BAlingen

„Der Dezember war für mich sehr schwierig“

03.02.2018

von Marcus Arndt

Lange war es still um Martin Strobel. Die EM-Pause hat der Kapitän des Balinger Zweitligisten genutzt, „um durchzuschnaufen.“ Künftig will der Ex-Nationalspieler einige Dinge anders angehen.

Nach einem furiosen Jahr 2016 folgte für Europameister Martin Strobel eine sportliche Durststrecke. Erst der verpasste Verbleib in der ersten Bundesliga – jetzt der markante Rückstand auf die Aufstiegsplätze.

„Der Dezember war für mich sehr schwierig“

© Moschkon

73 Tore hat Martin Strobel in bislang 20 Spielen erzielt, damit ist der Kapitän im Kader des HBW Balingen-Weilstetten der zweitbeste Torschütze hinter Gregor Thomann.

Nach dem Abstieg habe er sich „brutal viel vorgenommen“, verrät der Kapitän des Balinger Zweitligisten, „aber dann kommen die ersten Schlappen und man kommt schon ins Grübeln“. Und nachdem schon die Anfangsmonate in Liga zwei durchwachsen verliefen, wurde es im Dezember noch schlimmer für die „Gallier von der Alb“, welche nach vier Niederlagen in Folge in der Tabelle durchgereicht wurden: bis auf Rang neun, mit acht Punkten Rückstand auf die zweitplatzierte SG BBM Bietigheim.

„Da kam es schon geballt“, blickt der Olympia-Dritte von Rio zurück. Er räumt unumwunden ein: „Der Dezember war für mich sehr schwierig. Die Pause hat mir gutgetan – um durchzuschnaufen ...“ Der frühere Nationalspieler (135 Länderspiele) kennt die Branche genau und weiß seine Rolle als Kapitän richtig einzuordnen. „Ich bin mir dieser Aufgabe durchaus bewusst“, betont Strobel, „und habe immer versucht, die Mannschaft mitzuziehen.“ Doch schon vor der Negativserie in den letzten Wochen des vergangenen Jahres tat er sich schwer. „Ich habe nicht immer die richtigen Impulse gesetzt“, sinniert der 32-Jährige, welcher selbstkritisch eingesteht: „Die Rolle, die ich als Kapitän habe, ist mir hundertprozentig bewusst. Aber in einigen Phasen war ich vielleicht zu brav – mit uns selbst und auch mit dem Gegner.“

Das soll sich in der (Rest-) Rückrunde ändern. „Es geht um den Verein“, sagt Strobel mit viel Pathos, „darum, dass wir uns besser präsentieren und wieder Spiele gewinnen.“ Im ersten Punktspiel des neuen Jahres gegen Aufsteiger Eintracht Hagen (7. Februar, 20.15 Uhr, Sparkassenarena) drängt der Bundesliga-Absteiger auf die Trendwende, „will sich in der Tabelle wieder nach oben arbeiten“, wie es der HBW-Spielmacher formuliert. Natürlich sei die Hinrunde alles andere als optimal verlaufen, gesteht er ein, „aber wir sind die Spiele nicht falsch angegangen.“

Was fehlte? „Konstanz“, erklärt Strobel, „und Routine. Wenige Aktionen haben dazu geführt, dass wir unsere Leistung nicht mehr abrufen konnten.“ Das wurde gegen die Top-Klubs der Liga besonders deutlich. „Mit Ausnahme des Bietigheim-Spiels waren wir nicht schlechter“, meint der Kapitän, „aber wenn man viele Begegnungen knapp verliert, ist das irgendwann im Kopf.“ Ohne Zweifel: Die Schwaben zeigten Nerven – gegen Spitzenreiter Bergischer HC (29:20), in Lübeck (26:27) und Essen (25:27). „Da kommt vielleicht hinzu“, zum Beispiel, „dass nicht allzu viele Spieler in unserem Kader diese Situation schon erlebt haben“, so Strobel weiter, „entscheidend ist, dass wir daraus lernen und es in der Rückrunde besser machen.“

Den direkten Wiederaufstieg haben die Klubgranden bereits ad acta gelegt – und auch der langjährige Profi hält sich im Postulieren ehrgeiziger Ziele bewusst zurück. „Eine Entwicklung reinkriegen und die Leistung stabilisieren“, hält er für wichtig, „aber wir wollen uns auch wieder oben herankämpfen.“ Vielversprechend waren die Testspiele in der EM-Pause. „Es waren gute Einheiten und gute Ergebnisse“, fasst der Familienvater die vergangenen Wochen kurz zusammen. „Wir wollen von Spiel zu Spiel denken und guten Handball zeigen“, ergeht sich Strobel in den branchenüblichen Plattitüden, um nach einer kurzen Pause konkreter zu werden: „Natürlich sind wir zu weit weg, um Ambitionen zu hegen, aber bis zum 2. Juni kann noch viel passieren . . .“

Machbares Auftaktprogramm

Gegen Eintracht Hagen (7. Februar) und beim Branchenneuling Rhein Vikings (17. Februar) startet der HBW Balingen-Weilstetten in die (Rest-)Rück-runde der 2. Handball-Bundesliga. „Machbar“, meint Balingens Kapitän Martin Strobel mit Blick auf das Auftaktprogramm, warnt aber dennoch: „Wir sind uns der Qualität der Mannschaften bewusst. Wir haben in der Hinrunde zu schnell unser Selbstbewusstsein aufgegeben.“ Der Negativtrend in der zweiten Hälfte der Hinrunde hat die Schwaben geerdet. „Wir denken von Spiel zu Spiel“, so der Ex-Nationalspieler weiter. Der sieht nach einer „guten Vorbereitung“ das Heimspiel gegen Mit-Absteiger HSC Coburg (23. Februar) als ersten Gradmesser an, „schließlich haben wir noch gegen keine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte gewonnen . . .“ So soll bereits gegen Hagen Zählbares her, um Selbstvertrauen zu tanken. Beinahe auf den kompletten Kader können die „Gallier von der Alb“ dabei zurückgreifen. Für Markus Stegefelt ist die Saison nach seinem Kreuzbandriss gelaufen, Christoph Foth könnte allerdings schon früher als zunächst erwartet zurückkehren. „Vielleicht reicht es schon für das Hagen-Spiel“, blickt HBW-Trainer Jens Bürkle voraus.ar

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