Leitartikel: Die CDU muss liefern

13.03.2018

von Klaus Irion

Kürzlich kürte das Magazin Focus den Zollernalbkreis zum lebenswertesten Landkreis in ganz Deutschland. Und mal Hand aufs Herz: Wer würde sich nicht freuen, dort leben zu dürfen, wo andere Menschen Urlaub verbringen wollen?

Dass das Prädikat besonders lebenswert aber bei weitem nicht ausreicht, um die Zollernalb für die Zukunft fit zu machen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Dass Wohl und Wehe unserer Region hängt an der Wirtschaftskraft. Und die wiederum am weiteren Ausbau der (Verkehrs-)Infrastruktur.

Vor wenigen Tagen berichteten wir über den Weckruf des Interstuhl-Geschäftsführers Joachim Link an die Adresse der Politiker. Was den Zollernalbkreis betrifft, kann man aber auch getrost sagen an die Adresse der CDU. Denn seit Jahrzehnten beschert eine Mehrheit der Zollernälbler den lokalen Christdemokraten ein Abonnement auf die Direktmandate für den Stuttgarter Landtag, den Berliner Bundestag und das Straßburger Europaparlament.

Auch wenn die Grünen – dem Kretschmann-Bonus geschuldet – bei der vergangenen Landtagswahl für einen kurzen Moment an der Sensation hatten schnuppern dürfen. Am Ende holte die heutige baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut 300 Stimmen mehr. Sie war nach Annette Widmann- Mauz, der bisherigen Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium und künftigen Staatsministerin für Integration, bereits die zweite in Balingen lebende CDU-Politikerin, die über ihr Abgeordnetenamt hinaus auf der Politbühne Karriere machte.

Am Montag nun folgte mit Thomas Bareiß der dritte CDU-Politiker mit Wohnsitz Balingen. Er wird Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Überschattet wird sein Start im neuen Amt jedoch von der Affäre um die Veröffentlichung vertraulicher Polizeimaßnahmen rund um den Sigmaringer Bahnhof.

Eine Mischung aus jahrelangem innerparteilichen Engagement und CDU-internem Proporzdenken hat Hoffmeister-Kraut, Widmann-Mauz und Bareiß dorthin gebracht, wo sie heute sind. Nun müssen sie – den drei Musketieren gleich – aber auch mit aller Kraft an den Schalthebeln der Macht dafür kämpfen, dass ihre Heimat, die Zollernalb, endlich auch für ihre wirtschaftliche Innovationsfähigkeit und Schaffenskraft und nicht nur für ihre Schönheit bundesweit bewundert und gefördert wird. Oder einfach gesagt: Die CDU-Abgeordneten müssen für ihre Heimat wirtschaftspolitisch liefern.

Noch haben sie das Glück, dass es ausschließlich innerhalb der eigenen Ortsverbände und der lokalen Unternehmerriege rumort, das Wahlvolk dagegen das Direktmandatsabonnement nach wie vor alle Wahljahre wieder verlängert. Die Frage ist nur, wie lange noch? Die AfD Zollernalb und ihr sich auf wirtschaftlichem Terrain kompetent präsentierender Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender Stefan Herre warten nur darauf, ihre 18,1 Prozent der Landtagswahl 2016 und ihre 13,7 Prozent bei der Bundestagswahl bei den Kommunalwahlen und der Europawahl im kommenden Jahr weiter auszubauen. Schon deshalb gilt für die CDU-Abgeordneten: Die Landes- und Bundesinteressen vertreten zu dürfen, ist eine große Ehre. Der wirtschaftspolitische Lokalpatriotismus muss aber überwiegen.

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