Bescheidene Schwaben bauen Serie weiter aus

03.12.2018

von Marcus Arndt

Im Bundesliga-Unterhaus positionieren sich die „Gallier von der Alb“. Nach dem klaren Heimerfolg über Primus Coburg setzte sich der HBW auch in Essen durch. Dennoch bleibt das Team um Trainer Jens Bürkle zurückhaltend.

Das Thema Aufstieg lässt der Ex-Erstligist weiter außen vor. Nach den Erfahrungen aus der Vorsaison aus gutem Grund. Er müsse jetzt leider in die Kabine, weicht Marcel Niemeyer geschickt bohrenden Fragen aus.

Bescheidene Schwaben bauen Serie weiter aus

© Eibner

Beim Altmeister Essen hat der HBW Balingen-Weilstetten mit 36:34 gewonnen und im Bundesliga-Unterhaus Rang zwei verteidigt. Wichtig in Abwehr und Angriff: Romas Kirveliavicius (links).

Dabei präsentierten sich die Schwaben „Am Hallo“ phasenweise erstligareif, dominierten die Westdeutschen und führten nach 41 Minuten bereits mit 28:19. „Wir haben viele Dinge, die Essen eigentlich gut macht, gut unterbunden – hatten ihr Tempo im Griff“, erklärt Jens Bürkle, „so waren sie dann zu großem Risiko gezwungen. Wir selbst haben sehr gut Tempo gemacht, haben unser Spiel durchgezogen.“

In der Schlussphase kam der Traditionsverein von der Margarethenhöhe nach einem 4:0-Lauf noch einmal auf 34:36 heran. Dennoch sei es ein verdienter Sieg gewesen, betont Niemeyer, „der meiner Meinung nach sogar ein paar Tore höher hätte ausfallen können. Essen hat aber auch eine klasse Mannschaft, die stehen zu Recht da oben und von daher sind wir froh über die zwei Zähler.“

Die brachten den Kreisstädtern für 24 Stunden die Tabellenführer ein, ehe der HSC Coburg mit einem 24:21-Heimsieg über Aufsteiger TuS Ferndorf wieder nach Punkten mit den Schwaben gleichzog (beide 25:7 Punkte). Aufgrund der besseren Tordifferenz rangieren die Oberfranken (+63) vor den Kreisstädtern (+52), gefolgt von Essen (23:9/+34).

„Wir haben uns bei den Spielen gegen Coburg und Essen keinen zusätzlichen Druck gemacht“, nimmt Niemeyer den Gesprächsfaden wieder auf, „es sind im Endeffekt Partien wie alle anderen, das ist schließlich auch unsere Devise.“ Und damit fahren die Schwaben bislang sehr gut, haben sich nach dem Stolperstart im Aufstiegsrennen positioniert. Doch der HBW-Hüne winkt ab.

„Fakt ist, dass wir durch die ganzen Spiele, die wir gewonnen haben, auf einer Erfolgswelle schwimmen“, sagt der achtfache Balinger Torschütze ruhig, „wir kommen mit einem gewissen Selbstvertrauen nach Essen. Wir wollten dieses Spiel gewinnen und das sollte man dementsprechend auf der Platte auch sehen. Das haben wir gezeigt und können stolz auf unsere Leistung sein.“

Das war auch Bürkle, der auf seinen angeschlagenen Kapitän Martin Strobel verzichtet hat. „Er hat sich zwar warm gemacht, aber wir haben es die ganze Woche schon anders gemacht und wollten auch kein Risiko eingehen“, so der der Sportwissenschaftler. Dieser sprach von einem souveränen Sieg seiner Mannschaft. Das sah sein Konterpart Jaron Siewert genauso: „Der HBW hat eine richtig gute Leistung gebracht und jeden Fehler von uns gnadenlos ausgenutzt. Wir hatten phasenweise zu überhastete Abschlüsse und zu viele Tore gefressen.“

Wie schon in den vergangenen Spielen zeigten die Westdeutschen Defizite in der Defensive. „Da haben wir vielleicht nicht so viel Vertrauen und Konsequenz aktuell“, gesteht der TUSEM-Trainer ein, „im Moment ist es ein Strudel von Unsicherheit, aus dem wir uns nicht so leicht herausziehen können . . .“ Das war auch im Ligagipfel sichtbar: Nach einem 14:19-Pausenrückstand fiel Essen weiter zurück, ehe der Altmeister noch etwas Ergebniskosmetik betrieben hat.

Nach 12:0 Punkten mischt der HBW weiter oben mit, erwartet am Samstag den TV Emsdetten. In der laufenden Spielzeit treten die Westfalen – auch aufgrund vieler Ausfälle – wenig konstant auf. „Eine durchwachsene Runde“, urteilt Bürkle, „mit vielen Auf und Abs.“ Das mache den Gegner gefährlich, warnt der 38-Jährige und verweist auf die „engen Begegnungen“ in der Vorsaison. Nach dem 25:25 in Balingen waren die Schwaben aus-wärts mit 31:29 erfolgreich.

 

Spitzenreiter für 24 Stunden

Sechs Spiele in Serie haben die Schwaben zuletzt in der 2. Handball-Bundesliga gewonnen – und sich nach dem Stolperstart mit 3:5 Punkten sukzessive in der Tabelle nach oben gearbeitet. Am Freitag setzte sich der HBW mit 36:34 beim Verfolger Essen durch, hat binnen einer Woche eine weitere Spitzenmannschaft im Unterhaus besiegt und Rang zwei verteidigt. Für 24 Stunden verdrängten die Balinger sogar den HSC Coburg von der Spitze. „Ich glaube, dass die Tabellenführung morgen wieder weg ist“, hatte Balingens Coach Jens Bürkle bereits nach dem Erfolg „Am Hallo“ befürchtet. So war es dann auch. Mit 24:21 gewannen die Schwarz-Gelben vor heimischer Kulisse gegen den TuS Ferndorf. In einem „verrückten Spiel“, wie es der Gästetrainer Michael Lerscht kategorisierte, blieb der Aufsteiger bis zum 19:21 (57. Minute) in Schlagdistanz. „Es war die erwartet harte Nuss“, war HSC-Kommandogeber Jan Gorr am Ende zufrieden und erleichtert. Am kommenden Spieltag sind die Oberfranken bereits am Freitagabend in Hamm gefordert, während der HBW erst am Samstag in der „Hölle Süd“ auf den zehnplatzierten TV Emsdetten trifft (19 Uhr, SparkassenArena).ar

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