Gedanken zum Sonntag: Wie viele Brote habt ihr?

17.03.2018

„Ich habe Mitleid mit diesen Menschen“, sagt Jesus im Markusevangelium (Kapitel 8, Vers 2), als die Menschen schon drei Tage mit ihm unterwegs sind und nichts mehr zu essen haben.

„Ich habe Mitleid mit diesen Menschen“ sagen wir vielleicht, wenn wir an Menschen in Kriegs- und Krisengebieten denken - und uns dabei ohnmächtig und hilflos fühlen. Doch Mitleid ist mehr als sich ein paar traurige oder nachdenkliche Gedanken zu machen. Wahres Mit-Leiden, wahre Sympathie ist mehr und bedeutet, das Leid anderer mitzutragen, sich das Leid anderer an Herz und Nieren gehen lassen. Aus dem Mitleid Jesu entspringt der Handlungsimpuls, den hungernden Menschen etwas zu essen zu geben. Doch die Jünger sind skeptisch: Kein Bäcker ist in der Nähe, der Weg nach Hause ist für die hungrigen Menschen zu weit.

Jesus fragt seine Freunde nach deren Ressourcen: „Wie viele Brote habt ihr?“ Die Antwort kommt prompt und ist ernüchternd: Sieben – und ein paar Fische. Was ist das schon für viertausend Anwesende? Nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein! Doch Jesus segnet die wenigen Brote, verteilt sie – und es reicht für alle! Das Wunder geschieht: Alle werden satt. Es bleibt sogar ein Rest übrig! Ein Wunder kann geschehen, wenn Mitleid mehr ist als ein Wort des Bedauerns, wenn Mitleid zum Handeln aus Sympathie wird: Es tut mir weh, wenn andere leiden! Ich leide mit und werde aktiv, ja noch mehr: Ich werde kreativ.

Und heute? Die katholischen Gemeinden begehen an diesem Sonntag den „Misereor“-Sonntag, den Sonntag des Mitleids, der Sympathie. Misereor ist auch der Name des weltweit größten kirchlichen Entwicklungshilfswerks für Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika. Der Misereor-Sonntag erinnert Christinnen und Christen daran: Mitleid und Sympathie endet nicht an Stadt-, Kreis- oder Landesgrenzen, denn aus dem Blickwinkel Gottes ist die ganze Menschheit eine große Familie. Papst Franziskus, der vor fünf Jahren zum Papst gewählt wurde, erinnert in seinem Schreiben „Laudato Si“ die gesamte Menschheitsfamilie an ihre globale Verantwortung und ermutigt uns zu mutigen Taten und zum vertrauensvollen Gebet:

„Allmächtiger Gott, … gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten. Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden. Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber, damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung. Danke, dass du alle Tage bei uns bist. Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.“

Gedanken zum Sonntag: Wie viele Brote habt ihr?

Pastoralreferent Michael Holl, Seelsorgeeinheit Talgang Albstadt.

Diesen Artikel teilen: