Unberechenbares Schlusslicht empfängt HBW

23.03.2018

von Marcus Arndt

Nach drei Siegen in Serie treten die „Gallier von der Alb“ am Freitag beim Tabellenletzten Saarlouis an. Von einer Pflichtaufgabe spricht beim HBW niemand.

Nicht ohne Grund. „Gefühlt stehen die Saarländer am Abgrund“, erklärt Balingens Trainer Jens Bürkle vor dem Duell mit dem 20. der 2. Bundesliga, „das macht den Gegner gefährlich und unberechenbar.“

Unberechenbares Schlusslicht empfängt HBW

© Moschkon

Nach Eisenach und Hildesheim wartet auf den HBW Balingen-Weilstetten in der 2. Bundesliga heute erneut ein Abstiegskandidat. Die „Gallier von der Alb“ (im Bild Martin Strobel) treffen auswärts auf den Tabellenletzten Saarlouis.

„Unfassbar gut für einen Tabellenletzten“, urteilten die Protagonisten auf und neben der Platte über die Handball-Gemeinschaft nach deren 24:28-Heimniederlage gegen Branchenführer Bergischer HC. Doch das Schlusslicht spielt selten konstant – und ist in der Abwehr nicht konkurrenzfähig. Auf den starken Auftritt gegen den Spitzenreiter folgte eine 22:34-Klatsche beim dritt-platzierten VfL Lübeck-Schwartau. „Der Anfang war gar nicht schlecht. Aber wir haben in den ersten sechs Minuten sechs freie Bälle verworfen – darunter zwei Siebenmeter. Das konnten wir nicht mehr kompensieren“, blickt HG-Coach Philipp Kessler zurück.

Enttäuscht fügt der Bohrmann-Nachfolger hinzu: „Nutzen wir unsere Chancen, steht es 6:5 für uns. So haben wir den Gegner gleich zu Beginn stark gemacht und fanden danach nie wieder in unser Spiel.“ Aus dem 0:5-Rückstand entwickelte sich über die Zwischenergebnisse 2:8 und 4:12 der 8:18-Pausenstand. Auch nach dem Seitenwechsel präsentierte sich Saarlouis erschreckend schwach. „Wir sind im Moment nicht in der Lage, so einen Rückstand auswärts in einer vollen Halle zu drehen. Dazu ist einfach auch die Qualität des Gegners zu groß“, meint Kessler.

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Bislang rufen die Saarländer nur sporadisch ihr Potenzial ab, obwohl der Kader nicht schlecht besetzt ist. Herausragend: Der wurfgewaltige Linkshänder Jerome Müller, welcher in der kommenden Saison für die TSG Friesenheim auflaufen wird. Mit Falk Kolodziej – in der Vorsaison noch beim HBW am Ball –, dem zwei Meter großen Franzosen Arthur Muller sowie dem routinierten Martin Murawski (früher Erlangen) besitzt Saarlouis durchaus Qualität – und hat sich noch nicht aufgegeben. Allerdings ist die Mannschaft um HG-Kapitän Murawski seit dem 14. Spieltag (29:24 gegen Dessau) sieglos, holte seitdem nur einen Zähler (29:29 gegen Aue am 22. Spieltag).

Dennoch wird das ungleiche Duell beim Schlusslicht kein Selbstläufer für die Schwaben. „Nach der Niederlage in Lübeck erwarte ich eine Trotzreaktion beim Gegner“, sagt Bürkle, welcher die Saarländer als unberechenbar einstuft. In der Abwehr seien sie nur ganz schwer einzuschätzen, so der 37-Jährige weiter, „und im Angriff spielt Saarlouis viele unterschiedliche Dinge. Das lässt sich im Detail nicht vorbereiten, aber natürlich kennen wir die Stärken . . .“ Neben dem jungen Müller im rechten Rückraum (126 Saisontore) setzen im Angriff Linksaußen Lars Weissgerber (114) und der Norweger Julius Lindskog Andersson (71) die Akzente. „Auch Falk dürfte gegen uns hochmotiviert sein“, nimmt Bürkle den Gesprächsfaden wieder auf. Er ergänzt: „Ganz klar, Saarlouis hat sich die Saison anders vorgestellt.“ Das gesicherte Tabellenmittelfeld visierte der Saar-Klub an, doch die Neuzugänge zündeten nur bedingt und nach dem Trainerwechsel im November des vergangenen Jahres (Kessler kam für Jörg Bohrmann, Anm. d. Red.) blieb die erhoffte Trendwende aus.

„Die Abstiegsfrage ist noch lange nicht geklärt“, urteilt Bürkle, der heute mit seiner Mannschaft ins Saarland reist. Christoph Foth (Beschwerden im Ellenbogengelenk) wird wohl erneut pausieren. Auch der Einsatz von Keeper Tomas Mrkva in der Stadtgartenhalle (Beginn: 19.30 Uhr) ist fraglich. Hingegen hat Valentin Spohn wieder dosiert mit der Mannschaft trainiert, „drängt auf sein Comeback“, wie es der frühere Bundesliga-Spieler formuliert.

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