Zollernalbkreis

Das Schweigen beenden

24.07.2018

von Klaus Irion

Sommer, Sonne, 30 Grad Celsius im Schatten: Von Donnerstag an sind auch viele Baden-Württemberger im (Schul-)Ferienmodus. Die Mitglieder der Kreis-CDU noch nicht ganz. Kommentar.

Sie kommen am Donnerstagabend in Albstadt-Laufen zusammen, um ihren Vorstand neu zu wählen beziehungsweise zu bestätigen. Das variiert je nach Vorstandsposten.

Da ist zum einen Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, ihres Zeichens amtierende Wirtschaftsministerin und CDU-Landtagsabgeordnete in Personalunion.

Sie gehört zur Fraktion der zu Bestätigenden. Hat sie doch im Vorfeld bereits angekündigt, dass sie trotz ihrer Stuttgarter Doppelbelastung auch den Kreisvorsitz weiter ausüben möchte. Ein Gegenkandidat, eine Gegenkandidatin hat sich bislang nicht aus der Deckung getraut. Unseren Informationen zufolge werden auch ihre Stellvertreter Roland Tralmer (Raumschaft Albstadt) und Joachim Rebholz (Raumschaft Balingen) erneut für die Stellvertreterposten kandidieren. Gegenkandidaten? Unklar.

Pick für Waizenegger?

Klar ist dagegen, dass der dritte Stellvertreter im Bunde, Bisingens Bürgermeister Roman Waizenegger seinen Stellvertreterposten abgeben wird. Er habe dies bereits vor Monaten dem Kreisvorstand mitgeteilt, ließ er den ZAK auf Nachfrage wissen. Grund: Sein Amt als Bürgermeister, das ihn mehr denn je in Anspruch nehme. Und das meint Waizenegger im positiven Sinn: „Unsere Gemeinde wächst und gedeiht.“ Ganz wird der Schultes dem CDU-Kreisvorstand aber nicht den Rücken kehren. „Ich kandidiere als Beisitzer.“

Wer aber wird dann der neue dritte Stellvertreter der Kreisvorsitzenden? Nach allem was man hört, wirft Heide Pick, Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Jungingen und Europawahl-Ersatzkandidatin, am Donnerstagabend ihren Hut in den Ring. Ihre Wahl wäre womöglich spätes Balsam für die CDU-Mitglieder in der Raumschaft Hechingen. Denn die internen Parteiwunden der Landtagskandidatur-Niederlage der früheren Kreisvorsitzenden Dörte Conradi sind, wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, noch längst nicht verheilt.

Gesetzt den Fall, Pick tritt an und wird gewählt, könnte sie als Journalistin und PR-Beraterin die Kreis-CDU öffentlichkeitswirksamer als bislang ins Wahljahr 2019 führen. Ein Wahljahr, das auch der lokalen Union so einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Denn die Hauptkonkurrenz von rechts, die AfD, wirbelt bereits gewaltig. Hier ein neuer Ortsverband, dort eine angekündigte Kommunalwahlliste. Und was tun die übrigen Parteien und Listen, allen voran die CDU, seit jeher größte politische Kraft im Zollernalbkreis? Sie schweigen – zumindest in der Öffentlichkeit – und lassen sich dabei eben mal so von den Rechtspopulisten das eigene Fahrwasser abgraben.

Was war der Jubel innerhalb der lokalen CDU groß, als alle drei in Balingen wohnenden CDU-Landtags- beziehungsweise Bundestagsabgeordneten Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Annette Widmann-Mauz und Thomas Bareiß zu (Staats-)Minister- und Staatssekretärsehren gekommen sind. Vergessen wurde dabei aber fast völlig, dass sie zuvorderst dafür gewählt worden waren, die Interessen der Zollernälbler in Stuttgart beziehungsweise Berlin zu vertreten. Was sie sicherlich auch unabhängig ihrer derzeitigen Sommertouren nach bestem Wissen und Gewissen tun, wenn die Landes- beziehungsweise Bundesaufgaben dem nicht gerade mal wieder entgegenstehen.

Bei den Kommunalwahlen und der Europawahl im kommenden Jahr geht es für die Menschen auf der Zollernalb aber um viel mehr als die dringend notwendigen lokalen Infrastrukturmaßnahmen. Es geht um das Wie unseres künftigen Zusammenlebens in einer immer unübersichtlicheren, ja in Teilen feindseligen Gemengelage. Man darf gespannt sein, welches gesellschaftspolitische Zukunftsszenario für die Zollernalb die lokalen CDU-Granden am Donnerstagabend entwerfen.

Das Schweigen beenden

ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion.

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