Binsdorf

Die einstige Schönheit des Juwels lässt sich erahnen

28.06.2018

Die Schäden am Binsdorfer Klostergebäude sind zum Teil gravierender als bislang angenommen. Eine Expertenrunde traf sich am Mittwoch zum Vor-Ort-Termin.

Es geht um die Zukunft des ehemaligen Dominikanerinnenklosters mit dem barocken Klostergartens, in dem, wie schon im ZAK berichtet, vor wenigen Wochen eine Schnitt- und Aufräumaktion stattfand. Am vergangenen Mittwoch fand aus diesem Grund ein Ortstermin im Markusheim statt. Im Mittelpunkt des Ortstermins standen die Präsentationen der einzelnen Gutachten, die im Vorfeld der Sanierung angefertigt worden sind.

Die einstige Schönheit des Juwels lässt sich erahnen

© Privat

Die zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Helga Gambach und Kirchenpflegerin Brigitte Wolpert (von links)führten die Expertenrunde mit Diözesanarchitekt Ralf Schneider (rechts) durch das Gebäude und den barocken Klostergarten.

Die Fülle an neuen Erkenntnissen und Befunden ist enorm, manches Detail muss in einem neuen Licht gesehen werden, so die Hauptaussage an diesem informativen Nachmittag. Architekt Timo Raible und Ralf Schneider vom Bischöflichen Bauamt Rottenburg führten in die Thematik ein und leiteten die Präsentation, die primär als Information für das Landesamt für Denkmalpflege dient, das durch Iris Fromm-Kaupp aus Tübingen und Petra Martin als Spezialistin für Gartendenkmalpflege aus Esslingen vertreten war.

Auf großes Interesse stieß die Erkenntnis, dass tatsächlich eines der einst drei Stadttore von Binsdorf noch im Kloster erhalten ist, aber als solches im Zuge der Platzneugestaltung nicht erkannt wurde. Die Rampe, die in eine erst 1963 entstandene Garage führte, war viele Jahrhunderte alt und erschloss das historische „Klostertor“, sprich ein nur fußläufig erschlossenes Stadttor, dass die Kernstadt mit den talseitigen Gärten und Äckern erschloss. Abgesehen von der zugeschütteten Rampe und der veränderten ehemaligen Toröffnung zum Platz ist diese Gesamtanlage vollständig erhalten.

Die Schadensbilder am Gebäude sind zum Teil gravierender als bislang angenommen, so Ralf Schneider. Umfangreiche Schäden gibt es an der Dachkonstruktion und den Deckenbalken über Erdgeschoss. Ebenfalls starke Schäden gibt es an den steinernen Fenstergewänden. Bedingt durch einen stark zementhaltigen Putz, der in den 1960er-Jahren aufgebracht wurde, erfolgt der Feuchtigkeitstransport nur noch über die offenporigen steinernen Fenstergewände, die im Winter einfrieren und schollenweise abplatzen.

Im Conventssaal wird momentan eine Musterfläche freigelegt und restauriert, um exakte Aussagen über den Zustand von Putzflächen und Stuckaturen fällen zu können. „Das Ergebnis ist phänomenal und lässt Vorahnungen entstehen, welche Schönheit vorhanden war, beziehungsweise wieder entstehen kann“, so die Expertenaussage.

Eine Vielzahl von historischen Türen dokumentiert die Baugeschichte seit 1685 bis in die jüngere Gegenwart. Zudem gibt es bemerkenswerte hölzerne Ausstattungselemente, die es wieder zu beleben gilt.

Ein Juwel der außergewöhnlichen Art ist der noch weitgehend vollständig erhaltene barocke Terrassengarten, der von Landschaftsarchitektin Isabel David untersucht wurde. Es handelt sich um einen Terrassengarten mit Gartenparterre, das als Kräutergarten fungierte. Ein im Jahr 1928 erneuerter Gartenpavillon nimmt den Standort seines barocken Vorgängers ein, von dem noch die grün glasierten Dachziegel erhalten sind. Viele Details des Gesamtgartens sind noch vorhanden.

Die Gutachten beschreiben die baulichen Mängel und Missstände und dienen nun als Basis der weiteren Planung und Kostenkalkulation. Die fertige Planung wird zunächst im Kirchengemeinderat beraten und idealerweise beschlossen. Zudem gilt es Zuschussanträge beim Landesdenkmalamt und der Denkmalstiftung zu stellen. Nach der Behandlung im Kirchengemeinderat soll die Öffentlichkeit ausführlich informiert werden.

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