Schömberg

Nietzsche, Kickboxen und die Wahrheit der Worte

09.01.2019

von Daniel Seeburger

Die 21-jährige Schömbergerin Jennifer Dillmann hat ihr erstes Gedicht veröffentlicht. „Manchmal kommt eine Idee wie aus dem Nichts“, sagt sie.

Ist Lyrik noch modern? Kann Poesie noch begeistern? Für die 21-jährige Jennifer Dillmann aus Schömberg sind das keine Fragen. Denn ihr Gedicht Das Dunkel des Dann ist jetzt veröffentlicht worden.

Sie hatte sich beim alljährlich ausgelobten Literaturwettbewerb der Brentano-Gesellschaft mit ihrem kleinen Werk beworben – und bekam den Zuschlag. „Ich habe das Gedicht extra aus diesen Anlass geschrieben“, erklärt die junge Lyrikerin.

Jennifer Dillmann dürfte unseren Lesern keine Unbekannte sein. Denn als Mitarbeiterin des ZOLLERN-ALB-KURIERS besucht die Schömbergerin seit knapp zwei Jahren viele Veranstaltungen, die wenig mit Poesie und Literatur zu tun haben. Aber es ist genau dieser Kontrast, den sie mag. „Es tut gut, regelmäßig schreiben zu müssen“, erklärt die 21-Jährige.

Nach dem Besuch der Schömberger Realschule besuchte Jennifer Dillmann das Sozialwissenschaftliche Gymnasium in Rottweil und belegte dort die Hauptfächer Psychologie und Pädagogik. Jetzt studiert sie Philosophie und Internationale Literatur an der Universität Tübingen.

Neben der Philosophie und der Zeitungsarbeit ist Jennifer Dillmann begeisterte Kickboxerin. „Im Kampfsport finden sich auch viele philosophische Zugänge“, erklärt sie. Man werde gefordert – nicht nur körperlich, sondern auch geistig.

Lebendige Sprache

Vor allem der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900) hat es Jennifer Dillmann angetan. „Nietzsche finde ich sehr interessant. Vor allem seine lebendige Sprache“, erläutert sie ihre philosophische Vorliebe. In seinem Stil findet die 21-Jährige Dinge, die für sie sehr wichtig sind. „Es gibt Worte, die können in dir etwas auslösen“, erklärt sie. In den Schriften von Friedrich Nietzsche findet sie solche Sequenzen, Sätze und Passagen.

„Bei mir haben Worte sehr viel mit Wahrheit zu tun“, sagt die Schömbergerin. Diese literarische Wahrheit lässt sich mittels Poesie komprimiert finden. Durch diese kleine Form werden die Gedanken in ihrer reinsten Art vermittelt und pointiert. „Man hört sich manchmal selbst nicht mehr zu“, sagt Jennifer Dillmann. Mittels der Lyrik wird diese Gefahr geringer.

„Manchmal kommt eine Idee wie aus dem Nichts“, beschreibt die Schömbergerin den Beginn des Schaffensprozesses. Wichtig sind für sie die Inspiration und die Emotionen. Danach konzentriert sich die 21-Jährige ganz auf den entstehenden Text.

„Man liest einen Satz, und er löst etwas in einem aus“, sagt sie. So entwickelt sich nach und nach das lyrische Werk. Ihr Motto beim Schreiben: „Lyrik muss nicht kompliziert sein“, denn sie weiß: „Gedichte sind spannend, weil es ein Spiel mit Worten ist.“

Die perfekte Symbiose von Form und Inhalt findet Jennifer Dillmann bei Rainer Maria Rilke. Dessen Gedichte liest sie sehr gerne. Beeinflusst werde sie von seinen Werken allerdings nicht, sagt sie.

Klassische Literatur

Auch literarisch ist die Schömbergerin unterwegs. Sie schreibt Kurzgeschichten und betreibt ihren Blog Wortesflucht. Zwischenzeitlich besucht sie an der Uni Tübingen einen Kreativschreibkurs. Moderne Literatur fristet auf ihrem Schreitisch ein Nischendasein.

Die Klassiker begeistern sie viel mehr. Jane Austens Roman Stolz und Vorurteil beispielsweiseoder das Südstaatenepos Vom Winde verweht von Margret Mitchell. Aber auch die Dramen Woyzeck, Leonce und Lena und Dantons Tod von Georg Büchner faszinieren sie. Ihr großer Traum: „Mal selbst einen Roman schreiben“. Mit ihrem Gedicht hat sie einen ersten wichtigen Schritt gewagt. „Gedichte machen Spaß“, sagt sie und lächelt.

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