Balingen

Für den persönlichen Film im Kopf

26.11.2018

von Silke Thiercy

„Federspiel“ machte bei der Tour auch Station in der Balinger Stadthalle. Für die Zuhörer gab es – im positiven Sinn – mächtig was auf die Ohren.

Astrid Lindgren sagte: „Man muss sich auch mal die Zeit nehmen, einfach nur den Wolken zuzusehen.“ Und man muss sich mal die Zeit nehmen, „Federspiel“ zu erleben. Die sieben Blasmusiker gaben den Zuhörern am Samstagabend in der Balinger Stadthalle mächtig was aufs Ohr und lieferten den Soundtrack zum persönlichen Kopfkino. Die Veranstaltung wurde vom ZOLLERN-ALB-KURIER präsentiert.

Für den persönlichen Film im Kopf

© Silke Thiercy

Die sieben Musiker von „Federspiel“ bewiesen in der Balinger Stadthalle, warum sie international gebucht werden – und zögerten nicht, unbrauchbare Lebensweisheiten im besten Matura-Deutsch weiterzugeben.

Im allerbesten wienerischen Maturadeutsch führten die Mitglieder des Ensembles die Balinger Zuhörer durch den Abend. Und der hatte es in sich. Ob Dur oder Moll. Ob Klassik, Jazz oder Volksmusik – die sieben „Federspieler“ ließen nichts aus und niemanden im Saal unberührt. Die Blasinstrumente plauderten miteinander. Und mit dem Publikum. Ein Abend, der mit den kompletten Eigenarrangements für die neue CD des Septetts zeigte, dass die sieben jungen Österreicher zu Recht auf der ganzen Welt gebucht werden.

Und, besonderer Charme der Balinger Stadthalle: Wieder einmal waren die Künstler den Zuhörern zum Anfassen nah. Stadthallenchef Matthias Klein und sein Team organisierten nach dem Konzert wieder ein „Meet and Greet“ mit den Stars von der Bühne.

Am Samstag entführten die sieben jungen Herren – die zum Teil bewiesen, dass man auch in der heutzutage „Loungewear“ genannten Jogginghose die Leute bestens unterhalten kann – das Balinger Publikum zu den Wolpertingern. So nämlich heißt ihre aktuelle CD. Und so wenig greif- und beschreibbar war das, was die Wiener den Schwaben servierten. Jazz? Volksmusik? Klassik? Von allem eine Prise, herrlich abgeschmeckt mit dem Spielwitz und musikalischen Können der Truppe. Da gab es den brütend heißen Sommer in Wien, den die Musiker mit Klang und Noten zu konservieren versuchten. Träumerische Momente, wenn subtile Lebenserkenntnisse die Menschen erreichen. Die sieben Männer haben ihre Musik verinnerlicht und leben sie. Ein Notenblatt braucht keiner.

Sie verbringen ganz viel Zeit miteinander, wenn sie auf Tour sind. Dann kann es dem einen oder anderen Bandmitglied schon mal passieren, in eine „postfestivalische Depression“ zu verfallen. Wie sie die heilen? Mit Musik. Zum Beispiel die über einen Wasserfall, in dem die sieben Österreicher in Norwegen nach einem Festival badeten. Und in dem der Legende nach ein Fossegrimm wohnt. Also ein fiedelspielender Troll. Dessen Musik ist mit drauf auf dem neuen Soundtrack der Österreicher.

Gegründet wurde die Truppe 2004 in Krems an der Donau von sieben Studenten der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie des Konservatoriums in Wien. Das erste Album – „Unerhört Bumm!“ wurde mehrfach in Österreich ausgezeichnet. Mitglieder des Ensembles sind unter anderem Cerro Azul aus Mexiko, der Klarinettist Frédéric Alvaro Dupuy und der Tubist Roland Etzinger sowie Trompeter Philip Haas, Posaunist Thomas Winalek und Simon Zöchbauer.

Und der Wolpertinger? Der symbolisiert all das, was die sieben Blasmusiker den Zuhörern geballt auf die Ohren gaben. Abenteuerlust nicht nur im musikalischen Sinn und über zwei Stunden Platz und Raum für die eigenen Gedanken und Träume.

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