Balingen

Sicherheit ist subjektiv

25.04.2018

von Lydia Wania-Dreher

Balingen ist kein Brennpunkt: Das belegen die aktuellen Zahlen der Polizeistatistik und des Wachdienstes. Nicht jeder empfindet das so.

Die niedrigste Anzahl an Straftaten in den vergangenen zehn Jahren und mehr aufgeklärte Fälle: Der Leiter des Polizeireviers Balingen, Thomas Schlüssler, freute sich, in der aktuellen Sitzung des Gemeinderats eine so positive Kriminalstatistik für das Jahr 2017 präsentieren zu können. „Wer in Balingen wohnt, wohnt sicher“, stellte er fest.

Sicherheit ist subjektiv

© Michael Würz/Archiv

Polizeibeamte vor dem Revier in Balingen.

Die positive Tendenz der vergangenen Jahre habe sich fortgesetzt. Es gab weniger Fälle von Rauschgiftdelikten, Gewaltkriminalität und gefährlicher sowie schwerer Körperverletzung. Allerdings nahm die Zahl der Wohnungseinbrüche von fünf Fällen im Jahr 2016 auf 21 im Jahr 2017 zu. „Es hat uns hier wieder getroffen“, stellte er fest. Stark zugenommen hat die Computerkriminalität, die auch das Ausspähen von Daten von Accounts und Kreditkarten beinhaltet. Besonders auffällig sei, dass die Hälfte aller Tatverdächtigen bei Rauschgiftdelikten unter 21 Jahre jung sei. Darunter seien auch viele Kinder.

Sicherheit ist subjektiv

Die Anzahl der registrieren Straftaten ist in Balingen so gering wie seit zehn Jahren nicht mehr (blauer Balken). Zudem wurden mehr Fälle im vergangenen Jahr aufgeklärt. Grafik: Polizeirevier Balingen

Thomas Schlüssler beschrieb auch, welche Rolle Ausländer in Sachen Kriminalität in Balingen einnehmen. Von den 843 Tatverdächtigen waren 588 deutsch und 255 nichtdeutsch. Der Anteil an ausländischen Tatverdächtigen liegt daher bei 30,2 Prozent. Das sind 20 Prozent mehr als noch 2016.

Wohnungseinbrüche: häufig organisierte Strukturen aus dem Ausland

In erster Linie stammen sie aus der Türkei, Marokko und Polen. „Die Masse der ausländischen Tatverdächtigen wohnt nicht in Balingen“, erklärte der Leiter des Polizeireviers auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Ulrich Teufel. Gerade bei Wohnungseinbrüchen gebe es organisierte Strukturen aus dem Ausland.

Auch tatverdächtige Asylbewerber werden in der Statistik aufgeführt. Im vergangenen Jahr waren es 72 Personen, 2016 noch 35. „Es gibt hier seit 2012 eine steigende Tendenz“, stellte Schlüssler fest. In den Zahlen seien auch Aufenthaltsdelikte nach dem Asylrecht enthalten.

Einzeldelikte verunsichern Bevölkerung

„Wie erklären Sie sich, dass die Bürger ein anderes Sicherheitsgefühl haben, entgegen dieser Zahlen?“, fragte SPD-Stadtrat Alexander Maute. Ein solches Empfinden sei immer sehr subjektiv, erklärte Schlüssler. Häufig würden Einzeldelikte die Bevölkerung verunsichern. Um „Unsicherheitsräumen“ entgegen zu wirken, würde auf sie ein Schwerpunkt gelegt.

Ebenfalls an solchen Orten ist der Wach- und Präsenzdienst unterwegs, der von der Stadt Balingen beauftragt ist. Über die Einsätze des Sicherheitspersonals berichtete Michael Weitzl vom Amt für öffentliche Ordnung in der Sitzung. Insgesamt wurden die 17 Kontrollstellen in der Kernstadt und den Ortsteilen in 104 Nächten zwischen 20 und 2 Uhr kontrolliert.

„Im vergangenen Jahr wurden mehr Personen auf den Straßen angetroffen, was aber nicht zu mehr Maßnahmen geführt hat“, resümierte Michael Weitzl. Ein Schwerpunkt bildet die Südstadt mit der Eberthalle, dem Jugendhaus und dem Viehmarktplatz. Rund um den Bahnhof habe es keine großen Probleme gegeben. Weitzl geht aber davon aus, dass mit dem Bau des neuen Jugendhauses zukünftig an den Eyachauen mehr los sein wird.

Diesen Artikel teilen: