tag später, am Donnerstag, 30. April, um 17 Uhr statt. Zum Abschluss überreichte er Pflegedirektorin Blerta Muqaku und Schulamtsdirektor Gernot Schultheiß Gläser mit Honig vom Dach des Landratsamtes – „für die Gesundheit“, wie der Landrat schmunzelnd anfügte.

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