Balingen

Aufgegriffen: Was ist mehr wert?

14.07.2018

von Pascal Tonnemacher

Alkoholwerbung auf Schulwegen? Daran stört sich SPD-Stadtrat Alexander Maute. Die Verwaltung sieht nur bedingt Spielraum für Verbote.

Jeden Morgen laufen Emilia und Ilias auf ihrem Weg zur Längenfeldschule an der Ecke Mozartstraße/Neige an einer Werbetafel vorbei. Derzeit dürfen der Erstklässler und die Viertklässlerin, Kinder von SPD-Stadtrat Alexander Maute, eine großflächige Bierwerbung einer schwäbischen Brauerei bestaunen – und seit kurzem auch den Schriftzug „Keine Drogenwerbung auf Schulwegen“, wie Maute in der Sitzung des Verwaltungsausschusses berichtet.

 

„Die Beschmierung hat mir die Augen geöffnet“, sagt Maute. Er als Erwachsener kann mit dieser Werbung besser umgehen, als die vielen Schulkinder, die dort zu Fuß vorbeigehen oder die Tafel aus dem Bus und Auto heraus sehen können. Nun gehe es nicht nur um diese eine Tafel und auch nicht nur um Mautes Kinder.

Der SPD-Stadtrat stellte daher zur Diskussion, Richtlinien in Sachen Tabak- und Alkoholwerbung auf Schulwegen zu prüfen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann: „Das ist eine Überlegung Wert.“ Baudezernent Michael Wagner steckte daraufhin kurz die rechtlichen Eckpunkte ab: Bei Werbetafeln auf privaten Grundstücken seien der Verwaltung die Hände gebunden. Der Rahmenvertrag der Stadt, der aus den 1970er-Jahren stamme, wurde gekündigt. Das bedeutet: In einem neuen Rahmenvertrag könnte man den Werbenden solche Auflagen auf Schulwegen machen. Das Problem: Dann werben diese eben auf Tafeln auf privatem Grund. Das Geld geht der Stadt flöten. Außerdem sind Schüler abseits der Schulwege, wo sie sich ja auch aufhalten (sollen), weiterhin der falschen Werbung ausgesetzt.

Vielleicht ist es aber trotzdem die bessere und sensiblere Wahl, sichere Schulwege zu schaffen und auf das Geld ausnahmsweise zu verzichten. Die Stadtverwaltung muss vorerst vertrösten und prüft die Sache. Wäre das Thema nicht vorab mal eine Umfrage unter den Betroffenen und ihren Eltern Wert? Kinder und Jugendliche soll und muss der Gemeinderat mit einbeziehen, wenn es ihre Interessen berührt. Bald gibt es dafür womöglich die passende App.

 

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