Burladingen

160 Teilnehmer demonstrieren in Burladingen für Demokratie

30.10.2018

von Matthias Badura

Zur Burladinger Kundgebung „für Demokratie und Menschlichkeit“ kamen bei widrigem Wetter 160 Teilnehmer auf den Marktplatz.

160 Teilnehmer demonstrieren in Burladingen für Demokratie

© Matthias Badura

Die Demonstration „Wir sind mehr“ in Burladingen fand auf einem schneidend kalten Rathausplatz vor laufender Kamera statt. Vorne rechts am Mikrophon Stefan Businger, Vorsitzender der Burladinger Ortsgruppe Bündnis 90/Die Grünen. Rechts neben ihm Erwin Feucht, Vorstandsmitglied des Grünen-Kreisverbandes.

Es dürfte die erste politische Demonstration dieser Größe in Burladingen überhaupt gewesen sein. Die neu gegründete Ortsgruppe Bündnis 90/Die Grünen hatte dazu aufgerufen und  weitere Gruppierungen hatten sich angeschlossen: Das Bündnis „Burladingen ist bunt“, der SPD-Kreisverband, das Demokratiezentrum/Albbündnis, die Jusos Zollernalb, die Sammlungsbewegung „Aufstehen“ sowie die „Alboffensive“.

Auffällig viel Verkehr

An der Demonstration auf dem frühwinterlichen und schneidend kalten Marktplatz beteiligten sich etwa 160 Personen, darunter Auswärtige, auffallend viele Bürger aus den Burladinger Ortsteilen aber weniger aus dem Stadtkern selbst. Es sei denn man zählte jene hinzu, die im Auto am Marktplatz vorbei rollten. Es herrschte dort am Montagnachtmittag mit Beginn der Veranstaltung ein auffällig reger Verkehr. Aus den Reihen des Burladinger Gemeinderates sah man ausschließlich Alexander Schülzle von den Freien Wählern auf dem Platz.

Mitverfolgt wurde der friedliche Aufmarsch von einem Fernsehteam des SWR. Schwer vorstellbar, dass eine vergleichbare Demonstration in einer anderen Gemeinde das Interesse des Landessenders erregt hätte. Doch Burladingen ist die Stadt des AfD-Bürgermeisters Harry Ebert, der die Kommune mehrfach überregional in die Schlagzeilen katapultierte und ihr den Ruf einer „braunen Hochburg“ bescherte. Wie jedoch Stefan Businger, Vorsitzender der Burladinger Grünen zum Auftakt sagte, wolle man nicht „gegen etwas“ – oder jemanden – demonstrieren, sondern sich „für“ Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit stark machen.

Unabhängig davon wandten sich die nachfolgenden Ansprachen aber scharf und deutlich gegen zunehmenden Rechtspopulismus im Allgemeinen und gegen die AfD im Besonderen. Es sei an der Zeit, die Demokratie gegen Hass und Hetze von Rechts zu verteidigen, so der einhellige Aufruf. Und zu zeigen, dass die demokratisch gesinnten Bürger des Landes weiterhin die Mehrheit der Bevölkerung stellen. „Wer in den Parolen und den Forderungen der AfD keine Parallelen zur Stasi- und Nazizeit sieht, ist blind, taub und geschichtsvergessen“, rief die Sigmaringer Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden den Zuhörern zu.

Der SPD-Kreisvorsitzende Alexander Maute sagte, man setze mit dieser besonderen Kundgebung in Burladingen einen Impuls und ein klares Zeichen. Weitere seien notwendig. „Es braucht einen Aufstand der Anständigen in diesem Land.“

Ein Zahnputz-Vergleich

Mathieu Coquelin vom Demokratiezentrum forderte gleichfalls dazu auf, sich für die Demokratie einzusetzen, Farbe zu bekennen, keine Diskussion zu scheuen: „In der Demokratie ist es wie mit dem Zähneputzen: Wenn man nichts macht, wird’s braun.“

Man werde nicht zulassen, dass Hetze und Ausgrenzung alltäglich würden, so Lara Herter, Vorsitzende der Kreis-Jusos, in ihrer Rede. Auch habe die AfD nur Versprechen aber keine Lösungen anzubieten. Pietro Cusenza von der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ warnte, man dürfe „das Feld nicht denen überlassen, die die Gesellschaft spalten“ und „andere wegen ihrer Hautfarbe verfolgen.“ Deshalb stehe man hier gemeinsam – auch für ein „vielfältiges und tolerantes Burladingen“.

Ein Intermezzo kam von Bernhard Hurm. Der Intendant hielt keine Ansprache sondern überbrachte die solidarischen Grüße des Lindenhof-Theaters mittels Versen aus dem Hölderlin-Gedicht „Wein und Brot“.

Den Schlussworten Peter Thriemers, Mitglied der Burladinger Grünen, folgte verspätet im Bahnhofsgebäude, wo man sich anschließend traf, noch eine Ansprache Lara Hölzels von der „Alboffensive“.Man sei nicht hier zusammengekommen, erklärte Hölzel, „um Bürgermeister Harry Ebert ans Bein zu pinkeln“, man sei vielmehr hier, um Menschen wie ihm zu beweisen, dass man mit Toleranz, Vernunft und Menschlichkeit mehr erreicht, als mit Hetze und verkürzten Parolen.

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