Fünf Jahrzehnte Lokalgeschichte: Hanne-Lore Kaiser überlässt ihre Fotos dem Kreisarchiv

Mit einem besonderen Applaus wurde die Rosenfelderin Hanne-Lore Kaiser am Mittwochmorgen im Landratsamt begrüßt. Denn die Menschen, die klatschten, waren auf einem Foto der ehemaligen, langjährigen ZAK-Redakteurin abgebildet und auf eine Leinwand projiziert worden.

Nur ein Foto aus dem umfangreichen, überaus wertvollen Archiv, das die 85-Jährige im Jahr 2014 dem Kreisarchiv vermacht und nun offiziell übergeben hat.

Zur Freude von Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn, der sein Glück an diesem Morgen kaum fassen konnte und von dem kostbaren Geschenk überaus angetan war.

Zur offiziellen Übergabe des Fotoarchivs „Hanne-Lore Kaiser“ an den Landkreis waren Rosenfelds Bürgermeister Thomas Miller und der ehrenamtliche Stadtarchivar Wolfram Fischer gekommen; ebenso wie Helge Kaiser, die Tochter von Hanne-Lore Kaiser, ohne deren Mithilfe die umfangreiche Digitalisierung der Fotografien quasi unmöglich gewesen wäre.

Über 20.000 Fotografien gesichtet und eingescannt

Denn vier Jahre lang hat Helge Kaiser gemeinsam über 20 000 Fotografien, die ihre Mutter in ihrem langen Berufsleben für den ZOLLERN-ALB-KURIER und davor den Balinger Volksfreund geschossen hat, gesichtet und eingescannt, so dass alle in digitaler Form vorliegen. „Eine Heidenarbeit“, wie Dr. Zekorn der Kaiser-Tochter bescheinigte.

Da aber Fotos ohne Texte wertlos sind, wie der Historiker betonte, wartete noch ein weiterer, großer Berg Arbeit auf die Fotografin. Hanne-Lore Kaiser, die in unserer Zeitung unter dem Kürzel „kai“ über alle lokalen Ereignisse auf dem Kleinen Heuberg und im Oberen Schlichemtal berichtet hatte, beschriftete jede einzelne Bilddatei.

„Dafür bewundere ich Sie“, wandte sich der Kreisarchivar an die 85-Jährige, die in ihrer Heimatstadt auch an mehreren Publikationen mitgewirkt hat. Das Rosenfelder Heimatbuch ist eines der viel gelobten literarischen Werke, bei dem sie im Autorenteam mitgearbeitet hat.

Ein halbes Jahrhundert Lokalgeschichte in 13.197 Fotografien

Exakt 13 197 Fotografien von Hanne-Lore Kaiser gehören nun dem Kreisarchiv und dem Archiv der Stadt Rosenfeld. Diese dürfen nun, wie Dr. Zekorn mitteilte, für Forschungszwecke und für die Regionalgeschichte frei verwendet wenden.

Weit mehr als 20 000 Bilder, analog und digital, mussten aber gesichtet werden. „Wir haben nur die Besten ausgewählt“, erzählte die Fotografin. „Das ist unglaublich toll“, zollte Dr. Zekorn den beiden Kaiser-Damen erneut ein großes Lob. „Es hat auch Spaß gemacht“, antwortete Helge Kaiser.

Das Archiv umfasst zeitlich ein halbes Jahrhundert. Die ersten Bildern stammen aus dem Jahr 1959; die jüngsten sind fünf Jahre alt. Darunter sind zahlreiche große Ereignisse, wie das Rosenfelder Kinderfest, der Besuch von Guenter Oettinger in Rosenfeld und die zahlreichen Vereinsjubiläen.

Das Archiv gibt Zeugnis von einem halben Jahrhundert, in denen die Mutter von drei Töchtern mit viel Herzblut für unsere Zeitung unterwegs war. Ihre Arbeitstage waren lang, oft musste sie auch nachts raus, wenn die Sirenen heulten.

Die Bilder sind ein Stück Zeitgeschichte und für den Landkreis unendlich wertvoll. Auch wegen der exakten Beschriftung. Dr. Zekorn demonstrierte anhand der Schlagwortsuche, wie einfach nun die Suche nach Menschen und Ereignissen ist, die auch weiter zurückreichen.

Kreisarchivar schwärmt von Archivsuche

„Ich kann ganze Lebensläufe recherchieren“, schwärmte er. Zudem seien die Fotos bester Qualität. Und ganz wichtig sei, dass die Datenmenge von 136 Gigabyte nun auf dem Server für nachfolgende Generationen gesichert ist. „Wir konnten einige der Fotos schon nutzen“, verkündete der Kreisarchivar.

Rosenfelds Bürgermeister Thomas Miller ist stolz auf seine Mitbürgerin, wie er bekannte. Auch er habe die Erfahrung machen müssen, dass Fotografien erst dann wertvoll sind, wenn sie einen Kontext haben. Sein Dank galt beiden Damen für die tolle Arbeit.

Kaiser war bekannt für ihre Recherchen

Auch Wolfram Fischer, der mit Hanne-Lore Kaiser zum Autorenteams des Heimatbuchs „Alt-Rosenfeld“ zählte, zollte diesem Lebenswerk größten Respekt. Hanne-Lore Kaiser habe stets überaus gründlich recherchiert.

„Wenn wir ein Foto von einem Menschen ohne Namen hatten, hat sie sich auf den Weg gemacht und es herausgefunden“, berichtete der ehemalige Schulleiter. „Das müssen wir rauskriegen“, habe sie dann gemeint und sich ans Werk gemacht.

Hanne-Lore Kaiser, die heute noch vereinzelt fotografiert, hörte lächelnd zu und packte dann noch Geschenke aus. Staunend meinte Dr. Zekorn: „Jetzt wollten wir Sie beschenken und nun beschenken Sie uns.“

Die Geschenke waren ein Fotoalbum mit historischen Aufnahmen des Rosenfelders Heiner Müller sowie ein Ordner mit Negativen von der Jumelage.

Außerdem hatte die leidenschaftliche Fotografin und Journalistin einen Stick dabei: „Das sind noch Rohrbach und Blickle.“