Balingen/Reutlingen

TSG: Der Schuh drückt am Zaun

31.08.2018

von Marcel Schlegel

Vor dem Balinger „Heimspiel“ in Reutlingen gegen den 1. FC Saarbrücken erklärt Ligachef Sascha Döther den Begriff des „Risikospiels“.

Zum ersten Mal in der laufenden Regionalliga-Saison muss die TSG Balingen ausweichen. Das Heimspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen den 1. FC Saarbrücken wurde nach Reutlingen ins Kreuzeichestadion verlegt.

TSG: Der Schuh drückt am Zaun

© EIB / arc

Solche Schutzzäune zwischen Gästeblock und Spielfeld wie im Hintergrund im Stadion an der Kreuzeiche fehlen der Balinger Bizerba-Arena noch. Deshalb müssen Kaan Akkaya (am Ball) und seine Balinger Teamkollegen am Sonntag nach Reutlingen ausweichen.

Grund sind Sicherheitsbedenken, die vor allem von der Balinger Polizei geäußert wurden. Diese entscheidet in letzter Instanz darüber, ob ein jeweiliges Viertliga-Fußballspiel in der Kreisstadt ausgetragen werden kann – und nicht der Verband.

Sascha Döther, Geschäftsführer der Regionalliga Südwest GbR, stellt vor dem Aufeinandertreffen des württembergischen Aufsteigers mit dem Meister aus dem Saarland klar, dass aus Verbandssicht nicht die Saarbrücker Anhänger die Ursache für die Verlegung seien, sondern allgemein die Menge an möglichen Gästefans und vor allem: die Bizerba-Arena als Austragungsort.

„Die Abwägung wird zwischen Anzahl der Gästefans und Sicherheitsstandards des Stadions getroffen. Sprich: Das Stadion ist das Problem. Das in Balingen wird noch in keiner Weise den notwendigen Sicherheitsstandards gerecht“, sagt Döther. Insofern dürfe es nicht als Ausnahme betrachtet werden, dass das Saarbrücken-Spiel nach Reutlingen verlegt wurde – eigentlicher Sonderfall sei vielmehr, dass die Balinger ihre bisherigen Heimspiele überhaupt in der Bizerba-Arena absolvieren durften.

Im Klartext: Ginge es allein nach den Verbandsstatuten, dürfte Stand jetzt kein Regionalliga-Spiel in der Kreisstadt stattfinden, unabhängig vom Gegner. „Wir kommen den Balingern entgegen, weil wir selbst Sicherheitsanalysen anstellen; weil wir weiterhin wissen, welch enormen Aufwand eine Verlegung für einen kleinen, ehrenamtlich geführten Verein bedeutet und welche Folgekosten entstehen.“ Dennoch: „Eine solche Ausnahmegenehmigung wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen“, sagt Döther, der bezogen auf den Balinger, noch geduldeten, Ausnahmeweg erklärt: „Wir hatten in der Vergangenheit keinen vergleichbaren Fall.“

Er meint: Auch die Spielstätten der früheren Südwest-Regionalligisten Bahlinger SC, SV Spielberg und FC Nöttingen, mit denen sich die Balinger gerne vergleichen, seien von ihren baulichen Voraussetzungen her „sicherer“ gewesen. Denn diese verfügten über jene notwendigen infrastrukturellen Mindestvoraussetzungen für eine Fantrennung, die der Balinger Spielstätte noch fehlen. Vor allem, dass die Bizerba-Arena unter anderem keine Schutzzäune zwischen Gästeblock und Spielfeld aufweist, stellt ein Sicherheitsrisiko dar, dem die Polizei in ihrer Entscheidung nun offenbar Rechnung trug.

Warum aber konnte beispielsweise das Duell mit dem FSV Frankfurt in Balingen stattfinden? Döther begründet dies mit der Anzahl der erwarteten Gästefans und damit, ob den jeweiligen Klub Fans der „Kategorie C“, also potenziell gewaltbereite Ultras, begleiten. Nur 50 Frankfurter kamen nach Balingen.

Woher stammt nun aber der Begriff „Hochsicherheitsspiel“, der im Vorfeld der Saarbrücken-Partie oft fiel? Nicht vom Verband, so Döther: „Wir sprechen von einem Risikospiel, wenn zwei Vereine mit einer großen Fanszene aufeinandertreffen.“

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