Meßstetten

Frank Schroft: CDU-Talent im Haifischbecken

08.02.2019

von Klaus Irion

ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion kommentiert Frank Schrofts parteiinternen Putschaufruf.

Frank Schroft ist ein Machertyp. Einer, der weiß, was er will. Meßstetten kann sich glücklich schätzen, solch einen Bürgermeister zu haben.

Die Frage ist nur, wie lange bleibt Schroft der Stadt hoch oben auf der Zollernalb erhalten. Wer verfolgt, mit welcher Energie sich Schroft in die CDU-Parteiarbeit stürzt, wird zu dem Schluss kommen: Der will noch wesentlich mehr werden in der Union, als ausschließlich Mitglied des Vorstands der CDU Südwürttemberg-Hohenzollern.

Doch diese Woche haben Schrofts offenkundige Ambitionen einen ersten Dämpfer erhalten. Der Schultes hat nichts weniger gewagt, als die Absetzung des baden-württembergischen CDU-Vorsitzenden und Innenministers Thomas Strobl zu fordern. Offizieller Grund: Die desaströsen Umfrageergebnisse für die CDU im Land.

Nun könnte man getrost sagen, da will einer den Generationenwechsel an der Parteispitze radikal voranbringen, der Parteijugend eine Chance verschaffen. Doch so einfach ist es im Fall Schroft/Strobl keineswegs.

Denn da schwelt ja das Dauerthema der fehlenden Nachnutzung der Meßstetter Zollernalb-Kaserne. Die Strobl-Freunde werden Schrofts Putschaufruf als schlichten Rachefeldzug des Stadtoberhaupts betrachten. Was jener aber weit von sich weist und diese Woche mehrfach betonte, dass es ihm ausschließlich um das Bild gehe, das die Landes-CDU derzeit in der Öffentlichkeit abgebe.

Mit harscher Kritik am zuständigen Innenminister Strobl hatten der Meßstetter Bürgermeister, aber auch CDU-Landrat Günther-Martin Pauli, Ende 2017 das Ende der Pläne für eine Polizeischule im Kasernengelände kommentiert.

Dass Strobl seinerzeit auch aus parteitaktischen und nicht ausschließlich aus sachlich fundierten Gründen heraus gegen Meßstetten entschieden hatte, brachte die CDU-Rebellen aus dem Zollernalbkreis auf die Palme.

Bruch mit Verspätung

Den offenen Bruch mit ihrem Landesvorsitzenden wagten sie damals aber noch nicht. Im Gegenteil: Es wurde versucht, für das gebrochene LEA-Nachnutzungs-Versprechen nicht Strobl allein, sondern auch den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit in die Verantwortung zu nehmen.

Der Versuch misslang, wie man heute weiß. Kretschmann und die Grünen stehen in Umfragen besser da denn je. Dabei ist nach wie vor völlig offen, was aus der Meßstetter Zollernalb-Kaserne werden soll. Anfang dieser Woche hat Schroft nun nachgeholt, wozu ihm vor einem Jahr noch der Mut gefehlt hatte. 

... Generalsekretär von Stefan Mappus, der gegen Winfried Kretschmann verlor und hat selbst die Partei zum Juniorpartner der #Grünen gemacht. Darüber sollten alle nachdenken, denen die CDU am Herzen liegt... @ReinerRuf@StZ_NEWS@RMuschel@dpa_lsw

Er hat via Twitter den Bruch mit seinem Landesvorsitzenden Strobl vollzogen. Wörtlich äußerte er: „Die Umfragen für die CDU Baden-Württemberg sind katastrophal. Ein weiter so geht nicht. Wenn wir wieder die führende und richtungsweisende Partei im Land werden wollen, dann benötigen wir eine inhaltliche und personelle Erneuerung. Thomas Strobl steht dafür nicht.“

Das saß, und es konnte vom CDU-Landesvorsitzenden natürlich nicht unbeantwortet bleiben. Am Donnerstagabend holte Strobl in der SWR-Fernsehsendung Zur Sache Baden-Württemberg zum Gegenschlag aus. Mit Blick auf Schroft, dessen Namen er demonstrativ nicht in in den Mund nahm, meinte er: „Da versucht mir jemand zu schaden.“ Er habe jedoch aus vielen Richtungen Rückendeckung und Zustimmung erfahren.

Konkret namentlich genannt hat Strobl den Balinger Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß. Allerdings in dessen Funktion als Vorsitzender des CDU-Bezirks Württemberg-Hohenzollern, dessen Vorstand ja, wie bereits erwähnt, auch Frank Schroft angehört. So als wollte der Landesvorsitzende an die Meßstetter Adresse sagen: Was kümmert mich Schrofts Kritik, sein Bezirksvorsitzender steht hinter mir.

Ministerin zwischen den Fronten

Auch die „zuständige CDU-Kreisvorsitzende“ habe seine Arbeit positiv bewertet. Dass es sich dabei um seine Stuttgarter Kabinettskollegin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut handelt, verriet Strobel den Fernsehzuschauern nicht. Für sie ist die Schroft-Strobl-Fehde wieder einmal eine schwierige Situation. Denn als CDU-Abgeordnete des Wahlkreises Balingen muss ihr das Wohl und Wehe der Meßstetter eigentlich ein Herzensanliegen sein.

Sich Schrofts Kritik an Strobl aber anzuschließen, hieße für Hoffmeister-Kraut, sich gegen den Mann zu stellen, der sie 2015 als landespolitischen Neuling zur baden-württembergischen Wirtschaftsministerin gemacht hat.

Der Verlierer in diesem parteiinternen Machtspiel ist – vorerst – Frank Schroft. Er hat sich als bislang noch kleiner CDU-Fisch ins Haifischbecken der Partei begeben. Noch ist offen, ob ihn die großen CDU-Fische unter ihresgleichen aufnehmen. Junge, politische Talente wie Schroft innerhalb der Partei kaltzustellen, kann sich die CDU aber mit Blick auf die Umfrageergebnisse gar nicht leisten. Vielleicht ist genau das Schrofts Kalkül.

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