Winterlingen

Viele Abbrüche in Winterlingen: Förderprogramm Ortsmitte beleben wirkt nicht wie gewünscht

19.02.2019

von Anne Retter

Der Gemeinderat Winterlingen führt das Förderprogramm Ortsmitte beleben fort.

Anfang 2016 hatte der Gemeinderat das Kommunale Förderprogramm Ortsmitte beleben beschlossen. Der Gemeinderat versprach sich davon ein verschönertes Ortsbild und die Reaktivierung von Wohnräumen in zentraler Lage.

Viele Abbrüche in Winterlingen: Förderprogramm Ortsmitte beleben wirkt nicht wie gewünscht

© Anne Retter

Kein schöner Anblick: Solche Leerstände in der Ortsmitte will Winterlingen mit einem Förderprogramm beheben.

 

Im März 2018 wurde beschlossen, das Programm fortzuführen; allerdings änderte das Gremium die Förderrichtlinien.

Auch 2019 ist das so – Weiterführung ja, aber unter Anpassung der Fördersätze: Bürger, die Wohnräume neu beleben, statt Altbestände abzureißen, sollen deutlich stärker profitieren.

Die ursprüngliche Zielsetzung von „Ortsmitte beleben“ war es, innerörtlichen Leerständen und der Verwahrlosung von Häusern entgegenzuwirken.

Attraktive Ortsmitten sollten die Wohn- und Lebensqualität steigern und den Flächenverbrauch reduzieren. Dazu rief Winterlingen sein kommunales Förderprogramm ins Leben: Als Ergänzung zur Förderung durch ELR-Mittel.

 

Anreiz, um Leerstände und Baulücken zu verhindern

Wenn die Gemeinde mit einem finanziellen Beitrag Anreize schafft, in alte Bausubstanz zu investieren, könnte das Leerstände und Baulücken innerorts vermeiden helfen, dachte sich der Gemeinderat.

Die Rechnung ging allerdings nur teilweise auf. Bislang wurden elf Förderanträge bewilligt. Siebenmal handelte es sich dabei um Abbrüche, je zweimal um eine Modernisierungsmaßnahme und Baulückenschlüsse.

„Wir wollen Baulückenschluss und idealerweise die Reaktivierung von Wohnräumen erreichen“, erklärte Roland Heck in der Sitzung am Montagabend.

„Ich bin auch perspektivisch für eine Fortführung des Programms, aber nur dann, wenn sich zeigt, dass nicht mehr primär Abbrüche vorgenommen werden.“

Eigentlich möchte der Gemeinderat vorrangig Positivbeispiele wie den ehemaligen Weltladen und das Gebäude an der Ecke Kirchstraße/Parkstraße unterstützen.

Der Ortschaftsrat Harthausen hatte aufgrund ähnlicher Erwägungen einen Vorschlag unterbreitet: „Ortsmitte beleben“ soll weiterhin Bestand haben, aber die erwünschten Maßnahmen stärker fördern.

Bisher wurden 60 Prozent der nachgewiesenen Abbruchkosten (maximal 3000 Euro) übernommen. Zehn Prozent der nachgewiesenen Modernisierungskosten konnten Bauherren für die Reaktivierung leerstehender Wohngebäude für Wohnzwecke oder einen Baulückenschluss erhalten; der Höchstförderbetrag lag bei 7000 Euro.

Das soll sich nun ändern. Der Abriss einschließlich der Oberflächenherstellung durch Einsaat oder Aufkiesung von nicht erhaltenswerten Gebäuden im innerörtlichen Bereich soll in unveränderter Weise unterstützt werden.

Anders bei Baulückenschluss oder Reaktivierung leerstehender Wohngebäude: Zwar werden weiterhin je zehn Prozent der nachgewiesenen Modernisierungskosten als Zuschuss gewährt, aber mit einem neuen Höchstförderbetrag von bis zu 10 000 Euro.

Emil Oswald sagte, er halte es für wichtig, die Bürgerschaft nachhaltig zu unterstützen und das Programm dauerhaft weiterzuführen – auch Abrisse hätten das Ortsbild verbessert.

Michaela Stauss erklärte, aus ihrer Sicht seien die neuen Richtlinien der richtige Weg. Dem stimmte auch Rainer Pfersich zu. „Manchmal kann man aber eben nicht sanieren“, gestand er zu.

Bürgermeister Michael Maier wies darauf hin, dass es nach wie vor auch ELR-Mittel für die Förderung von Wohnraumprojekten gebe. Bodo Erath von der Kämmerei berate dazu sehr ausführlich und man wünsche sich mehr Anfragen aus der Bürgerschaft diesbezüglich.

Der Gemeinderat votierte einstimmig für die Fortführung des Förderprogramms zu den neuen Konditionen.

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