Zollernalbkreis

Tag der Archive: Demokratie und Bürgerrechte

01.03.2018

Am Sonntag, 4. März, öffnen im Zollernalbkreis vier Archive ihre Türen. Vorträge und Führungen thematisieren den Einfluss der Geschichte auf die Region.

An der Aktion am kommenden Sonntag beteiligen sich das Kreisarchiv Zollernalbkreis und die Stadtarchive Albstadt, Balingen und Geislingen.

Tag der Archive: Demokratie und Bürgerrechte

© LRA

Zu den Kleindenkmalen zählt unter anderem der Nichthuldigerbrunnen in Bisingen.

Um 15.30 Uhr beginnt die Veranstaltung des Kreisarchivs Zollernalbkreis im Sitzungsaal des Landratsamtes in Balingen. Der Vortrag von Kreisarchivar Dr. Andreas Zekorn trägt den Titel „Aufstand in der Fastnacht. Tote an der Grenze – Der Kampf um Rechte in der Frühen Neuzeit im Spiegel von Kleindenkmalen“. Zunächst geht es um zwei Kleindenkmale, die von Narrenvereinen initiiert wurden und die sich auf die Untertanenunruhen in der Grafschaft Zollern im 17. und 18. Jahrhundert beziehen. Es handelt sich um eine Stele mit einem Fuchskopf auf dem Dorfplatz in Haigerloch-Owingen, die an das Jahr 1699 erinnert, als eine Reihe von Prozessen und Revolten begann, die in Owingen ihren Anfang nahm, als sich die dortigen Bürger weigerten, einen Fuchs für den Fürsten auszugraben. Der Narrenbrunnen in Bisingen bezieht sich auf das Ende der Revolten im Jahre 1798, als der Landesvergleich abgeschlossen wurde, dem die Bisinger aber nicht beitraten und deshalb bis heute den Namen Nichthuldiger tragen.

Tag der Archive: Demokratie und Bürgerrechte

© LRA

Ein weiteres Kleindenkmal: der Freipirschgrenzstein auf Onstmettinger Flur.

Vom Anfang her denken

Bei Onstmettingen erinnern Freipirschgrenzsteine an die Auseinandersetzungen um die Freie Pirsch in diesem Gebiet. Zahlreiche württembergische Untertanen ließen in dieser Gegend vom 16. bis ins 18. Jahrhundert ihr Leben, weil sie ihr Recht auf die Pirsch wahrnehmen wollten und dabei als angebliche Wilderer von zollerischen Jägern erschossen wurden. Der Vortrag von Dr. Michael Walther trägt den Titel „Geschichte nicht nur vom Ende her denken. Hindenburg, Aussetzung der Bürgerrechte im Nationalsozialismus und die Vertreibung der Balinger Juden“.

Seit 1925 Reichspräsident, hatte Hindenburg einen entscheidenden Anteil an der Transformation der demokratisch verfassten Weimarer Republik in die nationalsozialistische Diktatur. Entgegen einer immer noch weit verbreiteten, aber veralteten (Lehr-)Meinung, gab es weder eine „Hindenburg-Kamarilla“ noch war der Reichspräsident altersschwach. Hindenburgs Übertragung der Regierungsgewalt an eine Koalition der nationalen Kräfte unter Reichskanzler Adolf Hitler war vielmehr den inhaltlichen Gemeinsamkeiten von Hindenburg und Hitler in zentralen Fragen der deutschen Politik geschuldet.

Im April 1933, noch unter der Präsidentschaft Hindenburgs, wurde das erste gegen Juden gerichtete Ausnahmegesetz erlassen. Die gesellschaftliche Ausgrenzung und der allmähliche Verlust der Bürgerrechte hat auch Balinger Bürger betroffen, so die Familie Schatzki und den Arzt Dr. Alexander Bloch.

Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Walther wird eine kleine Ausstellung des Kreisarchivs präsentiert, in der ausgewählte Unterlagen zum Thema Epochen der Demokratie und Bürgerrechte im Spiegel der Quellen des Kreisarchivs Zollernalbkreis vom Alten Reich bis zur Wiedervereinigung 1990 gezeigt und erläutert werden.

Bei der Veranstaltung wird auch ein Buch über kaum bekannte Vorkämpfer für Demokratie und Bürgerrechte in Balingen und Umgebung angeboten. Es trägt in schwarz-rot-goldenem Umschlag den Titel „In Alt-Balingen für eine neue Zeit - Die beiden Rebellen Jakob Huzel und ihr Umfeld“. Auf Grund von vielseitigen Archivstudien berichtet darin Adolf Klek entlang der außergewöhnlichen Lebenswege zweier Schullehrer detailgetreu über Menschen und Ereignisse in Balingen in der Zeit vom Stadtbrand bis zum Ende der Revolution von 1848.

Blick in die Stadtarchive

Das Stadtarchiv Balingen in der Charlottenstraße 31 stellt stadtgeschichtliche Dokumente über „Demokratie und Bürgerrechte“ vor. Um 14 Uhr besteht Gelegenheit, die Magazine zu besichtigen. Geöffnet ist von 13.30 bis 15 Uhr.

Das Stadtarchiv Albstadt im Bildungszentrum in der Johannesstraße 5 in Ebingen zeigt von 14 bis 17 Uhr Archivalien zum Thema „Demokratie und Bürgerrechte“, also handschriftliche Texte, Zeitungen, Druckschriften und Fotos. Um 14.30 und 16 Uhr gibt es die Möglichkeit, während einer Führung auch das Magazin kennenzulernen, wo die Unterlagen geschützt lagern.

Das Stadtarchiv Geislingen in der Schlossstraße 15 präsentiert von 13.30 bis 17 Uhr die neuen Archivräume mit Ausstellung. Der Eintritt ist frei.

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