Balingen-Zillhausen

„Griechenland geht es heute schlechter als je zuvor“

16.08.2018

von SPD-Pressemitteilung

Die SPD-Zollernalb blickt auf Griechenland und hinterfragt die Reformziele nach der Staatsschuldenkrise.

Wenngleich ein stückweit aus der Wahrnehmung der Bürger verdrängt und in der aktuellen Berichterstattung nicht mehr allzu präsent, beschäftigen die Genossen des SPD-Kreisverbands Zollernalb nach wie vor die Reformbemühungen Griechenlands nach der Staatsschuldenkrise, die sich 2010 offenbarte und seither das Land lahmgelegt hat. „Nur weil die Überweisung der letzten Hilfsgelder an Griechenland beschlossen wurde, ist die Krise in keinster Weise überstanden“, so die Ansicht der aus Griechenland stammenden SPD-Politikerin Stella Kirgiane-Efremidou.

„Griechenland geht es heute schlechter als je zuvor“

© Privat

SPD-Politikerin Stella Kirgiane-Efremidou.

Die ehemalige SPD-Bundestagskandidatin war aus Weinheim angereist, um ihren Genossen im Zollernalbkreis darzulegen, warum es Griechenland heute „schlechter geht als je zuvor“. Arbeitslosigkeit, Verarmung und sozialer Abstieg prägten nach wie vor den Alltag der Bevölkerung. Und auch das gab sie zu bedenken: Deutschland profitiere von der Griechenland-Krise wie kein zweites Land. Kredite und Anleihekäufe zugunsten Griechenlands etwa, hätten alleine Deutschland Gewinne in Höhe von etwa 1,4 Milliarden Euro eingebracht.

Mit einem historischen Rückblick und einem selbstkritischen Eingeständnis eröffnete die SPD-Politikerin ihre Ausführungen im Old-Riedi in Zillhausen. Alle griechischen Regierungen der letzten Jahrzehnte hätten „über ihre Verhältnisse gelebt und ihre Staatsfinanzen niemals in den Griff bekommen“. Der Rest sei bekannt. Doch viele Vorwürfe, die sich Griechenland seitdem ausgesetzt sieht, seien falsch.

Ein Beispiel seien die vermeintlich hohen Beamtenzahlen, die in den Diskussionen immer wieder auftauchen und als ein Grund für die hohen Staatsschulden angesehen werden. „In Griechenland werden alle Staatsangestellte als Beamte bezeichnet, auch Angestellte des öffentlichen Dienstes“, stellte die SPD-Politikerin richtig. Länder wie Dänemark, Frankreich, Finnland oder die Niederlande hätten zudem anteilig deutlich mehr Beamte als Griechenland.

Die Wirtschaft des verschuldeten Landes liege nach wie vor am Boden. „Wenn wir nicht den Tourismus hätten, ginge gar nichts in Griechenland.“ Zeitlich befristete Anstellungen in der Touristikbranche geben zumindest für einige Monate den Einheimischen finanzielle Sicherheit, doch „das restliche halbe Jahr gibt es keine Arbeit und kaum nennenswerte staatliche Unterstützung“.

Noch immer sei nahezu jeder fünfte Grieche arbeitslos. „Bei den Jugendlichen sind es gar weit über 40 Prozent.“ Wenn Kirgiane-Efremidou mit der Aussage konfrontiert werde, Griechenland hätte aus der EU und dem Internationalen Währungsfonds rund 274 Milliarden Euro bekommen, muss sie schmunzeln: „Wer hat denn dieses Geld bekommen? Wo ist das Geld geblieben?“, fragt die SPD-Politikerin. Die Milliarden Euro Auszahlungen des Euro-Rettungsschirms und die Auszahlung an Hilfskrediten seien nicht bei den Bürgern des Landes angekommen.

Trotz aller Sparmaßnahmen und Entbehrungen seien die öffentlichen Schulden „nach acht Jahren des Leidens höher als je zuvor“. So gebe es heute 30 Prozent mehr Selbstmörder, die einzig im Freitod eine Lösung ihrer finanziellen Probleme sehen würden. Da sich einer von drei Haushalten keine Heizung leisten kann, hätte auch die Luftverschmutzung zugenommen: Anstatt mit teurem Heizöl zu heizen, würde alles was brennbar ist und Wärme gibt, verheizt. „Davon aber sieht der Pauschaltourist in der Regel nichts.“

Wie gegenwärtig die Staatskrise noch immer ist, zeigten auf dramatische Weise die verheerenden Waldbrände in Griechenland mit über 90 Toten. Die Investitionen in moderne Löschfahrzeuge und Löschflugzeuge wurden zurückgefahren und durch Einsparungen beim Personal mussten bereits vor Jahren zahlreiche Feuerwehrleute entlassen werden. „So traurig es klingen mag: es werden leider nicht die letzten Opfer dieser Krise sein.“

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