Balingen

Ein Augenblick in Öl

16.01.2019

Bis zum 28. Februar werden in der Balinger Galerie Kunstblick Werke des in Persien geborenen Malers Alireza Varzandeh ausgestellt. Am Sonntag war die Vernissage.

Nur zwei Tage vor der Eröffnung lieferte ein Kurier das letzte Bild des Künstlers Alireza Varzandeh in die Balinger Neue Straße. Gerade noch rechtzeitig vor der gut besuchten Vernissage am Sonntag in der Galerie Kunstblick. Das Werk mit dem Titel Straßencafé entstand erst im neuen Jahr, die Ölfarbe riecht noch.

Ein Augenblick in Öl

© Privat

Galeristin und Kunsthistorikerin Heidrun Bucher-Schlichtenberger vor dem Werk mit dem Titel Straßencafé von Alireza Varzandeh. Das Bild entstand entstand 2019.

Fast genauso neu sind auch die anderen Werke der Schau – nahezu alle wurden erst in den vergangenen drei Monaten gemalt. Der Grund: Auf der Art Miami Beach verkaufte der Künstler jede Menge Bilder.

Eigentlich hatte Alirreza Varzandeh selbst zur Eröffnung nach Balingen kommen wollen. Doch er ließ sich entschuldigen. Er lebe seit kurzer Zeit ganz in Spanien, erklärt die Galeristin Heidrun Bucher-Schlichtenberger. „Derzeit ist er mitten im Atelierumzug und konnte einfach nicht weg“, so Bucher-Schlichtenberger.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Duo DurMollCool, bestehend aus den Musikern Michel Damm (Gesang, Cajon) und Peter Panka Völkle (Gitarre, Gesang).

Alireza Varzandeh ist ein Maler, der das Leben schlechthin malt, so wie es ihm Tag für Tag begegnet. Es sind die vielen alltäglichen Situationen, die für ihn zum Bildanlass werden: das pulsierende Leben in der Stadt, Freizeitvergnügen im Park oder Badefreuden am Meer. Er malt Menschen im warmen Sommerregen mit bunten Regenschirmen auf der Straße oder visualisiert entspannte Szenen im Grünen. Jogger, Radfahrer und Familien mit Kindern bevölkern seine Leinwände. Sein bevorzugtes Sujet sind Augenblicksbilder. Das rasche Vorübergehen wird in der Bewegung eingefroren.

Alireza Varzandeh wurde in Persien geboren, in der Millionenstadt Shiraz. Als er sein Studium an der Universität Teheran 1985 mit Diplom abschloss, wurde die Freiheit der Kunst von Ayatollah Khomeinis Islamischer Republik massiv unterdrückt. Als politisch Verfolgter, mehrfach inhaftierter Künstler musste Varzandeh mittellos flüchten und seine Heimat Persien für immer verlassen.

Mitnehmen konnte er sein Erlerntes: das sensible Verständnis für den Umgang mit Farben, das Wissen um deren Leuchtkraft und um den gezielten Einsatz von Licht. Kurz, die Bildsprache der Perser: Farbenfreude und Licht. Diese bildet die Basis für Varzandehs Malerei. Allen seinen Arbeiten gemeinsam ist die aufwendige Maltechnik. Nicht weniger als zwölf Schichten benötigt der Maler ehe sein Werk vollendet ist. Ganz im Gegensatz zum rasanten Erscheinungsbild mancher Arbeit ist der Herstellungsvorgang langwieriger, häufig müssen Trocknungsprozesse abgewartet werden, bevor daran weiter gearbeitet werden kann.

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