Neuling Ferndorf düpiert die arrivierte Konkurrenz

11.09.2018

von Marcus Arndt

Erster Dämpfer für Absteiger Nettelstedt-Lübbecke. In Hagen unterlag der TuS knapp, blieb blass. Auch die „Gallier von der Alb“ haben verloren. In Hamm scheiterte das Team von Trainer Jens Bürkle in der Schlussphase. Nicht der einzige Nackenschlag für die Schwaben.

Im zweiten Auswärtsspiel kassierte der Balinger Ex-Bundesligist am Freitagabend die zweite Niederlage, unterlag in der Eisenbahnerstadt unglücklich. „Da kommen mehrere Dinge zusammen“, sagte der HBW-Kommandogeber.

Neuling Ferndorf düpiert die arrivierte Konkurrenz

© Eibner

Oliver Krechel im Kasten des ASV Hamm-Westfalen machte dem HBW Balingen-Weilstetten (im Bild Oddur Gretarsson) am Freitag das Leben schwer.

Natürlich die schwere Verletzung von Neuzugang Benjamin Meschke (Wadenbeinbruch), etwas Wurfpech sowie starke Situationen der Westfalen in der Schlussphase. „Das war ein hochintensives Spiel“, bilanzierte ASV-Coach Kay Rothenpieler, „beim 16:19 habe ich zu ‘Fichte‘ (Co-Trainer Torsten Friedrich, Anm. d. Red.) gesagt: Wenn wir jetzt keine Initialzündung kriegen, ist das Spiel weg. Dann kam die Aktion, wo ‘Papa‘ den Ball richtig gut abfängt. Dann kam das Publikum, und wir waren emotional wieder da.“ Ähnlich sah es auch Bürkle, der nach einem starken HBW-Auftritt aufgewühlt feststellte, dass es „nach dem Catch von Papadopoulos, wo der Ball eigentlich im Niemandsland endet, eine Wende gab. Den holt er unfassbar wieder. Da war die Halle da, und wir haben ein bisschen Nervenflattern bekommen.“ Dennoch war ein Punkt machbar, wäre ohne Zweifel verdient gewesen. „Bis zur 48. Minute machen wir das super“, erklärte der Sportwissenschaftler, „die Ab-wehr war super, der Torwart war super – aber trotzdem reicht es für uns wieder nicht, um gegen ein Topteam zu bestehen.“ Enttäuscht fügte der 37-Jährige hinzu: „Wir waren gegen Lübeck nah dran an einem Punkt, diesmal waren wir sogar ganz dicht an zwei Zählern dran. Das ist extrem bitter.“

Nach der zweiten Pleite rangiert der württembergische Fusionsklub vorerst im hinteren Tabellenmittelfeld (Platz 13/2:4 Punkte). Auch beim Topfavoriten TuS Nettelstedt-Lübbecke läuft es noch nicht rund. Der Absteiger kassierte in Hagen eine knappe 26:27-Pleite. „Wir sind uns selbst im Weg gestanden“, kritisierte TuS-Übungsleiter Aaron Ziercke, „bis zum 13:9 haben wir das Spiel im Griff und haben das dann im Kopf auch schon abgehakt . . .“ Ein Fehler, denn die Eintracht schaffte die Wende, düpierte den Favoriten. „Dieser Sieg ist etwas Besonderes für uns“, so Niels Pfannenschmidt, „ich bin stolz auf mein Team. Wir haben wie schon in Dresden eine tolle Moral bewiesen, uns von den Rückständen nicht unterkriegen lassen.“

Damit sind die Westfalen stark gestartet, rangieren hinter Primus TuS Ferndorf und dem HSC Coburg (alle 5:1 Punkte) an dritter Stelle. Die Oberfranken besiegten im Spitzenspiel die HSG Nordhorn-Lingen mit 29:25. Die Grafschafter rutschten auf Rang fünf ab, reihen sich hinter dem ASV Hamm-Westfalen (4:0) in ein punktgleiches Quartett ein. Dazu zählt auch der VfL Lübeck-Schwartau nach dem 30:24-Erfolg über den Dessau-Roßlauer HV. Eindrucksvoll rehabilitierten sich die Norddeutschen für die Klatsche in Ferndorf. „Wir waren in den ersten 25 Minuten auf Augenhöhe und konnten das Spiel offen gestalten. Danach aber konnten wir in Abwehr und Angriff das Niveau nicht halten“, bilanzierte Uwe Jungandreas. Der Aufstiegsaspirant dominierte – erst nach der ersten Zehn-Tore-Führung (25:15/47.) nahm der VfL das Tempo raus. „Es wäre schön gewesen, wenn wir unser Spiel 60 Minuten durchgezogen hätten – aber ehrlich gesagt, ist das nicht mehr als das sprichwörtliche Haar in der Suppe“, sagte Torge Greve nach dem souveränen Sieg.

Komplettiert wurde der dritte Spieltag in Essen (33:25 gegen Dresden), Emsdetten (25:23 gegen Rhein Vikings), Hüttenberg (29:30 gegen Dormagen), Wilhelmshaven (29:29 gegen Aue), Hamburg (22:26 gegen Ferndorf) und Großwallstadt. Im Franken-Derby gewannen die Wölfe aus Rimpar mit 26:24 beim Altmeister. „Ich muss ein Kompliment an die Mann-schaft machen“, betonte Gästetrainer Dr. Matthias Obinger nach der brisanten Begegnung, „sie haben den Matchplan nahezu optimal umgesetzt. Es ging um Kleinigkeiten, und wir haben die eine Schwächephase des TVG konsequent ausgenutzt.“

Neuling Ferndorf düpiert die arrivierte Konkurrenz

© Moschkon

Doppelbelastung für Niklas Diebel. Am Freitag war er mit der ersten Mannschaft des HBW Balingen-Weilstetten in Hamm am Ball, am Sonntag gewann er mit den „Jung-Galliern“ in Liga drei gegen Saarlouis.

Ersetzt Routinier Flohr den langzeitverletzten Meschke?

Schwarzer Freitag für den schwäbischen Ex-Erst-ligisten. Beim Aufstiegs-aspiranten ASV Hamm-Westfalen kassierte der HBW nicht nur eine ganz bittere 21:22-Niederlage, sondern verlor auch Benjamin Meschke mit einer sehr schweren Verletzung. Die Balinger Bilanz in fremden Hallen ist katastrophal – und das nicht aufgrund der beiden Pleiten in der Eisenbahnerstadt und zum Saisonstart in Lübeck. Nachdem sich Linkshänder Tim Rozman beim 22:25 gegen Schwartau eine schwere Schulterverletzung (Bankart-Läsion) zugezogen hatte und zwischenzeitlich auch schon operiert wurde, erwischte es am vergangenen Freitag den Neuzugang aus Leipzig. Vier Minuten vor dem Ende des ersten Abschnitts brach sich der Kreisläufer bei einer Abwehraktion das linke Wadenbein und luxierte sich das Sprunggelenk. Meschke kam noch in der Nacht von Freitag auf Samstag in der St. Barbara-Klinik in Hamm unters Messer und fällt lange aus. „Die Erstversorgung der Hammer Ärzte war top. Gestern wurde noch ein CT gemacht, aber wir müssen bei Benny von einer Pause von drei Monaten plus X ausgehen. Wir überlegen uns jetzt natürlich, wie wir darauf reagieren“, erklärte HBW-Trainer Bürkle. Eine Option ist sicherlich Matthias Flohr, der noch vereinslos ist und in Balingen wohnt.ar

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