Dotternhausen

Erst die Bahn, dann die Filter

15.06.2018

von Nicole Leukhardt

Viele Bürger haben sich am Freitagabend im Werkforum über die Zukunftspläne der Firma Holcim informiert. Die neue Seilbahn wurde vorgestellt.

Das Dotternhausener Zementwerk bekommt eine neue Seilbahn, die in einer Gondel auch Personen auf den Plettenberg befördern kann. Die Holcim-Verantwortlichen versprechen, ab dem Jahr 2027 alle gesetzlich geforderten Grenzwerte ohne Ausnahmen einhalten zu können. Dies waren die beiden wesentlichen Neuerungen, die die Firma Holcim in ihrer Dialogveranstaltung im Werkforum gestern Abend präsentierte.

Die Vorträge und Gesprächsangebote, die von den Mediatoren der Firma Adribo begleitet wurde, hatte zahlreiche interessierte Schlichemtäler ins Werkforum gelockt. „Die Firma ist um ein faires Verfahren und um Transparenz bemüht“, sagte Dr. Piet Selke von Adribo zu Beginn.

Mit großem Interesse folgten die Gäste den Ausführungen von Matthias Haasis, der bei Holcim Leiter für Instandhaltung ist. Die in die Jahre gekommene Seilschwebebahn habe in den vergangenen Jahren vermehrt Probleme bereitet. „Die Stahlkonstruktion ist am Lebensende“, erklärte er. Bis zum Jahr 2021 investiert die Firma nach eigenen Angaben zehn bis zwölf Millionen, um eine neue Bahn zu installieren.

Wie effektiv diese dann arbeitet, ging aus dem Zahlenwerk hervor. Aus bislang 68 werden 130 Loren, die komplett geschlossen sind. Statt 300 Tonnen pro Stunde können in Zukunft 450 Tonnen pro Stunde transportiert werden. Der Zweischichtbetrieb kann verkürzt werden, statt 13,5 Stunden sollen die Loren nur noch rund 9 Stunden laufen, wesentlich leiser als bisher. Entlassungen gebe es deswegen aber nicht. An Wochenenden und Feiertagen soll die Bahn stillstehen. Die Trasse und die Gesamtfördermenge blieben gleich, sagte Haasis. Auf den Einsatz von Schmiermitteln könne dagegen verzichtet werden.

Die größte Besonderheit der neuen Bahn ist die Personengondel: Vier Gäste haben darin Platz und können die 311 Höhenmeter bequem im Sitzen überwinden.

Auf die Frage, ob die Bahn auch gebaut werde, wenn nach den 8,6 Hektar, die zum Abbaugebiet werden könnten, Schluss mit dem Abbau auf dem Plettenberg sei, sagte Werksleiter Dieter Schillo: „Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass wir mehr als 8,6 Hektar bekommen, das ist die Existenzgrundlage unseres Tuns.“ Bezogen auf den Seilbahnbau erklärte er: „Wir wissen um das Risiko und gehen dennoch in Vorleistung.“

Denn Planungssicherheit zu haben sei für die Firma ein wesentlicher Faktor. „Wenn wir nicht wissen, wie es um unsere Zukunft bestellt ist, können wir auch keine Investitionen mehr tätigen“, betonte der Werksleiter. Dies betonte er auch im Hinblick auf die immer wieder geforderte Modernisierung der Filteranlage. Ihm zufolge steht aber auch fest: „Auch die SCR-Reinigungsanlage löst nicht alle Schadstoffprobleme.“ Das Tübinger Regierungspräsidium war zumindest noch im Jahr 2015 ganz anderer Ansicht, siehe unsere Online-Doku zum Thema. 

Ein großes Versprechen gab Schillo dennoch ab: „Bis 2025 investieren wir 30 Millionen Euro in denEinbau neuer technischer Anlagen, so dass wir im Jahr 2027 ohne Ausnahmegenehmigungen auskommen.“

Auf die Frage aus dem Publikum, welche Reinigungstechnik in neun Jahren zum Einsatz kommen soll, wollte Dieter Schillo nichts Konkretes sagen. „Wir brauchen die Zeit einfach“, erklärte er. Die installierte High-Efficiency-SNCR-Anlage arbeite so, „dass Mensch und Umwelt keine Auswirkungen fürchten müssen.“

Nach den Fachvorträgen hatten die Gäste Gelegenheit, sich mit den Mediatoren und Fachleuten an vier Tischinseln zu treffen. Themen waren die Emissionen, der Plettenberg an sich, die Seilbahn und die Ersatzbrennstoffe. Vor allem bei Letzterem wurde kontrovers und intensiv diskutiert. Im Anschluss stellten die Mediatoren gemeinsam mit jeweils einem Teilnehmer der Gruppe die Ergebnisse der Fragensammlung vor. Warum das Zementwerk kein Gas verbrennt und stattdessen auf Müll zurückgreift, war eine der zentralen Fragen, die die Dotternhausener bewegt. Auch ob die Feuerwehr im Katastrophenfall ausreichend gerüstet und einsatzfähig wäre, wollten die Gäste wissen. Immer wieder wurde außerdem nach einem Bodenmonitoring, nach der Veröffentlichung von Messungsergebnissen und auch nach der Konzentration von Arsen und Dioxin in der Umgebung gefragt.

Das Versprechen steht

„Vor allem, was den Masterplan in Sachen Umstellung auf eine andere Reinigungstechnik bis 2027 angeht, werden Sie sich anstrengen müssen“, wandte sich Mediator Professor Roland Fritz beim Resümee an Werksleiter Dieter Schillo. Dieser bekräftigte sein Versprechen und nannte die Zusage auf eine Umstellung bis in neun Jahren ein faires und realistisches Angebot. Den Vorschlag, während des Seilbahnumbaus, der in einer achtwöchigen Revisionsphase über die Bühne gehen soll, alle Emissions- und Immissionswerte zu erfassen, nahm Schillo gerne auf. „Wir möchten auch wissen, kommt's vom Zementwerk oder nicht?“ sagte er.

Und nicht zuletzt bewegte die Schlichemtäler die vom Dotternhausener Gemeinderat genehmigte Vertragsunterzeichnung zur Süderweiterung. Ein Zugeständnis machte Schillo dabei: „Es wird nicht sofort alles abgezäunt, wir werden vielmehr nur die Segmente einzäunen, in denen wir jeweils abbauen.“

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