Pragmatische Protagonisten beim HBW: „Es zählen nur die Punkte“

18.12.2018

von Marcus Arndt

Die HBW-Serie hält. Mit 16:0 Zählern festigten die „Gallier von der Alb“ Rang zwei im Bundesliga-Unterhaus, hinter dem HSC Coburg. Nach einer weiteren Auswärtspleite erhielten die Ambitionen des TuS N-Lübbecke einen empfindlichen Dämpfer.

Die hoch gehandelten Ostwestfalen unterlagen im Topspiel beim Spitzenreiter Coburg und haben vor dem finalen Hinrunden-Spieltag bereits satte sieben Punkte Rückstand auf die beiden führenden Klubs.

Pragmatische Protagonisten beim HBW: „Es zählen nur die Punkte“

© Eibner

Der HBW Balingen-Weilstetten (im Bild Matthias Flohr) hat sich nach acht Siegen in Serie eine hervorragende Ausgangsposition für den Heimspiel-Doppelpack gegen Aufsteiger Großwallstadt und Verfolger Schwartau verschafft.

Das war nicht zu erwarten, aber den Aufstiegsfavoriten aus Lübbecke, Hamm und Schwartau bleibt 2019 nur die Verfolgerrolle. Punktgleich (alle 22:14) reiht sich das Trio auf den Plätzen sechs bis acht ein. Hinter den Ex-Erstligisten aus Coburg und Balingen (beide 29:7) folgen Aufsteiger TuS Ferndorf (25:11), die HSG Nordhorn-Lingen (24:12) und Altmeister TUSEM Essen (23:13).

Im West-Derby gegen Verfolger ASV Hamm-Westfalen kassierte der Traditionsverein von der Margarethenhöhe eine weitere Niederlage – bereits die vierte in Folge. „Diese Pleite tut natürlich weh“, gesteht TUSEM-Top-Torschütze Tom Skroblien ein. Er er-gänzt: „Wir hatten die alten Probleme: Das Zusammenspiel zwischen Torwart und Abwehr funktionierte nicht und vorne haben wir zu viele Bälle verworfen. Und als wir die Chance hatten das Spiel zu drehen, haben wir wieder zu viele Fehler gemacht und dumme Gegentore kassiert.“

Sein Trainer Jaron Siewert sieht das 31:33 ähnlich: „Zwar haben die Jungs immer an die Chance geglaubt und viel investiert, aber auch im letzten Angriff wieder einen Fehler gemacht und so war die Möglichkeit auf einen Punkt dann weg.“

Auch der TuS N-Lübbecke kam in Coburg noch einmal in Schlagdistanz, aber die Ergebniswende blieb aus. Die Ostwestfalen verloren in der Veste mit 33:36 – und sind seit nunmehr neun Wochen auswärts sieglos. Klar, dass sich Coach Aaron Ziercke im Postulieren ehrgeiziger Ziele zurückhält: „Wir wollen noch möglichst viele Spiele gewinnen – und dann schauen, was die Konkurrenz macht . . .“

Diese ließ in den vergangenen Wochen mit Ausnahme von Essen nur selten Punk-te liegen. Auch der VfL Lübeck-Schwartau ist nach seinem November-Tief wieder auf Kurs. Nach dem Genda-Schock, der Polen-Kanonier hat sich das Kreuzband gerissen, bezwangen die Norddeutschen mit einer Rumpftruppe (sechs Ausfälle, Anm. d. Red.) den HC Elbflorenz Dresden mit 26:25. „Das war ein Sieg der Leidenschaft, auch des Willens, wenn man sieht, mit welcher Truppe wir aufgelaufen sind“, war VfL-Übungsleiter Torge Greve erleichtert. Das Wie, „ob mit Glück oder ohne“, es interessierte ihn nicht. „Es zählen nur die Punkte. Hut ab vor den Jungs.“

Auch der HBW Balingen-Weilstetten erarbeitete sich ohne Kapitän Martin Strobel in Hagen zwei wertvolle Zähler (Endstand: 25:24). Wenige Sekunden vor Spielende wäre Lars Friedrich beinahe zum tragischen Helden geworden, verwarf in Zeitnot bei einer hauchdünnen Führung. „In der ersten Halbzeit hat uns etwas die Durchschlagskraft aus dem Rückraum gefehlt“, analysiert der Balinger Routinier.

„Hagen stand sehr defensiv und wir hatten neun Fehlwürfe, was eindeutig zu viel ist. Unser Tempogegenstoß, der uns sonst auszeichnet, kam in der ersten Halbzeit gar nicht zur Geltung. Später haben wir dann deutlich besser gespielt und sind zu leichteren Würfen gekommen. Am Ende hatten wir auch das Quäntchen Glück, aber so ist das eben manchmal, wenn man auf einer Welle reitet.“ Die Erfolgsserie des Ex-Erstligisten hält weiterhin an – und vor den beiden finalen Spielen des Jahres hat sich der HBW eine blendende Ausgangssituation verschafft.

Hagen muss hingegen den Blick wieder nach unten richten, hat nur noch zwei Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Nach dem 31:25 im Aufsteigerduell über den HSV Hamburg kletterte der TV Großwallstadt (13:23) auf Rang 15. Ebenfalls 13 Pluspunkte weisen Bayer Dormagen (23:28-Pleite gegen Nordhorn-Lingen) und der Dessau-Roßlauer HV (22:23-Niederlage in Hüttenberg) auf. Vorletzter ist der Wilhelmshavener HV (12:14) nach der 22:32-Heimklatsche gegen die Wölfe aus Rimpar. Abgeschlagenes Schlusslicht bleiben die Rhein Vikings, welche in der Hinrunde auswärts ohne zählbaren Erfolg blieben. In Aue unterlagen die Wikinger mit 26:29.

 

Strobel-Einsatz gegen Großwallstadt und Schwartau fraglich

Vor den beiden finalen (Heim-)Spielen des Jahres rangiert der HBW Balingen-Weilstetten weiter an zweiter Stelle im Bundesliga-Unterhaus. Ob Kapitän Martin Strobel vor der Weltmeisterschaft im Januar noch einmal für die „Gallier von der Alb“ aufläuft, ist zumindest fraglich. „Wir müssen mal schauen, ob es in diesem Jahr noch reicht“, erklärt Trainer Jens Bürkle, „er hat eine leichte Zerrung der Bauchmuskulatur. Es ist nichts Schlimmeres.“ Ohne den Nationalspieler zitterte sich der Ex-Erstligist in Hagen zum achten Sieg in Serie. In der Schlussphase drängte die Eintracht auf den Ausgleich, aber es reichte nicht mehr. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt VfL-Spielmacher Sören Kress, „dass wir für so eine starke Leistung nicht zumindest einen Punkt bekommen haben.“ Auch Bürkle wusste das 25:24 richtig einzuordnen, sprach von einem „glücklichen Erfolg“. Der 38-jährige Sportwissenschaftler fügt hinzu: „Hagen hat uns vor ein paar Aufgaben gestellt, die wir so nicht kannten. Trotzdem ist meine Mann-schaft cool geblieben und hat vielleicht auch von der etwas breiteren Bank profitiert.“ar

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