Balingen

„Nur sieben Prozent sind unbrauchbar“

19.08.2018

von Jennifer Dillmann

Wertvolle Informationen unterhaltsam umgesetzt: Am Freitagabend fand im Balinger Wertstoffzentrum das Elektroschrott-Open-Air „Mit Spannung“ statt.

„Nur sieben Prozent sind unbrauchbar“

© Jennifer Dillmann

Interessierte Besucher hören im Balinger Wertstoffzentrum einem Vortrag zu.

Seit März und bis zum Herbst läuft die Kampagne Gib's ab – Elektroschrott ins Wertstoffzentrum. Das ist eine von vielen Maßnahmen, um die Quote beim Elektroschrott-Recycling zu erhöhen.

Bekannt ist, dass jede Menge Elektroschrott im Umlauf ist, der falsche Wege geht. Friedrich Scholte-Reh, Leiter des Abfallwirtschaftsamts, und sein Team wollen überprüfen, ob die vorgegebene Mengensteigerung von 7,5 Kilogramm E-Schrott pro Einwohner auf zehn Kilogramm mit Öffentlichkeitsarbeit erreichbar ist. Vorgegebenes Zieljahr: 2020.

Mehr Schrott, mehr Wertstoff

Scholte-Reh zeigte sich zuversichtlich, die Bürger seien durch vorangegangene Aktionen aufgeklärt. Durch die Aktion im vergangenen Jahr konnte eine Steigerung der abgegebenen Bio-Müll-Mengen um zehn Prozent erreicht werden. „Den E-Schrott, den Sie wegwerfen, können wir als Wertstoff nutzen“, erklärt er.

Manfred Fahrner, Vertriebsleiter der Alba Electronics Recycling GmbH, schaffte bei seinem Vortrag ein Verantwortungsbewusstsein bei den Zuhörern: „Jeder von uns ist selbst der Übeltäter, oft ohne es zu wissen.“ Elektroschrott berge viele Gefahren. Aufgrund von neusten Technologien wie beispielsweise Hochenergieakkus sei E-Schrott leicht entflammbar.

„Außerdem werden bei unsachgemäßer Entsorgung teilweise Stoffe freigesetzt, die schon längst verboten sind“, informierte er. Dabei handelt es sich unter anderem um PCBs oder FCKWs, die sich vorwiegend noch in alten Geräten finden lassen. Während der Elektronikkonsum im Jahr 20 bis 25 Kilogramm beträgt, werden nur circa sieben Kilogramm E-Schrott erfasst.

Von der restlichen Menge ist unklar, wo sie landet. Manches liegt vielleicht nur zu Hause vergessen in einer Schublade, aber vieles lande auf dem Schrottplatz, der der richtigen Elektroentsorgung nicht gerecht werden könne. Oft gehe die Elektronik auch einen illegalen Weg, der zu Ausbeutung in der dritten Welt führe. Dort werde giftiger Müll, vorwiegend aus Europa, zum Beispiel einfach verbrannt und durch Kinderarbeit bewerkstelligt.

Dabei ermögliche die Abgabe einer Tonne E-Schrott beim Wertstoffzentrum das Einsparen von einer Tonne Kohlenstoffdioxid – Transport und maschinelle Verarbeitung schon eingerechnet. Über die Hälfte eines E-Geräts seien im Schnitt Metalle. Ein Drittel enthalte Kunststoff, der teils als Energieträger und teils stofflich genutzt werden kann. Lediglich sieben Prozent eines E-Geräts sind im Schnitt unbrauchbar beim Recycling.

E-Schrott im Märchen

Die Zillhausener Märchenerzählerin Sigrid Maute lockerte die Veranstaltung etwas auf. „Ich bekam den Auftrag, das Thema E-Schrott in Märchen zu verarbeiten“, erinnert sie sich, „Das war eine Herausforderung!“ Eine Herausforderung, die sie mit Bravour meisterte. Das Märchenmotiv „Das Liebespaar“ nach Christian Andersen hat sie beispielsweise abgewandelt. Die stolze Bällin wies das Auto ab. Während die Bällin am Ende aber in der Mülltonne zerfällt, bleibt der Held E-Auto noch lange von Wert. Ähnlich verhält es sich auch in einem nordischen Märchen, in dem der nutzloses Zeug aufsammelnde Dummling am Ende die Prinzessin gewinnt. Die Moral von der Geschicht': „Man gewinnt heutzutage keine Prinzessin mehr, aber dafür einen wichtigen Beitrag für die Umwelt“, erklärt Maute.

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