Geislingen

Die liebste Tante ist nicht immer die beste Quelle

18.04.2018

von Nicole Leukhardt

ZAK-Redakteur Michael Würz sprach am Dienstagabend in Geislingen über Fakenews und Faktencheck.

Es war ein Freitagnachmittag, der Michael Würz eindrücklich in Erinnerung geblieben ist. An jenem Freitagnachmittag im August 2014 flatterte die Pressemitteilung aus dem Integrationsministerium auf den Tisch des Onlineredakteurs beim ZOLLERN-ALB-KURIER. Es hieß: 1000 Flüchtlinge sollen nach Meßstetten kommen. „Es war der Tag, der unseren Alltag grundlegend auf den Kopf gestellt hat“, erinnert er sich.

Die liebste Tante ist nicht immer die beste Quelle

© Nicole Leukhardt

Michael Würz, Onlineredakteur beim ZOLLERN-ALB-KURIER, sprach im Gemeindehaus in Geislingen über Fakenews.

Am Dienstagabend sprach er im katholischen Gemeindehaus in Geislingen über Fakenews, über Trollfabriken, über den notwendigen Quellencheck und über Medienkompetenz. Eingeladen hatte das Team der Erwachsenenbildung der Seelsorgeeinheit Kleiner Heuberg. Ein Raunen ging durch die Zuhörerreihen, als Michael Würz nur einige der Facebook-Kommentare vorlas, die damals als Resonanz auf die Meldung der LEA-Eröffnung auf ihn und seine Kollegen eingeprasselt waren. „Auf Facebook passieren unschöne Dinge“, fasste es der Redakteur zusammen.

Die damalige Situation sei neu für ihn gewesen. „Wir hatten damals keinerlei Ahnung, wie wir damit umgehen“, erinnerte er sich. Vor allem die brodelnde Gerüchteküche in Meßstetten hätte ihn auf Trab gehalten. „Von Leichenteilen im Altpapiercontainer, über geschächtete Schafe bis hin zur Schließung des örtlichen Discounters – wir sind jeder Kleinigkeit nachgegangen und haben sie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft“, erklärte er.

Diesen Faktencheck legte er auch seinen Zuhörern ans Herz. „Quellen zu prüfen ist wichtig, auch bei jeder Whatsapp-Nachricht, selbst wenn sie von netten Menschen weitergeleitet wird“, sagte er. Denn der Absender sei nicht immer auch die Quelle.

Ein Film, der die Hintergründe von falschen Profilen auf Facebook erklärte und anschaulich machte, wie unterschiedlich die Wahrheit von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet werden kann, fesselte die Zuhörer. Im Anschluss wandten sie sich mit zahlreichen Fragen an den Online-Experten. Ihr Fazit: „Es waren zwei gewinnbringende Stunden.“

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