Balingen

Weltstars schwäbeln in Balingen ganz charmant

29.04.2018

von Silke Thiercy

Das Ensemble des Theaters Lindenhof erweckte Pete Seeger quasi wieder zum Leben. Die musikalische Lebensreise des Musikers wurde unter dem Titel „We shall overcome“ in der Stadthalle aufgeführt.

Er war Musiker, Songschreiber und Sänger. Pete Seeger war Star seiner Zeit und trat ein Leben lang mit seiner Kunst für Frieden und Gerechtigkeit ein. Am Freitagabend ließen sich die Zuschauer in der Stadthalle Balingen auf eine musikalische Lebensreise vom Theater Lindenhof mitnehmen. Die Veranstaltung wurde vom ZOLLERN-ALB-KURIER präsentiert.

Weltstars schwäbeln in Balingen ganz charmant

© Silke Thiercy

Lindenhof goes America: mit der Hommage an Pete Seegers entführten die Akteure das Balinger Publikum am Freitagabend in der Balinger Stadthalle in die Zeit von Rassenhass, Gewerkschaftsstreiten und Krieg, gegen die der amerikanische Musiker vehement ansang.

Der vielleicht wichtigste Weggefährte von Pete Seeger war Woody Guthrie. Und der schwäbelte auf der Balinger Bühne so charmant, dass er wie das komplette über 40-köpfige Ensemble im Nu im Sturm eroberte. „We shall overcome“ war das inszenierte Konzert betitelt, das einem Musical locker den Rang ablaufen konnte. Neben noch heute bekannten Songs wie „Sag mir wo die Blumen sind“ oder „If I had a hammer“ hatten die Lindenhöfler Szenen im Gepäck. Der gealterte Weltstar sitzt neben seiner Frau und blickt auf der anderen Seite der Bühne auf sein jüngeres Ich und seinen eigenen Werdegang zurück.

Seeger wurde als Sohn einer Musikerfamilie geboren. Die Eltern tingelten quer durch Amerika, um den Farmern Klassik nahe zu bringen. Restlos erfolglos – aber eines Abends hörte der kleine Pete einem alten Farmer zu, der Banjo spielte. Für ihn ein magischer Moment. Und der Beginn einer Karriere, in der ein Mann mit Banjo sich für Gerechtigkeit für die Arbeiter einsetzt. Gegen den Krieg und gegen Rassenhass ansingt. Und so zur Ikone einer ganzen Generation wurde.

„Lieder werden den Planeten nicht retten, aber ebenso wenig werden es Bücher oder Reden“, wird Seeger bis heute zitiert. Und auch sein Ruf „Wir haben nur diese eine Erde“ hallt bis heute in der Friedens- und Umweltbewegung nach. Stimmgewaltig interpretiert vom Tübinger Chor Semiseria, den sich die Theaterleute ins Boot geholt haben.

Es war die bunte Inszenierung eines Lebenswerks. Mit Liedern, die bis heute berühren. Und wenn der ganze Chor voller Inbrunst gegen den Krieg ansingt mit Gänsehaut fürs Publikum. Angefangen dort, wo der 1919 geborene Seeger selbst begann. Als Straßenmusiker. Der Künstler starb im Alter von 94 Jahren. Die Lindenhöfler ließen ihn in Balingen quasi wieder auferstehen. Zitierten ihn, spielten im Hintergrund Originalaufnahmen ein. Und schlüpften in immer andere Kostüme, um den Lauf der Zeit von den 1930ern angefangen zu illustrieren. Dialoge mit viel Wortwitz sorgten für Schwung. Die Musik des Pazifisten sowieso.

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