Balingen

Kluge Personalrochaden bringen der TSG drei Punkte ein

20.08.2018

von Marcel Schlegel

Er hatte gepokert, doch am Ende ging die Rechnung von Ralf Volkwein auf. Drei markante personelle Änderungen hatte der Trainer der TSG Balingen im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt vorgenommen.

Ein Heimspiel – vor mit 2200 Besuchern in der Bizerba-Arena, erneut eindrücklicher Kulisse – das der Balinger Branchenneuling verdient mit 2:1 (1:1) gewann. In der fünften Partie bereits der zweite TSG-Sieg. Eine sensationelle Ausbeute.

Kluge Personalrochaden bringen der TSG drei Punkte ein

© Eibner

Vor heimischer Kulisse ist die TSG Balingen weiter ungeschlagen. Gegen Frankfurt holte der Aufsteiger am Samstag den zweiten Sieg der Regionalliga-Saison.

Gegen die Hessen ließ Volkwein rotieren: Für Kaan Akkaya, Marc Pettenkofer und Patrick Lauble rückten Fabian Kurth, Adrian Müller und Hannes Scherer in die eingespielte Anfangsformation. Das Trio war in den vorherigen vier Regionalliga-Partien der Schwaben kaum oder gar nicht zum Einsatz gekommen. Zudem hatte der Balinger Coach seine Elf mit einer besonders defensiven Ausrichtung ausgestattet und ihr eine entsprechende taktische Vorgabe gemacht: Die Frankfurter sollten im ersten Durchgang das Spiel machen, die TSG dagegen defensiv kontrolliert agieren, sodass die neue Formation Sicherheit bekommt, und über den erneut bärenstarken Stefan Vogler im Sturm vereinzelt Nadelstiche setzen. Dann, in der zweiten Hälfte, wollte Volkwein mit den geschonten Leistungsträgern Lauble, Akkaya und Pettenkofer frischen Wind und vor allem Tempo ins Offensivspiel bringen.

Kluge Personalrochaden bringen der TSG drei Punkte ein

© Eibner

Grund zum Jubeln hatte Viertliga-Neuling TSG Balingen (im Bild Matthias Schmitz nach dem 1:0) gegen den FSV Frankfurt. Gegen die Hessen gelang dem Aufsteiger der zweite Heimsieg im dritten Spiel.

Zwar ging die TSG durch einen Kopfball von Matthias Schmitz (22. Minute) zunächst in Führung, dennoch schien es in Durchgang eins, spätestens nach dem Frankfurter Ausgleich nach einer halben Stunde, als könnte sich Volkwein verspekuliert haben. Die Balinger zeigten eine der schwächeren, ihre vielleicht schwächste erste Hälfte der Saison. Eine nervöse Anfangsviertelstunde, wenig Präzision in den Zuspielen, nur seltene Entlastungsangriffe, allenfalls Halbchancen und ein unnötiges Foul von Pablo Gil in der 29. Minute, der Frankfurts Ahmed Azaouagh im Liegen nochmals in die Beine stocherte, das zum Elfmetertor von Vito Plut führte (30.) – so verlief die erste Hälfte.

Einzig der erneut soliden Defensivachse um Kapitän Manuel Pflumm, Balingens Bestem, sowie dessen Innenverteidigerkollege Schmitz, welcher wie Pflumm nun zwei Tore und damit zusammen vier der fünf Balinger Treffer erzielte, sowie der Überlegtheit von Jörg Schreyeck auf der Sechs und selbstredend der Frank-furter Ungenauigkeit war es zu verdanken, dass die TSG mit einem Remis in die Kabine ging. Vorne hatte Scherer ein Abseitstor erzielt (28.), Gil nach Müller-Flanke im Abschluss auf Akrobatik statt Entschlossenheit und den Ball so übers Tor gesetzt (42.). Dann folgte noch ein Pflumm-Freistoß, der das Gestänge hinter dem Kasten traf (45.) – mehr war da nicht im ersten Durchgang. Jedoch auch nicht vom FSV.

Nach der Pause stellte Volkwein um, brachte die drei Neuen. Sein Plan ging auf: Keine 90 Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte Pettenkofer den Siegtreffer (64.), tunnelte FSV-Keeper Marco Aubach. Danach drehte der Aufsteiger auf, agierte wacher, die Zuspiele fanden nun ihre Empfänger und auch spielerisch lief es flüssiger. Vogler und Lauble beschäftigten die Frankfurter Defensive mit Kontern im Minutentakt, sodass sich die TSG ihren zweiten Heimsieg am Ende verdiente. Und als Bornheims Ahmed Azaouagh, der kleine Bruder von Mimoun Azaouagh, dem früheren Schalker und Mainzer Bundesliga-Profi, in der 86. Minute einen Lauble-Konter unterband und dafür die Ampelkarte sah, war der zweite Saisonsieg unter Dach und Fach. Lauble hätte mit einem 25-Meter-Schuss (90.) fast noch seinen ersten Saisontreffer erzielt, den aber brauchte es gar nicht mehr.

TSG Balingen: Hauser; Eisele, Gil (62. Pettenkofer), Pflumm, Kurth (62. Lauble), Schmitz, Müller (77. Akkaya), Schreyeck, Schuon, Scherer, Vogler.

Tore: 1:0 Schmitz (22.), 1:1 Plut (30./Elfmeter), 2:1 Pettenkofer (64.).

Gelb-rote Karte: Azaouagh (F./89.).

Schiedsrichter: Fabian Knoll (Kleinottweiler).

Zuschauer: 2200.

 

„Wenn’s schief geht, sind wir die Deppen“

Frustriert war er, Alexander Conrad. Nach der Frank-furter Pleite in Balingen trauerte der FSV-Coach vor allem der ersten Hälfte nach. „Wir hatten die Kon?trolle. Aber es gelang uns nicht, die Bälle nach vorne präzise zu servieren. Da war kein Empfänger drauf.“ Und was helfe da alle spiele?rische Überlegenheit, so der Trainer der Bornheimer, wenn man keine „klaren Abschlüsse zustande“ bringe? „Im Moment ist es einfach so, dass wir uns die Gegentore meistens selbst einschenken – so war das auch beim Balinger 1:0.“ Dem Schmitz-Kopfballtor war ein leichtfertiger Ballverlust des FSV vorangegangen, der zur Ecke führte.

Seinen „größten Respekt“ sprach derweil Ralf Volkwein seinen Jungs aus, die trotz schwierigem Beginn ein unglaubliches Laufpensum unternahmen und aggressiv gewesen seien. Die personellen Rochaden und die Einwechslungen dreier Leistungsträger in der zweiten Halbzeit seien geplant gewesen, sagt Balingens Trainer und fügt hinzu: „Wir wollten Geschwindigkeit ins Spiel bringen.“ Sein Plan ging auf. Mit Marc Pettenkofer stach in der zweiten Halbzeit ausgerechnet der Joker, erzielte den Siegtreffer. „Nun kann man sagen, dass wir im Trainerteam alles richtig gemacht haben, wenn’s schief geht, sind wir die Deppen.“MAS

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