Winterlingen

Winterlinger Flohmarkt macht's nun auf schwäbisch

08.05.2018

von Gudrun Stoll

Endlich ist es wieder soweit. Mit Beginn der warmen Jahreszeit startet auch die Flohmarktsaison.

Wer gerne stöbert und nach Schätzen sucht, die in Kellern oder unterm Dach schlummern, kommt voll auf seine Kosten.

Winterlinger Flohmarkt macht's nun auf schwäbisch

© Privat

Gruscht und Trödel gibt's beim Flohmarkt zuhauf.

Großmutters Schmuck, das wohl gehütete Silberbesteck und das nur an Festtagen benutzte, filigrane Kaffeeservice aus den Fünfzigern feiern ein ungeahntes Comeback, seit Horst Lichter zur Trödelshow einlädt. „Bares für Rares“ gilt als erfolgreichste Nachtmittagssendung im ZDF und erreicht täglich bis zu drei Millionen Zuschauer. Eine echte und vor allem auch kurzweilige Erfolgsgeschichte.

Allerdings: Erfunden haben die Mainzer und der quirlige Moderator das Fernsehformat nicht. Dass mit Raritäten, Antiquitäten und Krimskrams Quote zu machen ist, wissen die Kollegen vom bayerischen Fernsehen seit mehr als 30 Jahren. Die Sendung „Kunst und Krempel“ genießt Kultstatus und stellt immer samstags in der gediegenen Kulisse von Schlössern, Klöstern und Museen Familienschätze vor, die von ausgewiesenen Fachleuten begutachtet, eingeordnet und bewertet werden.

Dabei entpuppte sich schon so manches Flohmarktschnäppchen als Glücksgriff, schlummerten auf dem Dachboden Gemälde, die bei Auktionen in New York oder London Preise in sechsstelliger Höhe erzielt haben. Was das alles mit dem Winterlinger Flohmarkt zu tun hat, der seit einigen Jahren für einen besonderen Farbtupfer im Veranstaltungskalender der Gemeinde sorgt? Nun, der Arbeitskreis „Kunst und Kultur“ als Organisator des Schnäppchentages hat sich für seinen Flohmarkt den griffigen und eingängigen Namen der bayerischen Sendung ausgeliehen. Das ging für lange Zeit gut, dann aber kam das böse Erwachen.

Der Sender zeigte sich „not amused“ über das schwäbische Plagiat und hat ganz offiziell und mit Nachdruck protestiert. Will heißen, der Bayerische Rundfunk hat den Winterlingern untersagt, für ihren Flohmarkt weiterhin den Namen der Fernsehsendung zu nutzen.

Wenn sich also am 12. Mai erneut Tapeziertische und Bananenkisten unter der Last antiquierter Hüte, altbackener Klamotten, kitschiger Wandmalereien oder knisternder Schellackplatten biegen, kann sich unter all dem Krempel auch Kunst verbergen. Doch rund ums Winterlinger Rathaus gibt's das ganze Sammelsurium künftig unter dem Motto „Gruscht und Trödel“. Inklusive aller Zutaten, die zu einem Flohmarkt mir Flair gehören: Musik, Unterhaltung und nette Gespräche.

„Mir san mir“ können die Älbler auch und laufen außerhalb der Mundartgrenzen keine Gefahr, mit ihrem Gruscht Urheberrechte zu verletzen. Ob im Grümpel auch Kunst schlummert, ist eine ganz andere Frage.

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