Balingen

„Die Zuschauer tragen die Mannschaft bisher“

14.08.2018

von Marcel Schlegel

Zufrieden – und doch gleichzeitig nicht zufrieden: Aufsteiger TSG Balingen holt in Dreieich den fünften Punkt. Doch erneut trauern die Schwaben zeitgleich verlorenen Zählern nach.

Sie sind zwiegespalten, die Regionalliga-Fußballer der TSG Balingen. Fünf Zähler haben die Eyachstädter in bislang vier Partien in der vierthöchsten deutschen Spielklasse sammeln können. Doch wie sollen sie diese nun deuten?

„Die Zuschauer tragen die Mannschaft bisher“

© Eibner

Bisher ging die TSG Balingen in der Regionalliga erst einmal leer aus. Beim 1:1 gegen den SC Hessen Dreieich strich die Mannschaft von Trainer Ralf Volkwein am Samstag den fünften Zähler ein.

Auf den ersten Blick, so meinte etwa Abteilungs-Vize Ralph Conzelmann am Sonntag nach dem 1:1 im Neulings-Duell beim SC Hessen Dreieich, sei die Ausbeute selbstredend mehr als ordentlich, zumal für einen Aufsteiger. „Hätte uns das vor der Saison jemand angeboten, wir hätten sofort eingeschlagen“, so Conzelmann. Andererseits könnte der Tabellenzehnte vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr, Bizerba-Arena) gegen den FSV Frankfurt eben auch schon sieben, vielleicht sogar neun Zähler auf dem Konto haben.

Das liegt an den zurückliegenden beiden Spielen, in denen die Balinger gegen die U23 der TSG Hoffenheim (0:0) und am Sonntag in Dreieich (1:1) jeweils nur zu Punkteteilungen kamen, aber eigentlich hätten gewinnen müssen. Heißt: In der Eyachstadt ist man mit dem Saisonstart zufrieden – und doch nicht zufrieden.

Conzelmann jedoch zog dennoch ein versöhnliches Fazit, eines, das auch Trainer Ralf Volkwein nach Spielende bestätigte: „Wir zeigen Woche für Woche, dass wir in dieser Liga bestehen können.“ Das allein zähle. Volkwein drückte es so aus: „Es ist schön, die Gewissheit zu haben, dass wir mithalten können.“

Auch Rudi Bommer zog den Hut vor den Württembergern. Zwar meinte der Dreieich-Coach, dass seine Mannschaft den Zähler aufgrund der zweiten Hälfte verdient habe, dennoch drückte der frühere Eintracht-Frankfurt-Profi der TSG seine „Hochachtung“ aus und bescheinigte den Schwaben eine erste Hälfte, in der sie die Vorentscheidung hätten herbeiführen können.

„Es war wieder ärgerlich“, meinte Kaan Akkaya. „Wir hätten wieder gewinnen müssen.“ Dreieich habe die einzige Schwächephase der TSG ausgenutzt. „Uns hat erneut die Effektivität gefehlt, das müssen wir einfach gegen Frankfurt besser machen“, sagte der Mittelfeldspieler. „Wir müssen an diese guten Leistungen anknüpfen und uns mal mit drei Punkten belohnen.“ Sein Teamkollege Matthias Schmitz ergänzte: „Wir hatten wieder unsere Chancen. Leider hat es wieder nicht mit dem 'Dreier' funktioniert.“ Und weiter: „Gegen Frankfurt werden wir alles reinhauen, die drei Punkte bleiben in Balingen.“ Der FSV unterlag am Montag gegen Mannheim mit 1:5.

Unterdessen hat der SSV Ulm, der der Volkwein-Elf beim 0:2 die bisher einzige Niederlage beibrachte, dem TSV Steinbach Haiger die Tabellenführung geklaut. Die Spatzen bezwangen die Kickers Offenbach mit 2:1, Steinbach kam bei der vormals punktlosen zweiten Mannschaft vom SC Freiburg nicht über ein 1:1 hinaus. Das Spitzenduo bringt es nach vier Spieltagen auf zehn Zähler. Dahinter folgen mit je neun Punkten der FC Homburg, Waldhof Mannheim, und Meister 1. FC Saarbrücken. Der FCH, den unter anderem auch Volkwein in der Sommerpause zu den Geheimfavoriten zählte, siegte in Walldorf mit 3:0, Saarbrücken schlug die Eintracht Stadtallendorf mit 1:0.

Für das Heimspiel gegen Frankfurt erwarten Conzelmann & Co. 100 bis 150 Gästefans. Die Balinger hoffen, dass der Zuschauerrekord, der gegen Hoffenheim mit 2500 Besuchern in der Bizerba-Arena geknackt wurde, erneut fällt. „Wir brauchen die Unterstützung unserer Fans. Die Zuschauer tragen die Mannschaft bisher. Es wäre schön, wenn das so bleibt.“

 

Erfolg ohne das große Geld?

Mit welchem Regionalliga-Verein ist die TSG Balingen zu vergleichen? Der TSV Steinbach Haiger jedenfalls stellt sich ebenfalls gern als familiär geführter Verein dar. Auch Vorstand Roland Kring wagte diesen Vergleich. Andererseits ist es eben der Mäzen, der denselben ungültig macht. Die Steinbacher, eine 800-Einwohner-Gemeinde in Hessen, verfügen über rund 2,5 Millionen Etat, davon stellt Unternehmer Kring den Großteil. Das Balinger Budget beläuft sich auf weniger als ein Drittel davon. Allerdings: Als die Hessen 2015 in die vierte Liga einzogen, versuchten sie es ebenfalls mit Ehrenamt und Amateurfußballern. „Wir sind bekanntlich sechs Mal in sieben Jahren aufgestiegen. Für unsere erste Saison in der Regionalliga hatten wir uns damals zwar personell verstärkt, ohne aber die Strukturen von Feierabend-Fußball zu verlassen. Der sportlich mit Abstand größte Sprung war der von der Ober- in die Regionalliga“, sagt Kring. „Diesen haben wir am Anfang völlig unterschätzt.“ Also machte der Gönner in der Winterpause die Schatulle auf und der TSV stellte auf Profitum um – über einen solch spendablen Mäzen verfügen die Balinger nicht. Kring jedenfalls drückt der TSG die Daumen. Er hoffe, dass sich die Balinger in der Regionalliga festsetzen und den Beweis erbringen können, dass man in Liga vier auch ohne das ganz große Geld bestehen kann. MAS

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