Balingen

Der Kult-Adler fliegt wieder: Bald gibt's wieder Bier aus Balingen

28.09.2018

von Nicole Leukhardt

Andreas Jetter lässt die Marke Balinger Adlerbräu wieder aufleben. In Kürze geht sein „Bier von heute mit der Seele von damals“ über den Ladentisch.

„ABI 91 trauert ums Adlerbier“ stand in großen Graffiti-Lettern am charakteristisch ovalen Gebäude der Balinger Adlerbrauerei, kurz bevor es den Abrissbaggern zum Opfer fiel. Die Tränen sind vermutlich längst getrocknet, doch nun dürfte die Freude nicht nur bei den alten Abiturienten groß sein: Denn die Balinger Kultmarke kehrt zurück.

Andreas Jetter, Wirtschaftsingenieur für Immobilientechnik aus Dürrwangen, ist das Gesicht hinter dem neuen Balinger Bier. Die Idee zum Markenrevival kam dem jungen Mann – wo auch sonst – in einer Balinger Kneipe. „Ich habe das alte Emaille-Werbeschild an der Wand hängen sehen und darüber nachgedacht, wie schade es ist, dass Balingen kein eigenes Bier mehr hat“, erzählt er. „Balingen ist so eine wunderbare Stadt, sie hat ihr eigenes Bier verdient“, schwärmt Andreas Jetter.

Der Kult-Adler fliegt wieder: Bald gibt's wieder Bier aus Balingen

© nic

Andreas Jetter ist bereit für den Neustart von Balinger Adlerbräu.

Das ist ungefähr anderthalb Jahre her. Die Idee, die Marke mit dem fliegenden Adler zu übernehmen und wieder aufleben zu lassen, ließ ihn ab da nicht mehr los. „Ich habe mir ein Braukessel besorgt und im Selbststudium angefangen, das Brauen zu lernen“, sagt Andreas Jetter. Eine persönliche Begeisterung für den Gerstensaft sei dabei eine ganz wesentliche Motivation, erzählt der 32-Jährige und lächelt verschmitzt. Denn mittlerweile ist Andreas Jetter sogar IHK-Bierbotschafter. Doch auch in die Geschichte des Balinger Traditionsbetriebs habe er sich ausführlich eingelesen.

Dennoch: Eine bloße Neuauflage vom damaligen Bier nach historischem Rezept – das war Andreas Jetter zu wenig. „Unser Leitsatz ist Bier von heute mit der Seele von damals“, erzählt er. Auch das Logo ist neu, weckt aber Erinnerungen. „Wir haben uns in Zusammenarbeit mit einem Grafiker überlegt, wie das Markenlogo heute aussehen würde, wenn es die Brauerei noch gäbe“, sagt er. Der Adler mit ausgebreiteten Schwingen ist erhalten geblieben, hat jedoch einen modernen Feinschliff bekommen.

Das erste Bier, ein Helles, ist bereit für den Verkauf. Gebraut wird es außerhalb der Eyachstadt. „Noch“, sagt Andreas Jetter. Momentan sei sein junges Unternehmen einfach noch zu klein, um alles aus eigener Kraft zu stemmen. Doch seine große Vision ist es, Balingen wieder eine Braustätte zurück zu geben. Und der Bierbrauer wäre im eigentlichen Leben nicht Immobilienfachmann, hätte er nicht auch dafür schon einen Plan in der Schublade. „Ich habe das schon mal visualisiert“, sagt Jetter und legt einen Gebäudeentwurf auf den Tisch. Oval soll es sein, wie der charakteristische Bau in der Balinger Innenstadt war. Auch die typischen Bullaugen, die viele Balinger beim Stichwort Adlerbrauerei noch gut vor Augen haben, hat Jetter in die Wände integriert. „Ich träume von einer Schaubrauerei mit Ausschank, wo man gemütlich sitzt und gutes Bier trinkt“, erzählt er und seine Augen leuchten. „Das ist mein großes Ziel“, fügt Jetter an.

Der Kult-Adler fliegt wieder: Bald gibt's wieder Bier aus Balingen

© Archiv

Der runde Bau der Balinger Adlerbrauerei war lange Zeit aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Dann wurden die Braukessel in den frühen Neunzigern jedoch kalt. Andreas Jetter aus Dürrwangen haucht der Balinger Adlerbräu nun wieder neues Leben ein.

Doch zunächst konzentriert er sich auf den Wiederaufbau seiner Marke. „Balinger Adlerbräu muss erst wieder wachsen“, sagt er. Nicht rasant, sondern solide und Stück für Stück möchte Jetter seine kleine Biermanufaktur reifen und gedeihen lassen.

Denn beim Schwäbisch-Hell, das Jetter als untergäriges Vollbier mit dezenter Hopfenblume beschreibt, soll es nicht bleiben. „Wir wollen die klassischen deutschen Bierstile neu und pfiffig interpretieren und handwerklich sauber produzieren“, beschreibt Andreas Jetter seine Zukunftspläne.

Am 12. Oktober geht die erste Flasche über den Verkaufstisch – der das Dürrwanger Büro Fachwerk in der Ebinger Straße zur Flaschenbierhandlung macht. Aber nicht nur am Stammsitz der Familie Jetter, sondern auch in den Kommer-Getränkemärkten in Balingen und Weilstetten wird es ab Mitte Oktober wieder Balinger Adlerbräu im kleinen oder großen Gebinde zu kaufen geben. Die schwarzen Kisten aus Recyclingmaterial mit dem alten, neuen Adler, stehen bereit. „Und wir sind gespannt, wie unser Balinger Adlerbräu von den Balingern angenommen wird“, sagt Andreas Jetter.

Diesen Artikel teilen: