Dotternhausen

Abgeordneter Herre schießt gegen Holcim

13.04.2018

von Nicole Leukhardt

Die Sprecherin des Zementwerks wehrt sich gegen die Vorwürfe, die im RTL-Nachtjournal erhoben wurden.

Das Nachrichtenmagazin RTL veröffentlichte in einer nächtlichen Sonderausgabe am Donnerstag einen umfangreichen Recherchebericht zum Thema Müllverbrennung in Zementwerken. Die RTL-Redakteure waren auch in Dotternhausen auf Spurensuche. Nun nimmt auch Stefan Herre von der AfD dazu Stellung.

In einer Pressemitteilung heißt es: „Stellen Sie sich vor, Sie verbrennen jeden Tag 6000 Autoreifen in aller Öffentlichkeit und bekommen auch noch Geld dafür. In einem Land wie Deutschland, das so viel Wert auf den Umweltschutz legt, undenkbar? Leider nicht.“ In seiner Mitteilung bezieht er sich auch auf den Fernsehbericht. „Die Recherchen von RTL legen die Vermutung nah, dass hinter der Zementbranche eine ausgesprochen einflussreiche Lobby steht, die ihre Interessen offensichtlich sehr erfolgreich vertritt.“ Nun fühle er sich bestätigt, sei aber gerade deshalb „entsetzt über diese Zustände wie in einer Bananenrepublik“.

In der Mitteilung geht Herre außerdem auf die Filteranlagen des Werks ein. „Engagierte Bürger kämpfen seit Jahren gegen die Umweltbelastung durch Holcim. Sie fordern Schadstofffilter, die für viele andere Branchen seit Jahrzehnten selbstverständlich sind. Auch Baden-Württemberg befürwortet diese Technologie, doch gegen die übermächtige Zementbranche könne man sich nicht durchsetzen, berichtet RTL“, schreibt Herre. „Unfassbar, dass sich eine Regierung von einem Industriezweig an der Nase herumführen lässt“, fügt er an.

Herre wiederholt seine Forderung an die Landesregierung, ihrer Pflicht nachzukommen und ihre Bürger zu schützen. „Dazu gehört auch die Gesundheit der Menschen, die in und um Dotternhausen seit Jahrzehnten an die finanziellen Interessen einer übermächtigen Branche verschenkt wird“, empört sich Herre. „Es gibt keine Kontrolle, keine Regeln und keine Folgen für eine Branche, die ganze Regierungen im Griff zu haben zu scheint“, heißt es.

Mit den Aussagen konfrontiert sagt Holcim-Sprecherin Sabine Schädle: „Wir haben zu den Vorwürfen bereits im vergangenen Jahr Stellung genommen. Wir zeigen Verantwortung für das, was wir tun. Auch wir leben und arbeiten hier.“ Zum Schwermetallgehalt im Boden, der auch Thema der RTL-Reportage war, sagt sie: „Unsere Region liegt in der geologischen Formation des Schwarzen Jura. Sie besitzt einen von Natur aus hohen Grundgehalt an Schwermetallen. Das bedeutet, dass der Schwermetallgehalt des Bodens natürlich bedingt ist. Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit ist nicht zu erwarten.“ Auf die Frage, warum RTL bei Holcim nicht drehen durfte, sagt sie: „Wir haben den Dreh im Werk abgelehnt, weil noch immer eine Klage der BI beim Verwaltungsgericht in Sigmaringen anhängig ist. Allerdings haben wir schriftlich einen mehrseitigen Fragenkatalog beantwortet, der im Fernsehbeitrag keine Verwendung gefunden hat.“

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