Balingen

Balinger Branchenneuling nutzt das Momentum

04.09.2018

von Marcus Arndt

An der Spitze tauschten Waldhof Mannheim und der FC 08 Homburg die Plätze. Einen weiteren Rückschlag kassierte der Aufstiegsaspirant 1. FC Saarbrücken an der Reutlinger Kreuzeiche.

Nichts wurde es mit dem Neuanfang für den Meister, der nach der 1:2-Niederlage am Sonntagnachmittag beim Neuling TSG Balingen tief in der Krise steckt. Nur an elfter Stelle rangiert der ehemalige Erstligist.

Balinger Branchenneuling nutzt das Momentum

© Eibner

Die TSG Balingen ist nach dem 2:1-Erfolg über Saarbrücken Tabellensiebter der Regionalliga – und damit der zweitbeste Liganeuling. Nur der Mitaufsteiger FC 08 Homburg steht als Zweitplatzierter noch besser da.

Nach dem dritten Sieg in Liga vier kletterte das Team von Trainer Ralf Volkwein hingegen auf Rang sieben. Der Wehinger weiß den Sensationssieg über die Saarländer vor nur 1700 Zuschauern an der Kreuzeiche richtig einzuordnen. „Wir haben viel investiert“, analysiert der TSG-Coach, „sind lange Wege gegangen – das hat uns viele Körner gekostet.“ Und hätte in der finalen Spielphase auch schief gehen können, doch Balingens Keeper Julian Hauser parierte glänzend gegen Saarbrückens Neuzugang Fabian Eisele (78. Minute). Das Momentum nutzte der Aufsteiger, welcher kurz vor Ende der regulären Spielzeit das 2:1 erzielte. Die Achalm bebte – und mittendrin jubelten die Schwarz-Roten. Im Risikospiel ging der Aufsteiger „volles Risiko gegen den Ball“ (O-Ton Volkwein), kam gegen die Saarländer aber nur selten in Bedrängnis. „Ich habe nur eine klare Chance für Saarbrücken nach der Pause gesehen“, so der 45-Jährige weiter. Der kategorisiert Platz sieben als „schöne Momentaufnahme. Man hat uns woanders erwartet . . .“ Ebenso den Meister aus dem Saarland, der nach der dritten Niederlage Gesprächsbedarf sieht. Er sei mächtig angefressen, gesteht Ex-Profi Dirk Lottner ein und fügt hinzu: „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir wollten eigentlich dieses Spiel als Neustart nehmen, aber das ist uns nicht gelungen. Ich bin maßlos enttäuscht.“

Damit verpassten die Saarbrücker den Anschluss an das obere Tabellendrittel. Der FC 08 Homburg (15 Punkte/7 Spiele) hat am siebten Spieltag zu Hause gegen die U 23 der TSG 1899 Hoffenheim mit 1:2 verloren und damit Rang eins an Vizemeister Waldhof Mannheim (18/7) eingebüßt, der nach dem glanzlosen, aber ver-dienten 2:0-Erfolg über Eintracht Stadtallendorf an der Tabellenspitze steht. Die Homburger hatten zuvor fünf Spiele in Serie gewonnen und auch gegen die Sinsheimer zunächst stark begonnen. Schon nach sechs Minuten brachte Alexander Hahn den vormaligen Spitzenreiter per Elfmeter in Führung, doch als der FC kurz vor der Pause in Unterzahl geriet (Christopher Theisen hatte sich wegen einer Schiedsrichterbeleidigung die rote Karte eingehandelt, Anm. d. Red.), kippte die Partie. Stefan Posch (55.) und Meris Skenderovic (86.) drehten das Spiel – und brachten Homburg um Platz eins. Kurz vor Abpfiff sah auch noch FCH-Torwart David Saalfeld wegen einer Notbremse Rot. Für die Kraichgauer war es der dritte Sieg aus den zurückliegenden vier Begegnungen. Rang acht steht für die Hoffenheimer (10/7) nun zu Buche.

Homburg fiel nur auf den zweiten Platz zurück, weil auch Verfolger TSV Steinbach Haiger (14/7) beim VfB Stuttgart 2 patzte und mit 0:2 unterlag. Unterdessen bleibt auch der SSV Ulm (13/7) an den Topteams dran, folgt an vierter Stelle. Der Eintracht-Pokalschreck rang die SV 07 Elversberg mit 1:0 nieder. Adrian Beck (83.) erzielte das entscheidende Tor für die Spatzen, welche nach zuvor zwei Niederlagen wieder einen „Dreier“ einfahren konnten. Bei Elversberg verschärft sich dagegen die Krise. Nach der Heimpleite schrien die SVE-Fans erneut „Trainer raus“ und „Geh nach Hause Roland Seitz“. Präsident Dominik Holzer respektiert die Meinung der Anhänger: „Wir machen uns jeden Tag darüber Gedanken, wie es weitergehen soll. Auf der einen Seite kann man weder den Spielern, noch dem Trainer einen Vorwurf machen. Die Mannschaft funktioniert, aber es fehlen die Tore. Am Ende des Tages reden wir aber von einem Ergebnissport“, sagt Holzer. Heißt im Umkehrschluss: Die Luft für (Noch-)Kommandogeber Seitz wird merklich dünner.

 

Kleiner Ort mit großen Zielen

Das Dorf Steinbach ist ein Ortsteil der Kerngemeinde Haiger im Lahn-Dill-Kreis. Seit dem Regionalliga-Aufstieg vor zwei Jahren bestreitet der TSV seine Spiele in Haiger, im Sibre Sportzentrum Haarwasen – benannt nach dem Hauptsponsor um Mäzen Roland Kring, der bei den Mittelhessen auch im Vorstand sitzt. Um die Arena, die 4700 Zuschauer fasst, zu füllen, müssten fast fünfmal so viele Fans ins Stadion kommen, als in Steinbach mit seinen rund 800 Einwohnern überhaupt Menschen leben. Seit der Saison 2015/16 gehört der TSV Steinbach Haiger dem Starterfeld der Regionalliga an, nachdem dem Verein zwischen 2009 und 2015 in sieben Spielzeiten insgesamt sechs Aufstiege gelungen sind. Ein erfahrener Mann im Team von Trainer Matthias Mink ist Abwehrkante Nico Herzig, der für Aachen und Bielefeld insgesamt 46 Spiele in der ersten Liga absolvierte und auf mehr als 270 Partien in der zweiten, dritten und vierten Liga zurückblicken kann. Demgegenüber steht unter anderem Neuzugang Wilfried Sarr, der von Drittliga-Absteiger Rot-Weiß Erfurt nach Mittelhessen kam und mit seinen 22 Jahren nun Erfahrung in der vierthöchsten deutschen Spielklasse sammeln kann. Kring blickt zurück: „Für unsere erste Saison der Regionalliga hatten wir uns damals zwar personell verstärkt, ohne aber die Strukturen von Feierabend-Fußball zu verlassen.“ Das ist nun anders, Steinbach ist professioneller aufgestellt.MAS

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