Winterlingen

Zum Tode von Manfred Cyrulla

31.01.2018

von Gudrun Stoll

In seinem 85. Lebensjahr ist Manfred Cyrulla verstorben. Er war eine Unternehmer-Persönlichkeit vom alten Schlage.

Aufgebaut hat er sein Lebenswerk praktisch aus dem Nichts. Manfred Cyrullas Familie stammt ursprünglich aus Westpreußen. Im Januar 1945 flüchtete die Mutter gemeinsam mit ihren drei Söhnen bei eisigen Temperaturen in einem Treck vor den vorrückenden russischen Truppen nach Leer in Ostfriesland. Vier Jahre nach Kriegsende kehrte auch der Vater aus russischer Gefangenschaft zurück. Da es in Leer kaum Arbeit gab, siedelte die Familie nach Süddeutschland und fand schließlich in Winterlingen eine neue Heimat.

Zum Tode von Manfred Cyrulla

© Manfred Cyrulla ist 84-jährig verstorben. ?

Foto: Studio Lengerer

Manfred Cyrulla hatte schon als junger Mann ein Faible für Fakten und Zahlen und begann noch in Ostfriesland eine Ausbildung zum Kaufmann. In Winterlingen gab es für ihn zwar keine passende Lehrstelle, aber jede Menge Arbeit in der Textilindustrie. Manfred Cyrulla nutzte diese Chance als Türöffner in die Selbstständigkeit.

Pioniergeist, gepaart mit Mut und Hingabe, prägte die deutsche Nachkriegsgeschichte, aus der das Wirtschaftswunder erwuchs. Manfred Cyrulla gehört zu dieser mittelständisch geprägten Unternehmergeneration. Der Aufbau der eigenen Firma begann im Haus der Eltern mit einer Lohnzuschneiderei.

Es folgten eine Lohnnäherei, eine eigene Kollektion für Sport- und Freizeitbekleidung, ein Firmenneubau, in welchem auch die Strickmaschinen in voller Auslastung surrten. Ware von der Alb war weltweit gefragt. In seiner Blütezeit beschäftigte das Unternehmen Cyrulla über 100 Mitarbeiter am Stammsitz und in den Filialen in Veringenstadt und Königseggwald.

Manfred Cyrulla war kein Mensch, der gerne in der Öffentlichkeit stand. Für ihn gab es die Firma, die Familie und die Belegschaft, die ihn schätzte als einen loyalen Chef und guten Ratgeber.

Manfred und Hilda Cyrulla haben im September 2016 Diamantene Hochzeit gefeiert. An diesem besonderen Tag klang in durchaus heiterer, aber auch dankbarer Erinnerung an 60 gemeinsame Jahre an, welch großen Anteil am Aufbau und am Erfolg der Firma auch Ehefrau Hilda trägt. Sie hat stets im Unternehmen mitgearbeitet, vier Kinder groß gezogen und für die gesamte Familie ein Zuhause geschaffen, in dem sich bis heute alle Mitglieder wohl fühlen.

Der tiefgreifende Wandel der Textilindustrie ist nicht spurlos an dem Winterlinger Unternehmen vorbei gegangen. Nach und nach haben auch die Cyrullas die Fertigung ins Ausland verlagert. Zuschnitt und Kollektion erfolgen aber nach wie vor im Stammhaus in Winterlingen. Zielkundschaft für Freizeit- und Sportbekleidung ist die wachsende Generation der „Best Ager“.

Dieter Cyrulla ist in die Fußstapfen des Vaters getreten, hat den Betrieb noch einige Jahre gemeinsam mit ihm geführt. Mit 80 Jahren hat sich der Seniorchef, auf dessen Rat der Sohn gerne gehört und dessen Wissen er geschätzt und bewundert hat, dann aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen.

Die Anteilnahme gilt der Ehefrau, den vier Kindern, sechs Enkeln und fünf Urenkeln, die ihren Lebensmittelpunkt verloren haben. Sie nehmen am Mittwoch um 13 Uhr mit einem Trauergottesdienst in der evangelischen Kirche in Winterlingen Abschied von dem Verstorbenen. Im Anschluss findet die Beerdigung statt.

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