Balingen

Ein Modell, das gut funktioniert

29.10.2018

von Marcel Schlegel

Die Balinger haben keine klare Nummer eins, Julian Hauser und Marcel Binanzer teilen sich die Arbeit im TSG-Tor.

Es ist ein ungewöhnliches Verfahren, das Ralf Volkwein bei TSG Balingen praktiziert. Seit er im Oktober 2016 das Traineramt beim damaligen Oberligisten übernommen hat, legt sich Volkwein nicht auf eine Nummer eins fest. Auch in dieser Spielzeit gewährt er Julian Hauser und Marcel Binanzer vergleichbar viele Einsatzzeiten, wechselt den Keeper zuweilen von Woche zu Woche. „Manchen erscheint dies merkwürdig, aber wir fahren gut damit“, sagt Volkwein. Sein Beleg: „Wir stellen eine der besten Abwehrreihen der Staffel, daran haben Julian und Marcel einen großen Anteil. Wir haben zwei klasse Torhüter.“

Die beiden Torspieler haben sich in ihrer „Wechselbeziehung“ arrangiert. Hauser, der vor Volkwein meistens Stammtorwart war, musste sich erst an seine neue Rolle gewöhnen – ein Lern- und Reifungsprozess: „Vor einigen Jahren wäre das Modell für mich undenkbar gewesen“, sagt der 28-Jährige.

„Ich wollte immer spielen. Ich war sehr ehrgeizig, wollte allen zeigen, wie gut ich bin.“ Nun sei er gereift. „Es ist jetzt okay für mich, auch mal nicht zu spielen“, sagt Hauser und legt nach: „Mein Anspruch bleibt, so oft wie möglich im Tor zu stehen und nach dem Regionalliga-Aufstieg die womöglich beste Zeit meiner Karriere zu genießen.“

Dieses Ziel hat auch Binanzer. Wichtig sei ihnen vor allem die Wertschätzung der Trainer, neben Volkwein insbesondere von Torwarttrainer Artur Stopper. Diese sei gegeben, betonen beide. Stopper, er trainiert seit den 90er-Jahren Torhüter, ist diese Vorgehensweise auch noch nicht untergekommen.

Er verweist derweil auf deren Zustandekommen – in aller Kürze: Hauser verletzte sich, Binanzer rückte zwischen die Pfosten, als Hauser wieder fit war, sollte der Zweikampf eine Entscheidung bringen. Doch beide waren auf Augenhöhe – und sind es bis heute. „Beide lieferten tadellose Leistungen ab“, sagt Stopper, „deshalb sahen wir keinen Grund, etwas zu ändern.“ Binanzer und Hauser hielten auch im Oberliga-Meisterjahr vorzüglich – „mit einer außergewöhnlich geringen Fehlerquote“, lobt Stopper.

In der Sommerpause entfachte die Diskussion um die Nummer eins im Trainerteam erneut. Stopper und Volkwein hielten schließlich am Vorgehen fest und auf diese Weise auch beide Keeper beim Viertliga-Aufsteiger, glaubt der Torwarttrainer.

Stopper verweist auf andere Sportarten wie Handball, in denen Torwartwechsel nichts ungewöhnliches sind. „Im Fußball hält sich hartnäckig die These, dass ein Torhüter nur gut sein kann, wenn er gesetzt ist. Wir sind gerade dabei, diese These zu widerlegen.“

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