Zollernalbkreis

Elektrifizierung der Zollernbahn: „Plant, dann fließt das Geld!“

14.04.2018

von Klaus Irion

Den 2. Mai sollten sich Landrat Günther-Martin Pauli, die Bürgermeister des Zollernalbkreises und alle weiteren Akteure, die die Elektrifizierung der Zollernbahn zu einem guten Ende bringen wollen, dick im Terminkalender anstreichen.

An jenem Mittwoch lädt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zu einer öffentlichen Veranstaltung nach Stuttgart ein. Grund: Das diese Woche vom Landeskabinett gebilligte Schienen-Elektrifizierungskonzept, in dem unter anderem die Elektrifizierung der Zollernbahn bis zum Jahr 2025 in Aussicht gestellt wird.

Wer nun glaubte, dieses Projekt sei damit endgültig in trockenen Tüchern, der sah sich bei Hermanns Schienenverkehrs-Pressekonferenz am Freitag im Stuttgarter Landtag eines Besseren belehrt. Auf wiederholte ZAK-Nachfrage, ob die Elektrifizierung der Zollernbahn im Zweifelsfall auch ohne die Umsetzung des sogenannten Moduls zwei der Regionalstadtbahn Neckar-Alb realisiert würde, gab es von Hermann keine belastbare Aussage, geschweige denn ein eindeutiges Ja.

Stattdessen war es dem Landesverkehrsminister ein Leichtes, auf die leider zutreffenden Versäumnisse der Region Neckar-Alb in den vergangenen Jahrzehnten hinzuweisen. „So lange ist es nämlich schon her, dass man in den Ballungsräumen im nördlichen Teil unseres Bundeslandes die Pläne für inzwischen längst realisierte Regionalstadtbahnen und Elektrifizierungen massiv vorangetrieben hatte“, betonte der Grünen-Politiker. Ein Blick auf die am Freitag präsentierte Landeskarte mit bereits elektrifizierten beziehungsweise noch zu elektrifizierenden Zugstrecken spricht eine eindeutige Sprache.

Ein persönlicher Schmerz

Zwischen den Zeilen merkte man es dem gebürtigen Rottenburger Hermann an, dass ihn diese Versäumnisse in den Landkreisen Zollernalb, Tübingen und Reutlingen persönlich schmerzen. Saß er doch von 1998 bis 2011 als Abgeordneter des Bundestagswahlkreises Tübingen, der auch die meisten hohenzollerischen Kommunen des Zollernalbkreises umfasst, im Deutschen Bundestag. Und mehr noch: Bis im Jahr 2014 war Hermann auch Aufsichtsratsvorsitzender der überwiegend landeseigenen Hohenzollerischen Landesbahn (HzL), die bekanntermaßen die Zollernbahnstrecke befährt.

„Was habe ich in meiner Zeit als Bundestagsabgeordneter die Verantwortlichen in der Region Neckar-Alb gedrängt, die Regionalstadtbahn mit größtem Nachdruck zu planen“, erklärte er rückblickend. Stattdessen habe man mehr oder weniger darauf gewartet und gehofft, dass das Land und der Bund das schon regeln werden. Hermanns Fazit: „In der Region Württemberg-Hohenzollern ist in Sachen Elektrifizierung wenig geschehen, aber wir gehen das jetzt an.“

Mit „wir“ meinte der Verkehrsminister aber neben Land und Bund auch ganz besonders die kommunale Ebene. Mehrfach betonte Hermann bei der Landespressekonferenz, wie sehr er und sein Ministerium auch darauf achten werden, mit welcher Intensität und mit welcher Präsenz, die um die Elektrifizierung ihrer Bahnstrecken konkurrierenden Regionen in den kommenden Wochen und Monaten agieren werden. Schließlich sei das jetzige Konzept noch im Stadium eines Vorschlags. Änderungen sind also durchaus noch möglich.

Sigmaringen geht voran

Dass man mit forschem Auftritt in Stuttgart durchaus zählbare Erfolge erzielen kann, demonstrierten in regionaler Koalition Sigmaringens CDU-Landrätin Stefanie Bürkle und die dortige Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden. Sie waren es, die diese Woche die Elektrifizierung des jenseits der geplanten Regionalstadtbahn liegenden Zollernbahnabschnitts von Albstadt-Ebingen nach Sigmaringen verkündeten, und eben nicht Landrat Pauli und nicht die Landtagsabgeordneten des Zollernalbkreises.

Nun kann man es sich einfach machen und sagen, es ist eben eine Folge des „ungerechten“ Landeswahlsystems, dass die 30 Prozent der gesamten Zollernalb-Wähler, die 2016 die Grünen gewählt haben, nicht auch von einem grünen Landtagsabgeordneten vertreten werden. Und dadurch die direkte Nähe zum grün-geführten Verkehrsministerium fehlt. Man kann stattdessen aber auch als Wähler darauf drängen, dass Landrat Günther-Martin Pauli, dass die (Ober-) Bürgermeister, dass die CDU-Abgeordnete (und Wirtschaftsministerin) Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut „laut“ werden.

Der Balinger AfD-Abgeordnete Stefan Herre ist es schon. Und auch der Albstädter SPD-Kreisrat und frühere Landtagsabgeordnete Hans-Martin Haller hat diese Woche mit seinen herausfordernden Kreistagsanträgen zur Elektrifizierung schon vorbildlich demonstriert, wie es gehen kann.

Die Verantwortlichen müssen die Planungen auf kommunaler Ebene genau in Haller'scher Weise noch massiv verstärken. Denn wie sagte Verkehrsminister Hermann am Freitag: „Plant, dann fließt auch das Geld.“

Elektrifizierung der Zollernbahn: „Plant, dann fließt das Geld!“

ZAK-Redaktionsleiter Klaus Irion.

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