Stetten u. H.

Wo bleibt das Schmuddelwetter?

17.11.2018

Die lange Trockenheit macht den Bäumen auf der Alb zu schaffen. Bei Stetten unter Holstein mussten rund 1500 Bäume geschlagen werden, sie waren kaputt.

Vor sechs bis acht Wochen ging es los. Viele Fichten auf der Alb, vor allem rund um Stetten unter Holstein, fielen der seit Monaten andauernden Trockenheit zum Opfer. Da war nichts mehr zu machen. Gut 1000 Festmeter – rund 1500 Bäume – mussten geschlagen werden.

Wo bleibt das Schmuddelwetter?

© Jürgen Meyer

So wenig Wasser hat die Lauchert seit gefühlten Ewigkeiten schon nicht mehr gehabt. Die Brücke bei Stetten u.H. ist momentan eher Zierde inder Landschaft. Vermutlich ist das wenige Fließwasser unterirdisch im Kalkkanalsystem unterwegs.

Wo ein Baum, hier meist eben eine Fichte, wächst, entscheidet darüber, wie viel Chancen sie hat, auch extreme Witterungsbedingungen zu überstehen. In Bodensenken gedeiht sie prima, auf flachgründigem Boden weniger.

Gut war, dass die Pflanzenwelt immerhin einen optimalen Start in das Jahr hatte. „Zu Beginn der Vegetationszeit war genügend Wasser da, die Bäume sind gut gewachsen“, erklärt Forstdirektor Hermann Schmidt. Denn seit Juli blieb es dann fast durchwegs trocken. Die wenigen Sommerniederschläge, die runter kamen, gelangten meist durch den Fichtenwald nicht einmal auf den Boden.

Käfer und Rotfäule

Wie reagiert der Baum? Er versetzt sich in den „Trockenschlaf“. Alle Spaltöffnungen werden geschlossen, damit auch ja nichts mehr verdunstet.

Dann aber griff leider der Borkenkäfer an. „Eigentlich war die Käferpopulation im Frühjahr recht harmlos“, so Schmidt, aber ein paar der Tierchen gibt es halt immer. Fängt aber ein Borkenkäfer an, an einer Fichte zu knabbern, versucht diese sich zu wehren. Der Baum versucht Harz zu produzieren, in dem der Käfer sozusagen „ertrinkt“. Schlecht nur, wenn der Baum zu trocken ist, dann überlebt er seinen eigenen Rettungsversuch nicht. Besonders, wenn gleichzeitig auch noch die Rotfäule, ein Pilz im Inneren, zusetzt. Dem Borkenkäfer ergeht es übrigens nicht viel besser. In den kaputten Fichten kommt er gar nicht mehr dazu, sich richtig zu vermehren.

„Im Augenblick aber haben wir eine Pattsituation“, erklärt Schmidt. Es ist kalt, die Borkenkäfer fliegen nicht mehr. Können also auch keine Schäden mehr verursachen. Die Fichten, die davon gekommen sind, werden es bis zum Frühjahr schaffen.

Bis dahin müsste der Boden allerdings endlich mal wieder ordentlich Wasser auftanken. „Frische Triebe brauchen unheimlich viel Wasser.“ Drei Monate Schmuddelwetter wären gut, meint Schmidt. Viel Schnee würde auch helfen, der könnte dann im Frühjahr langsam schmelzen.

Das ersehnte Nass darf nur nicht als wahre Sturzflut vom Himmel kommen, sonst fließt das Wasser einfach nur ab und bleibt nicht im Boden. Leider hat (nicht nur) Schmidt die Erfahrung gemacht: „Die Schwankungen schlagen stärker aus und sie sind häufiger.“ Gewitter, Starkregen, Hagel – „die Ausschläge, die wir zu spüren bekommen werden immer extremer“.

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