Hechingen

Unsere Heimatmuseen: das Hohenzollerische Landesmuseum

30.11.2018

von Nicole Leukhardt

Es ist nicht einfach ein Museum, es ist sein Museum. Wer das Glück hat, mit David Hendel über das knarzende Parkett des Hohenzollerischen Landesmuseums schreiten zu dürfen, spürt das mit jedem Schritt.

Der Geschichtswissenschaftler ist erst seit März Chef in den altehrwürdigen Mauern. „Noch bin ich am Einarbeiten“, erzählt er. Dennoch trägt die Hohenzollernsammlung bereits ein bisschen seine Handschrift. „Im Foyer gibt es eine IIQ-Ausstellung“, sagt Hendel. Hinter der Abkürzung verbirgt sich „Interessantes im Quartal“.

Unsere Heimatmuseen: das Hohenzollerische Landesmuseum

© Nicole Leukhardt

Imposante Heiligenfiguren gehören zu den sakralen Exponaten des Hohenzollerischen Landesmuseums.

Alle Vierteljahre präsentiert der Museumsleiter ein Fundstück, eine Anekdote oder ein besonderes Ausstellungsstück. Und davon findet er bei seiner täglichen Arbeit viel. „Ich bin momentan oft auf dem Speicher zu finden, wo ich die Werke sichte und sortiere und mich einarbeite“, erzählt er. Dass er sich aber durchaus schon gut eingelebt hat, zeigt sich beim Rundgang durch das geschichtsträchtige Haus schnell.

Von Anfang an sei er von der Sammlung beeindruckt gewesen, sagt David Hendel. 1896 wurde damit begonnen, Geschichtsträchtiges rund um die Hohenzollern aber auch weit darüber hinaus zusammenzutragen. Tritt man durch die leuchtend pinke Tür ins Museum ein, begibt man sich zunächst auf eine sehr lange Reise. Denn der erste Teil des Museums ragt 100.000 Jahre in die Menschheitsgeschichte zurück und befasst sich mit der Steinzeit. In einer Art Gewölbekeller lagern Tongefäße, Zähne, Waffen aber auch prächtig bunter Schmuck in Glasvitrinen.

Unsere Heimatmuseen: das Hohenzollerische Landesmuseum

© Nicole Leukhardt

Von der Steinzeit über das Mittelalter bis zum Barock: Das Hechinger Landesmuseum umfasst ein weites Gebiet. Darunter auch Funde aus der Umgebung.

Sakrale aber auch weltliche Schätze finden sich im mittleren Geschoss. „Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist der Jesus auf dem Palmesel“, sagt David Hendel. Die Holzfigur, die noch immer in kräftigen Farben leuchtet und bei Prozessionen eingesetzt worden ist, stammt aus dem Jahr 1380.

Was in den vielen Räumen des Museums, das im Lauf seiner Geschichte Rathaus, Prinzessinnenpalais, Schlossersatz, Kanzlei, Parteizentrale der NSDAP und vieles mehr gewesen ist, auf die Besucher wartet, ist ein Spaziergang durch die Geschichte. Die Schau zeigt Exponate der Handwerkszünfte, erzählt die Geschichte von Sankt Luzen, bildet aber auch den jeweiligen Zeitgeist ab. „Hexenverfolgung, Revolten gegen die Obrigkeit oder die Endzeitstimmung im Dreißigjährigen Krieg waren auch in Hechingen spürbar“, sagt David Hendel. Eine Schandmaske für boshafte Frauen findet sich ebenso in einer Vitrine wie ein Weihwassergefäß in Form eines Totenschädels.

Unsere Heimatmuseen: das Hohenzollerische Landesmuseum

© Nicole Leukhardt

Ein Abbild des Zeitgeist: Auch vor Hechingen hat die Hexenverfolgung keinen Halt gemacht

Und über manche Fundstücke wundert sich sogar ein erfahrener Museumschef. In einem stillgelegten Kamin wurde ein Reisigbüschel entdeckt. „Ein Hexenbesen, der das Kamin gegen böse Mächte verschließen sollte“, sagt David Hendel.

Viele der Exponate sind nahbar und nicht in Vitrinen oder hinter Glas gelagert. „Wir vertrauen darauf, dass unsere Gäste angemessen mit den Ausstellungsstücken umgehen“, sagt Hendel. Nur einmal sei etwas abhanden gekommen. „Bei einer Ritterrüstung wurde der Helm gestohlen“, erzählt David Hendel. Das fehlende Stück ist nie wieder aufgetaucht.

Besonderes Augenmerk wird in der Sammlung auch der Hohenzollerischen Hochzeit zuteil. Das Buch von Jakob Frischlin beschreibt auf 250 Seiten ein Loblied auf die Herrschaft. „Wer es lesen möchte, kann es im Museum kaufen“, sagt der Leiter, der bereits im Landesmuseum in Tübingen und im Stadtmuseum in Stuttgart gearbeitet hat.

Am Ende der Führung, nach einem Streifzug durch den Barock im Obergeschoss angekommen, blickt David Hendel auf einen langen Flur. „Das 19. und 20. Jahrhundert fehlen noch“, sagt er und schmunzelt. Gerne würde er sein Museum noch erweitern. „Aber das hängt auch immer an der Finanzierung“, sagt er.

Und nicht zuletzt will auch David Hendel selbst Schätze für die nachfolgenden Generationen aufbewahren und erhalten. Von den Blutbuchen, die in den vergangenen Tagen in Hechingen gefällt worden waren, hat er sich Baumscheiben sägen lassen.

Sie sollen später Teil der Ausstellung und so für immer auch ein unvergessener Teil der Hechinger Stadtgeschichte werden.

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