Meßstetten

Wie Meßstettens Bürgermeister Opfer einer Radiopanne wurde

20.08.2018

von Michael Würz

Frank Schroft wähnt sich am Dienstagmorgen in einer Radioaufzeichnung, genau wie die Radiokollegin des SWR Tübingen. Doch die ganze Region hört live mit. 

Wie Meßstettens Bürgermeister Opfer einer Radiopanne wurde

Nach dem ersten Schock kann er über die Panne schmunzeln: Frank Schroft. Foto: privat

40 Jahre Stadt Meßstetten, das will mit Saus und Braus gefeiert werden. Wenn dann noch der SWR um ein Radio-Interview anfragt, lässt sich der stolze Bürgermeister nicht zweimal bitten. Munter plaudert Frank Schroft drauf los, wirbt für das umfangreiche Programm, das die Vereine auf die Beine gestellt haben und für die Kunstausstellungen, die Besucher anlocken sollen.

Wo bleiben die Nachrichten?

Verwundert blickten die Radiohörer heute Morgen allerdings auf die Uhr: der Bürgermeister um Punkt 10 Uhr im Radio? Da müssten doch ... genau: die Nachrichten kommen. Was weder Schroft noch die Radiokollegin in diesem Moment ahnen: Das komplette Interview, das eigentlich als Aufzeichnung für spätere Beiträge gedacht war, ging live über den Sender. Und so bekamen heute Morgen Tausende einen gleichermaßen charmanten wie überraschenden Einblick hinter die Kulissen der Radioproduktion. Der Bürgermeister müsse doch bitte in ganzen (!) Hauptsätzen sprechen, mahnt die Redakteurin streng, in der Annahme, dass niemand zuhört, natürlich.

Ein Seitenhieb in Richtung Landesregierung

Und auch Schroft wähnt sich in einem vertraulichen Gespräch, als noch schnell der Vollblut-Politiker in ihm das Wort ergreifen will: Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Landesregierung, den würde Schroft doch ganz gerne im Radio untergebracht wissen. Stichwort: Stadtentwicklung. Für die Veranstaltungstipps braucht die Radiofrau so viel Politik freilich nicht. „Ich kann das aber den News anbieten.“ Die Landesregierung, erklärt Schroft, müsse den Stellenwert der Städte im ländlichen Raum in praktische Politik umsetzen. „Wovon wir bislang aber ehrlich gesagt nicht viel gemerkt haben.“

Live ist live

Sorge, dass sein Rüffel dem Schnitt zum Opfer fällt, muss Schroft nun nicht mehr haben. Live ist live, das gilt auch dann, wenn die Leitung im Radiostudio nur aus Versehen scharf gestellt worden ist. Und so werden die Radiohörer dann zum guten Schluss auch noch Zeuge, wie die Redakteurin dem Bürgermeister erläutert, wann mit der Ausstrahlung seiner O-Töne im Radio zu rechnen sein wird. „Donnerstagnachmittag“, erklärt die Kollegin, „zwischen 16 und 17 Uhr, SWR 4 Radio Tübingen.“ So viel steht fest.

In Meßstetten sind sie stolz

Weniger klar ist die Lage am Freitag. Denn da bringen sie immer Veranstaltungstipps aus allen Studios, Karlsruhe, Friedrichshafen und so weiter. Eigentlich aber auch egal, denn die vielen Hörer, die am Dienstagmorgen unfreiwillig Zeuge dieser charmanten Radiopanne wurden, sind längst bestens und ausführlich informiert. Und man darf vermuten: In Meßstetten werden sie stolz sein auf ihren Bürgermeister, der keine Gelegenheit auslässt, sich fürs Städtle einzusetzen. Und damit zurück zu den Nachrichten.

Diesen Artikel teilen: