Balingen

Balinger Protestanten diskutieren ihre Immobilien

07.11.2018

von Lydia Wania-Dreher

Sinkende Einnahmen, hohe Sanierungskosten: Welche Gebäude braucht die evangelische Gesamtkirchengemeinde Balingen in Zukunft noch? Ein Vorschlag bekommt viel Zuspruch.

Diese Immobilien wurden von den rund 80 Anwesenden am Mittwochabend im Gemeindehaus Stadtmitte diskutiert.

Balinger Protestanten diskutieren ihre Immobilien

© ly

In Gruppen brachten die Anwesenden ihre Ideen ein.

Architekt Sebastian Läpple stellte vorab acht der 21 Gebäude der Gesamtkirchengemeinde genauer vor. Diese Auswahl, die einige Zuhörer kritisierten, traf im Vorfeld die Steuerungsgruppe.

Kosten in Millionenhöhe stehen an

Das Gemeindezentrum Auf Schmiden koste im Jahr 36 603 Euro und in den nächsten 15 Jahren müssten dort 1,3 Millionen Euro investiert werden, führte Läpple aus.

Auch das Gebäude des Jugendwerks und der Erwachsenenbildung in der Längenfeldstraße muss in den nächsten Jahren für geschätzte 700 000 Euro saniert werden.

Bei der Friedhofskirche gebe es einiges zu tun, so der Architekt. Arbeiten unter anderem an der Fassade und dem Dach würden rund eine Million Euro kosten.

Balinger Protestanten diskutieren ihre Immobilien

© Lydia Wania-Dreher

Die Immobilien der Gesamtkirchengemeinde, symbolisiert durch Holzklötzchen.

„Das Tobias-Beck-Haus ist noch in einem guten Zustand“, erklärte Läpple. Allerdings werde es sehr wenig genutzt. Jährlich würde es 36 560 Euro kosten.

Die größte Sanierung steht im Gemeindehaus Stadtmitte in der Hermann-Berg-Straße an. Der Experte schätzt, dass man dort 2,85 Millionen Euro investieren muss.

Alle 21 Gebäude der Gesamtkirchengemeinde müssten bis 2023 für insgesamt rund 8,25 Millionen Euro saniert werden, ergab Läpples Aufstellung. Und das bei einer sinkenden Zahl an Gemeindegliedern – pro Jahr werden es rund 100 in der Gesamtkirchengemeinde weniger – und damit auch sinkenden Steuerzuweisungen.

Im Jahr 2032 könnten es noch 4982 Protestanten in Balingen geben, so die Prognose des Experten.

In drei Gruppen diskutierten die Anwesenden dann anhand von Plänen und Bauklötzen, welche Gebäude man in Zukunft braucht und welche man anders nutzen könnte. „Wir favorisieren eine Ensemblelösung“, fasste Pfarrer Christoph Braunmiller für seine Gruppe zusammen.

Neue Funktion für das selten genutzte Tobias-Beck-Haus?

Man benötige in Zukunft für jede Kirchengemeinde nur noch eine Kirche, ein Gemeindehaus und ein Pfarrhaus. Diese sollten möglichst nahe beieinander liegen. Das Tobias-Beck-Haus könnte für Aufgaben der Gesamtkirchengemeinde genutzt werden.

Auch in der Gruppe rund um Pfarrerin Birgit Wurster wurden drei funktionsfähige Zentren favorisiert und es kam der Vorschlag, die Sozialstation ins Tobias-Beck-Haus zu verlegen.

Die Friedhofskirche könnte an die Stadt abgegeben oder im Besitz mit der katholischen Gemeinde geteilt werden, war eine Idee. Zudem könnte man prüfen, ob der Abriss und anschließende Neubau des Gemeindehauses Stadtmitte sinnvoll ist.

Pfarrhäuser stehen zur Debatte

In der von Pfarrer Christof Seisser moderierten Gruppe wurde vorgeschlagen, alle Pfarrhäuser zu verkaufen. Schließlich stelle sich die Frage, ob ein alleinstehender Pfarrer ein ganzes Haus benötige.

Dagegen spreche jedoch die Tradition und, dass man wisse, wo man den Pfarrer findet. Ein weiterer Vorschlag war, das Gemeindezentrum auf Schmiden aufzugeben und stattdessen alle Gottesdienste im Haus am Stettberg abzuhalten.

Moderator Frank Morlock freute sich über die vielen Ideen. Sie werden nun von der Steuerungsgruppe diskutiert. Anschließend sollen konkrete Vorschläge in den Kirchengemeinden beraten werden, bevor im Oktober das Immobilienkonzept verabschiedet wird.

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© Lydia Wania-Dreher

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