Ulm

Pokallos als Glücksfall für die Spatzen

03.08.2018

von Marcel Schlegel

Trainer Holger Bachthaler will in Ulm viel „bewegen und gestalten“.

Erst TSG Balingen, dann Kickers Offenbach und schließlich Eintracht Frankfurt: So unterschiedlich gestalten sich die Aufgaben, denen sich der SSV Ulm zum Start in die Regionalliga-Saison stellen darf.

Pokallos als Glücksfall für die Spatzen

© Imago

Zurück in Ulm ist Holger Bachthaler. 33 Spiele absolvierte der neue Trainer während seiner Karriere in der Oberliga für die Spatzen. Als Fußballlehrer war Bachthaler Wunschkandidat des SSV.

Bei den Spatzen sagt man es nicht, aber dem Heimspiel am Freitagabend (19 Uhr) gegen den Aufsteiger von der Schwäbischen Alb dürfte man in der Domstadt daher die geringste Bedeutung beimessen. Immerhin warten anschließend die Heimduelle gegen den Traditionsklub aus Offenbach (10. August) in der Fußball-Regionalliga Südwest und schließlich das vorläufige Highlight, wenn sich am 18. August Bundesligist Eintracht Frankfurt die Ehre gibt.

Immerhin dürften die 19.500 Plätze des Ulmer Donaustadions dann restlos ausverkauft sein. Ulm erhielt schon allein für das Erreichen der ersten DFB-Pokalrunde 115.000 Euro. Der Gewinn des WFV-Pokals hatte zuvor 20.000 Euro eingebracht – jeweils unabhängig von den Ticketverkäufen. Sollte der SSV das Wunder schaffen und die Eintracht bezwingen, locken weitere gut 300.000 Euro – Summen, von denen ein kleiner Klub wie die TSG nur träumen kann.

Ihren Einzug in den DFB-Pokal hatten sich die Domstädter durch den Gewinn des WFV-Pokals gesichert, nach 21 Jahren holten die Ulmer damit den württembergischen Verbandspokal wieder an die Donau. Das erinnert an erfolgreiche Zeiten, in denen der SSV ein auf Bundesebene beachteter Klub war, der einst Größen wie Uli Hoeneß oder Anton „Toni“ Turek in seinen Reihen wusste. Acht Jahre in der 2. Bundesliga und sogar ein Ein-Jahres-Intermezzo in Liga eins (Saison 1999/ 2000) darf sich der SSV Ulm in die sportliche Vita schreiben. Die Schattenseite: insgesamt drei Insolvenzen und nach dem Zweitliga-Abstieg der zwischenzeitliche Fall in die Verbandsliga (2001/02). Nach der Rückkehr in die Regionalliga 2008 folgte 2011 der erneute Zwangsabstieg – diesmal in die Oberliga, wo die Ulmer damals ebenfalls auf die TSG Balingen trafen. Seither geht’s wieder mal aufwärts mit dem SSV.

Allein am Etat dürfte sich der Unterschied zwischen den Vereinen aus Balingen und Ulm festmachen lassen: Rund 700 000 Euro haben die Kreisstädter zur Verfügung, Ulm konnte sein Budget von zwei auf 2,4 bis 2,5 Millionen Euro steigern. Auch in dieser Hinsicht erweist sich das DFB-Pokallos Eintracht Frankfurt als Glücksfall. Da kann man sich den ein oder anderen prominenten Spieler durchaus leisten: etwa Thomas Rathgeber. Der kann mit 156 Drittliga-, 18 Zweitliga- und einem Bundesliga-Einsatz eine Menge Erfahrung vorweisen. Er dürfte eine wichtige Stütze für den neuen Trainer Holger Bachthaler sein, der nach nur einem Jahr seine Tätigkeit im Nachwuchsbereich beim Team Red Bull Salzburg aufgab und nach Ulm zurückkehrte. „In Ulm kann ich mehr bewegen und gestalten“, erklärte Bachthaler.

Diesen Artikel teilen: