Schüler erarbeiten sich die Geschichte

„Die Wüste war in Frommern“ – auf den Spuren dieses Dokumentarfilms erkundeten etwa 30 Neuntklässler der Freien Waldorfschule Balingen das Gelände um den Schiefersee und die ehemalige Schwelhalle. Angeleitet wurden sie dabei nicht nur von Geschichtslehrer Holger Grebe, sondern auch von Mitgliedern des Arbeitskreises Wüste wie Dr. Michael Walther, Dr. Karl Kleinbach und dem Filmemacher Hans Georg Zimmermann. Im KZ Frommern, in Sichtweite der Schwelhalle aus Holzbaracken errichtet, wurden ab März 1944 etwa 170 Häftlinge gefangen gehalten. Es gehörte wie die Konzentrationslager in Bisingen oder Dautmergen zu dem großen Komplex der Außenlager von Natzweiler-Struthof. Nach der Besichtigung der Kesselhalle, des Luftschutzbunkers und des Geländes um die Schwelhalle herum wurde den Jugendlichen schnell bewusst, wie sinnlos der Versuch war, aus Schiefer jenes Öl gewinnen zu wollen, das im letzten Kriegsjahr für die deutsche Wehrmacht so begehrt war.

In Arbeitsgruppen setzten sich die Jugendlichen mit der Organisation, dem technischen Ablauf des Schachtofenverfahrens, aber auch mit der Situation der Häftlinge und Zwangsarbeiter oder dem Kontakt zwischen Bevölkerung und Häftlingen auseinander. Eine Gruppe arbeitete sich auch in die Möglichkeiten und Grenzen moderner Archäologie ein. Zusatzmaterialien wie Luftaufnahmen der Alliierten oder Auszüge aus Gerichtsakten der Nachkriegsprozesse halfen dabei, sich das schwer Vorstellbare zu vergegenwärtigen. Die Jugendlichen waren erstaunt, wie wenig bekannt und wie wenig erschlossen die Spuren dieses unmenschlichen Projektes bis heute sind. Durch Befragungen ihrer Groß- und Urgroßeltern in einem „Oral-History-Projekt“ erweiterten sie in den Tagen danach zusätzlich ihr Verständnis für diese Zeit.