Undurchsichtige Wertung: Bezirk Zollern nimmt Stellung zum Balinger (Nicht-)Aufstieg

27.07.2020

Von Marcel Schlegel

Undurchsichtige Wertung: Bezirk Zollern nimmt Stellung zum Balinger (Nicht-)Aufstieg

© Moschkon

Die U18 der TSG Balingen (in weiß) gewann das Bezirkspokal-Finale gegen die SGM Nusplingen mit 4:0. Letztere darf aber in die Landesstaffel hoch. Bei der TSG steht das noch nicht fest.

Der Fußballbezirk Zollern hat sich zur (zurückgezogenen) Wertung eines A-Jugendspiels geäußert, die Verwirrung stiftet. Bezirksjugendleiter Jürgen Ratzke versichert ein redliches Handeln der Beteiligten und eine transparente Aufklärung, die aber noch Zeit erfordere.

Warum ist das verlegte A-Jugendspiel der SGM Pfeffingen-Onstmettingen gegen die TSG Balingen 2 in Zollerns Bezirksstaffel nach Einbruch der Corona-Pandemie zunächst zugunsten der Balinger U18 gewertet und das kampflos erreichte 3:0 dann wieder zurückgezogen worden? Hätte Staffelleiter Richard Türk die eigentlich in den April verlegt Partie, die formal nie abgesagt wurde, auf Basis eines Telefonats mit den Onstmettinger Gastgebern überhaupt absetzen dürfen? Oder gar werten?

Lesen Sie hier die ausführliche Vorgeschichte.

Dürfen die von Bernd Bauer und dem von der TSG scheidenden Marc Schuster trainierten Kreisstädter, die bei einer Wertung quotientengleich mit Meister SGM Nusplingen und damit aufstiegsberechtigt wären, nun tatsächlich in die Landesstaffel hoch? Oder war die Wertung ein Irrtum, ein Versehen, das im Wirrwarr der Corona-Saisonabwicklung eben passierte, ja passieren kann – und die Balinger müssen nun auf Bezirksebene bleiben?

Offene Frage: Darf Balingen 2 hoch?

Das sind Fragen, die der Jugendausschuss des Bezirks Zollern bis zuletzt schuldig geblieben ist und die Bezirksjugendleiter Jürgen Ratzke und seine Kollegen in den nächsten Tagen beantworten wollen. Ratzke und Co. reagierten mit einer Stellungnahme auf eine Recherche unserer Zeitung, die den Verdacht schürte, dass der Bezirk mit der Wertung, die mindestens in rechtlichen Grauzone erfolgte, mehreren Zollern-Teams den Aufstieg ermöglichen wollte. Denn ohne die Wertung würde die TSG Balingen 2, die am Wochenende gegen die Nusplinger SGM mit einem 4:0-Sieg ungefährdet auch den Bezirkspokal der A-Junioren gewann (Foto), nicht in die Landesstaffel hochdürfen.

Die Stellungnahme des Bezirksjugendausschuss (BJA):

„Der BJA hat keinen Grund, sich der Presse nicht zu stellen“, schreibt Ratzke. „Unsere Arbeit ist und war transparent und unsere Entscheidungen basieren auf dem Regelwerk des Württembergischen Fußballverbands.“ Es habe zu keiner Zeit ein Interesse bestanden, Mannschaften mit geringerem Quotienten als dem des Erstplatzierten in die Landesstaffel aufsteigen zu lassen. „Gegen diesen Vorwurf wehren wir uns vehement“, so der Bezirksfunktionär.

Den Verdacht hatte geschürt, dass eben die Wertung, die nach Corona und der Anwendung der Quotientenregelung theoretisch nicht erfolgen müsste und auch nicht dürfte, den Balingern den Aufstieg bescheren würde und sich der Bezirk bis jetzt entweder widersprüchlich oder nicht dazu äußerte, die Wertung vornahm, sie dann wieder zurückzog – und dies nicht erklärte. Für die „zurückhaltende Transparenz in den letzten Tagen“ entschuldigte sich der BJA nun. „Dies möchten wir damit erklären, dass auch wir zunächst recherchieren mussten“, teilt Ratzke mit. Bezirkstätigkeiten sind Ehrenämter.

Aufklärung dauert noch

Die dynamische Entwicklung der Ereignisse habe auch den Bezirksjugendausschuss seit Längerem dazu gebracht, die Abfolge der Ereignisse genau zu untersuchen und auf ihre Korrektheit hin zu überprüfen. „Dieser Prozess befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt immer noch im Gange und ist noch nicht abgeschlossen.“

Da in die Aufklärung nicht nur der Bezirksjugendausschuss involviert ist, sondern auch die beteiligten Vereine, behalten sich Ratzke und Mitstreiter bis auf Weiteres vor, „erst dann an die Öffentlichkeit zu gehen, sobald alle Informationen verifiziert sind“. Erst dann wird auch geklärt sein, ob die Balinger wie die Nusplinger aufsteigen dürfen. Die zweitplatzierte SGM Benzingen/Zollernalb-Süd hat auf den Aufstieg übrigens verzichtet.

Und abschließend schreiben die ehrenamtlichen Zollern-Funktionäre: „Wir als BJA sehen uns in der Verantwortung unserer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Vereinen gerecht zu werden. Damit wir dies jedoch gerecht und transparent gestalten können, bedarf es noch ein wenig Zeit.“

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