Sigmaringen

„Die allermeisten Flüchtlinge wollen sich integrieren“

26.04.2018

von Susanne Grimm

Der Tübinger Regierungspräsident hatte zu einem Rundgang durch die Sigmaringer LEA eingeladen. Außerdem forderte er zu mehr Gelassenheit auf.

Zu einer gemeinsamen Begehung der Landeserstaufnahmestelle (LEA) mit Medienvertretern und den Sigmaringer Stadträten hatte der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser eingeladen.

„Die allermeisten Flüchtlinge wollen sich integrieren“

© Susanne Grimm

Gemeinderäte und Medienvertreter besuchen auf Einladung von Regierungspräsident Tappeser die LEA Sigmaringen.

Themen waren hierbei die Neubesetzung der LEA-Leiterstelle mit Andreas Binder sowie Informationen über die Bereiche Streetwork, Koordination Ehrenamt und die Sozial- und Verfahrensberatung der Flüchtlinge.

Beim Pressegespräch hatte Klaus Tappeser die Anwesenden über den aktuellen Sachstand informiert. Dabei kam natürlich auch der derzeitig schlechte Ruf Sigmaringens zur Sprache, den die Stadt einer Gruppe – „kaum zehn Personen“ – , so der bisherige Leiter der LEA, Fabian Heilmann, straffällig gewordenen Asylbewerbern aus Nordafrika mit dementsprechend folgender negativer Berichterstattung zu verdanken hat.

Der Präsident befand insbesondere die überregionalen Berichte bestimmter Medien „nicht vergnügungssteuerpflichtig“. Er sagte aber: „Wir sind auf einem guten Weg“. Die getroffenen Maßnahmen, wie beispielsweise jedes Vergehen zur Anzeige zu bringen, oder eine Ermittlungsgruppe, die sowohl uniformiert als auch in zivil läuft, würden greifen. „Wir haben das im Griff“, versicherte er.

Tappeser appellierte an die Öffentlichkeit, den Gemeinderat und die Medien, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen. Ehrenamtskoordinatorin Stefanie Gäble bat ebenfalls um Fairness und eine unvoreingenommene Sichtweise: „Die allermeisten Flüchtlinge wollen sich integrieren, tun alles, um sich hier einzugliedern, sind höflich und hilfsbereit“, betonte sie. In all den Jahren ihrer Tätigkeit habe sie nie schlechte Erfahrungen gemacht.

Zehn sorgen für schlechten Ruf

Doch die Negativschlagzeilen hätten sich auf die Bereitschaft der Bevölkerung, sich ehrenamtlich in der LEA zu engagieren, niedergeschlagen: „Wir finden kaum noch ehrenamtliche Helfer“. Dabei seien gerade die Ehrenamtlichen das direkte Bindeglied in die Bevölkerung und zur Integration. Durch diese Helfer lernen die Flüchtlinge sozusagen an lebenden Beispielen, welche Rechte, Pflichten, Umgangsformen und Verhaltensweisen in Deutschland gelten.

Gäble berichtete über erfolgreiche Patenschaften, die derzeit 27 Sigmaringer Bürger übernommen hatten. Die sich hierbei entwickelnden Bindungen seien oft so stark, dass es regelmäßig zu tränenreichen Abschieden führe, wenn einer der Asylsuchenden in einen anderen Ort verlegt werde.

Als Bindeglied zwischen Bevölkerung und LEA-Bewohnern stellten sich die Streetworker des DRK-Kreisverbands, Frank Vees und Bernd Dörsam vor, die übrigens die Situation am Sigmaringer Bahnhof „nicht schlimmer als anderswo auch“ beurteilten. Ihre Tätigkeit sei die „aufsuchende Sozialarbeit“ – sowohl auf dem Gelände der LEA, als auch auf den Laufwegen der Bewohner Richtung Stadtmitte, des Bahnhofsbereiches, des Prinzenparks, der Stadt, den Spielplätzen und den Donauwegen. Mittelpunkt ihrer Arbeit seien Gespräche mit Anwohnern, Geschäftsleuten und den Lea-Bewohnern.

Die derzeit etwa 370 Bewohner der Lea, deren Kapazität für bis zu 1000 Menschen ausreicht, sie erhalten Deutschunterricht und Präsentationen, informieren über das Leben in Deutschland. Stadtrundgänge für „Neue“ gehören ebenso dazu wie Workshops im sportlichen und musischen Bereich. Darüber hinaus können sich Bewohner als „Gemeinnützige Arbeiter“ für einen geringen Obolus betätigen, beispielsweise Müll in der Stadt und den Laufwegen einsammeln.

28 Kinder werden betreut

Tim Wagner von der Sozial- und Verfahrensberatung (SuV) informierte die Besucher über das Angebot seiner Stelle. Unter anderem gehört die Aufklärung über das deutsche Asylverfahren dazu, sowie Vor- und Nachbereitungen von Terminen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sowie Erläuterung von Bescheiden. Ganz selbstverständlich sei auch die Aufklärung der Flüchtlinge über Rechte und Pflichten.

Beim Rundgang durch die Landeserstaufnahmestelle hatten die Besucher Gelegenheit, den Kindergarten zu besichtigen (derzeit werden 28 Kinder betreut) oder Einblicke zu nehmen in das Begegnungszentrum oder das Begegnungscafe und weitere Einrichtungen.

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