Dotternhausen

Fußballer als Aushängeschild

04.05.2018

Vor 100 Jahren wurde in Dotternhausen schon organisiert Sport getrieben. Die Frauen-Handballmannschaft und die Schwimmabteilung wurden bald wieder eingestellt.

Der Sportverein Dotternhausen feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Am Samstag, 5. Mai, starten die Feierlichkeiten um 20 Uhr mit einem Festakt in der Sporthalle.

Fußballer als Aushängeschild

© Privat /?Archiv

In der Spielzeit 1946/47 wurden die Fußballer des SV Dotternhausen Kreismeister.

Im November 1918 wurde der Erste Weltkrieg beendet. Die Grundlage zur Gründung eines Sportvereins war in diesem Jahr äußerst ungünstig, obwohl Dotternhausen von Nachkriegswirren nicht direkt betroffen war. Nichtsdestotrotz ist überliefert, dass 1918 in Dotternhausen Fußball gespielt wurde. Der damalige Pfarrer hielt schriftlich fest, dass sich eine Frau bei ihm darüber beklagt habe, dass der Junglehrer Josef Baumhauer mit entblößten Knien auf einer Wiese herum gekickt habe.

Ab 1927/28 nahmen Dotternhausener Fußballspieler an Verbandsrundenspielen teil. Treibende Kraft für den Fußballsport war Martin Scherer, der den Verein von 1946 an als Vorsitzender führte.

Turner und Fußballer waren nicht von Anfang zusammen organisiert, sondern wurden erst 1933, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, zwangsvereinigt. Seit 1927 wird in Dotternhausen geturnt. Die organisatorischen Leiter der Turngruppe waren Viktor Rebstock und Josef Bader. 1933 wurde die Erlaubnis zum Turnen in Dotternhausen kurzerhand von einer Mitgliedschaft in der SA abhängig gemacht. Einige der jungen Turner weigerten sich jedoch und gingen nach Schömberg zum Turnen, wo dieser Zwang nicht bestand.

In Dotternhausen gab es vor der braunen Machtergreifung neben den Fußballern und Turnern noch eine dritte, unabhängige Sportgruppe, die Deutsche Jugendkraft (DJK). Sie wurde 1928 oder 1929 gegründet und war eine Einrichtung der katholischen Kirche. Leiter dieser Sportgruppe war Pfarrer Julius Rheinweiler. Die DJK wurde 1933 aufgelöst und mit den Fußballern und Turnern zwangsvereinigt. Vorsitzender des zwangsvereinigten Vereins war Karl Burkhardt. In seine Amtszeit fällt die Einweihung des Sportplatzes an der Plettenbergstraße am 6. August 1934.

In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 erlosch das Vereinsleben völlig. Am 20. Juni 1946 stellten Martin Scherer, Erwin Weinmann, Georg Späth, Josef Bader und Alfons Hahn einen Antrag an die französische Militärverwaltung Württemberg. Die Unterzeichner baten „um Genehmigung zur Abhaltung einer Versammlung zur Gründung eines Sportvereins in Dotternhausen“. Dieser Antrag wurde von Leutnant Jehl positiv beschieden. Im Antragsschreiben ist auch das Mobiliar des zukünftigen Vereins aufgeführt. Man besitzt als „Sportgeräte“ einen Fußball und bittet die Gemeinde, den Sportplatz benutzen zu dürfen.

Am 19. Januar 1947 fand die Gründungsversammlung des Sportvereins in der „Traube“ statt. Martin Scherer wurde zum Vorsitzenden gewählt.

Aus der Leichtathletikabteilung ging später die Turnabteilung hervor. Von den Leichtathleten wurden in der Anfangszeit Gymnastikabende für die Fußballer abgehalten. Die Schwimmabteilung hatte schon früh Schwierigkeiten, geeignete Trainingsmöglichkeiten zu finden. Im Jahresprogramm 1949 kann man über diese Schwierigkeiten lesen: „Das hiesige Schwimmbad (Brandweiher) ist von der Gemeindeverwaltung für das Schwimmen gesperrt worden, da laut ärztlicher Untersuchung Seuchengefahr besteht. Trotzdem will die Abteilung das Schwimmen in dem Schlichemtal-Stausee das Training aufnehmen.“ Nach einiger Zeit löste sich die Abteilung aber auf.

Auch die „Frauenabteilung“ hatte viel vor. Im „Jahresbericht 1949“ sind die Ziele der Abteilung niedergeschrieben: „Die Abteilung Frauen stellt dieses Jahr voraussichtlich eine Frauen-Handball-Mannschaft auf.“ Auch diese Abteilung stellt nach einiger Zeit ihre Aktivitäten ein.

Die Fußballer wurden mit ihrer neu gegründeten Mannschaft in der Saison 1946/47 auf Anhieb Kreisklassenmeister. Die Fußballabteilung entwickelte sich zu der tragenden Säule des Vereins und konnte auch in der Folgezeit einige Male Meisterschaften für sich entscheiden. Schon 1947 rief Ferdinand Stauß eine Nachwuchself ins Leben und begründete damit die langjährige, erfolgreiche Jugendarbeit beim Sportverein Dotternhausen.

In dieser Anfangszeit des Vereins standen die Menschen, die Sportler eng beieinander, man half sich und arbeitete zusammen. Die heute natürlich scheinende Mobilität gab es damals noch nicht, die Improvisationskunst war eine der wichtigsten Fähigkeiten.

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