Burg Hohenzollern

1500 Tonnen aus eigenem Steinbruch für Burgsanierung

06.07.2018

von Roland Beck

Der Burg Hohenzollern steht eine zehnjährige Mauersanierung ins Haus. Das komplette Material wird in einem Steinbruch in Grosselfingen geholt. Auf der Burg sind Baustellenführungen geplant.

Die erste Burg auf dem Zollerberg, erbaut vor rund 1000 Jahren, wurde 1452 durch einen Krieg zerstört. Die zweite Festung aus dem 15. Jahrhundert zerfiel zu einer Ruine, nachdem sie im 18. Jahrhundert an militärischer Bedeutung verloren hatte und baulich vernachlässigt wurde. Der heutigen dritten Burg, eingeweiht 1867, soll dieses Schicksal auf jeden Fall erspart bleiben. Die gegenwärtigen Burgherren Georg Friedrich Prinz von Preußen und sein Cousin Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern sorgen dafür, dass die Burg Hohenzollern als Monument deutscher Geschichte der Nachwelt erhalten bleibt. Vor allem jetzt, da der Zahn der Zeit und Witterungseinflüsse an den Burgmauern nagen.

1500 Tonnen aus eigenem Steinbruch für Burgsanierung

© Roland Beck

Der Herr der Zollerburg, Georg Friedrich Prinz von Preußen, im Grosselfinger Steinbruch, der dem Fürsten von Sigmaringen gehört. Von hier wird das komplette Sandsteinmaterial geholt, das für die Mauersanierung auf der Burg benötigt wird.

350.000 Touristen pro Jahr

Die Burg Hohenzollern wird von Georg Friedrich Prinz von Preußen zu zwei Dritteln und von Fürst Karl Friedrich zu einem Drittel als mittelständisches Familienunternehmen geführt. Vor Ort hält Burgverwalterin Dr. Anja Hoppe die Fäden in der Hand und jongliert 350.000 internationale Gäste pro Jahr, 180 Mitarbeiter und zahlreiche Veranstaltungen. Ziel ist es, den Erhalt so weit wie möglich aus Eigenmitteln zu bestreiten. Als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts erhält das Monument nämlich keine staatlichen Mittel zum laufenden Unterhalt. Bislang hat das auch gut funktioniert mit Museumsbetrieb, Gastronomie, Souvenir-Shops und Veranstaltungen als finanzielle Quellen.

Doch nun steht der Burg Hohenzollern eine Baustelle ins Haus, die das jährliche Baubudget von etwa einer halben Million Euro bei weitem übersteigt: Die Bastionsmauern und die Auffahrtsanlage müssen grundlegend saniert werden. Wind, Wetter und Erdbeben setzten den Mauern zu. Zudem zeigt das Streusalz, das auch im Winter einen reibungslosen Besucherverkehr sichert, negative Auswirkungen auf den Sandstein. Poröse Stellen und Risse werden sichtbar. Teilweise wölben sich die Mauern nach außen. Einsturzgefahr besteht noch nicht, urteilen die Experten. Doch müsse jetzt gehandelt werden, um noch größeren Schäden entgegen- zuwirken. Nach aufwendigen Untersuchungen, Probebohrungen und Berechnungen steht nun fest: Die Baustelle wird rund zehn Jahre in Anspruch nehmen und mehr als zehn Millionen Euro kosten. Hier stehen nun aber Bund, Land und Denkmalstiftungen dem altehrwürdigen Gebäude zur Seite und haben ihre tatkräftige finanzielle Unterstützung zugesichert. Immerhin ist die Burg Hohenzollern als Monument deutscher Geschichte eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Zudem ist kein anderer Name in der Region so präsent wie der der Hohenzollern.

Da hilft kein Baumarkt

Die finanzielle Komponente für die Sanierung ist in trockenen Tüchern. Doch bedarf es auch Baumaterial, das nicht gerade im Baumarkt erhältlich ist: 1500 Tonnen Angulatensandstein – der Stein, aus dem die Burg vor sechs Generationen erbaut wurde. Denn viele Mauersteine auf den Bastionen und in der Auffahrtsanlage sind so porös, dass sie ersetzt werden müssen.

Die Steinbrüche von damals – die meisten von ihnen lagen in unmittelbarer Umgebung der Burg, wie etwa in Ostdorf – sind erschöpft. Auf Gemarkung Grosselfingen wurde nun aber ein Feld entdeckt, das den passenden Stein birgt. Und glücklicherweise liegt dieses Feld im Besitz des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Nach Probeschürfungen steht nun auch fest, dass hier genügend Stein gefördert werden kann, um die Sanierung zu decken. Ein Steinbruchunternehmen war auch schon tätig und hat rund die Hälfte des benötigten Materials zutage gefördert. Davon hat sich jüngst Hausherr Georg Friedrich Prinz von Preußen bei einer Besichtigung vor Ort selbst überzeugt.

Lift für Mensch und Material

Momentan befindet sich das Sanierungsprojekt noch in der Planungsphase. Regelmäßig treffen sich Burgverwaltung, Denkmalschutz und Bauexperten, um die Abläufe abzustimmen. Der Sanierungsbeginn ist auf 2019 terminiert. Der Besucherbetrieb soll aber auf jeden Fall aufrecht erhalten bleiben, betont Dr. Anja Hoppe. Die Burgbesucher sollen teilhaben an dem Jahrhundertprojekt. Eventuell werden spezielle Baustellenführungen angeboten. Und wenn die Auffahrtsanlage saniert wird, soll ein Fahrstuhl an der Außenmauer Mensch und Material auf die Burg befördern.

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