Balinger wollen über Instagram junge Menschen im Landkreis politisch aufklären

Auf den ersten Blick sind Emily Kraus, Franziska Hieke, Leah und Marie Konzen, Yara Winkelmann und Jakob Sauter ganz normale junge Menschen. Sie gehen zur Schule, eine von ihnen arbeitet schon, sie alle treiben in ihrer Freizeit gerne Sport oder singen beispielsweise im Chor.

Ein Detail unterscheidet das Gespann jedoch von seinen Altersgenossen, denn unter dem Benutzernamen itsyourchoice.2019 betreiben sie eine Seite auf Instagram mit dem Ziel, junge Menschen über politische Ereignisse aufzuklären.

Die Idee dazu hatte Emily Kraus, ihr Vater Erwin Feucht ist Mitglied des Balinger Gemeinderates. Er kam eines Tages auf sie zu und beklagte, dass es bei den letzten Kommunalwahlen im Jahr 2014 eine Wahlbeteiligung von nur 48 Prozent gab.

„Das ist weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten und schlichtweg nicht vertretbar“, kommentiert die 15-Jährige. Zusammen mit Freunden kam dann die Idee auf, dass besonders die Jugendlichen im Landkreis angesprochen werden sollten.

Und die erreicht man am besten über soziale Netzwerke wie Instagram und Facebook, erörtert die 15-jährige Franziska Hieke.

Dabei glauben die sechs Jugendlichen nicht, dass ihre Altersgenossen unpolitisch sind. Die Bewegung Fridays For Future hat beispielsweise gezeigt, dass politisches Interesse besteht. Man muss die jungen Menschen jedoch erreichen und aufklären, meint der 17-jährige Jakob Sauter, der selbst Mitglied der Grünen ist.

Interview mit Oberbürgermeister steht auf Instagram

Um Gleichaltrige über die Vielseitigkeit des politischen Systems zu informieren, trifft sich das Gespann möglichst alle zwei Wochen, um Beiträge für die sozialen Netzwerke zu planen. Jüngst führten die Jugendlichen ein Interview mit Oberbürgermeister Helmut Reitemann, das sie filmen und auf ihrer Instagram-Seite hochladen durften.

„Wir haben von allen Seiten viel Zuspruch erhalten, besonders von Herrn Reitemann“, freut sich Emily Kraus. Daraufhin kontaktierten die Jugendlichen Politiker verschiedener Parteien, um die Ziele und Interessen jeder Partei zu beleuchten, die bei den Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres zur Wahl steht.

Für die Zukunft ist noch einiges geplant, berichtet die 15-jährige Yara Winkelmann. Zuletzt postete das Gespann Beiträge darüber, wie eine Briefwahl funktioniert, was der Gemeinderat eigentlich ist und welche Parteien es überhaupt gibt.

Sie sammeln Gründe, Wählen zu gehen

Als Nächstes wollen die Jugendlichen darüber aufklären, wo die verschiedenen Wahllokale im Kreis sind. Eine weitere Aktion sind sogenannte „Ich gehe wählen, weil“-Zettel, die das Gespann an Klein und Groß verteilt und die zurückfließenden Antworten dann auf ihrer Seite veröffentlicht.

Wichtig sei der Gruppe auch, dass die Schulen erreicht werden. „Das Jugendhaus hat bereits eine Kooperation vorgeschlagen, um in Schulklassen zu gehen und Schüler zu mobilisieren“, erklärt Franziska Hieke.

Und was kommt nach den Kommunalwahlen? „Zunächst fokussieren wir uns darauf, dass so viele Leute wie möglich im Mai wählen gehen. Danach möchten wir unsere Seite allgemeiner gestalten und beispielsweise darüber aufklären, was Steuern sind oder wie man ein Auto anmeldet“, erläutert Emily Kraus.

„Jetzt ist erst mal wichtig, dass wir Menschen in unserem Alter vermitteln, dass jede einzelne Stimme zählt und dass Wahlen unsere Zukunft bestimmen“, meint Emily Kraus, die im Mai selber zum ersten Mal wählen gehen wird.