Stadtallendorf

Ein Gegner, von dem Balingen lernen kann

07.09.2018

von Marcel Schlegel

Die mittelhessische Eintracht Stadtallendorf ähnelt der TSG Balingen, beide eint ein Ziel: Klassenerhalt.

Wenn man so will, kann die TSG Balingen vom TSV Eintracht Stadtallendorf etwas lernen – nämlich: Wie man mit bescheidenen finanziellen Mitteln im Haifischbecken der Regionalliga Südwest bestehen kann.

Als die Mittelhessen zur Vorsaison erstmals den Sprung in die Viertklassigkeit schafften, galten sie für viele als erster Abstiegskandidat. Die Herrenwalder aber waren gekommen, um zu bleiben – das war ihre Ansage. Sie hielten Wort und erreichten als Tabellenzwölfter überraschend den Klassenerhalt.

Wie schafft man das? Stadtallendorfs Vorstandschef Reiner Bremer zählt drei Komponenten auf: Zum einen müsse man realistisch in seinen Zielsetzungen bleiben, dürfe sich finanziell nicht übernehmen und einverstanden sein damit, kleine Schritte zu gehen – auch auf die Gefahr hin, dass der sportliche Erfolg dann womöglich auch mal ins Stocken geraten könnte.

Ein Beispiel aus der letztjährigen Regionalliga-Vorbereitung beschreibt diese Philosophie eindrücklich: In einer erweiterten Vorstandssitzung erklärte Bremer schon vor der Runde, dass Coach Dragan Sicaja niemals zur Diskussion stehen würde – egal welchen Verlauf die Saison nimmt. Kontinuität, Respekt und Vertrauen lassen sich hiernach als weitere Zutaten in das von Bremer skizzierte Erfolgsrezept mischen. „Das hat uns mehr Ruhe nach der Winterpause gebracht, als es mal nicht so lief“, blickt der Eintracht-Vorstand zurück. Ein weiteres Versprechen hielt der Verein: „Wir boten im Vorfeld allen Spielern, die den Aufstieg schafften, einen Vertrag für die Regionalliga an.“ Vier Spieler gingen trotzdem von Bord, weil sie in der Hessenliga nur wenig zum Einsatz kamen. Der Rest nahm das Angebot an – und dankte es dem familiären Klub mit guten Leistungen.

Ja, sucht man einen Verein in der Riege der 18 Südwest-Regionalligisten, der der TSG Balingen ähnelt, dann muss das die Eintracht sein. Wie die Eyachstädter setzen auch die Hessen aufs Ehrenamt. „Darauf sind wir stolz“, sagt Bremer. „Wir machen im Stadion alles selbst. Nur die Security ist beauftragt, den Rest betreuen Vereinsmitglieder oder unsere wunderbar gewachsene Fanbasis.“

Die Amateurkicker aus Hessen schafften damit etwas, was selten ist. „Wir sind ein Verein, dem es gelungen ist, sich auf Amateurbasis in der vierten Liga zu behaupten“, so Bremer. „Wir stehen dafür, unter anderem jungen und hungrigen Talenten der Region die Chance zu geben, sich im semiprofessionellen Fußball durchzusetzen.“ Eine solche Aussage könnte auch von einem Balinger Verantwortlichen stammen. Auch die sportliche Vorgabe ist dieselbe: drinbleiben.

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