Zollernalbkreis

Lokaljournalismus: Qualität und Sorgfalt sind wichtiger denn je

24.01.2018

von Klaus Irion

Lokaljournalismus ist unverzichtbar. Diese Erkenntnis prägte den Neujahrsempfang von IHK und Handwerkskammer.

Heimatverbundenheit, Regionalität: Noch vor einigen Jahren wurde, wer sich dazu bekannte, häufig als rückwärtsgewandt oder – etwas böser formuliert – hinterwäldlerisch angesehen. Vorbei diese Zeiten: Das haben längst auch die medialen „Global Player“ wie Facebook erkannt. Der Social-Media-Gigant hat jüngst sein Herz für den Lokaljournalismus entdeckt. Wohin das führen wird, ist noch offen. Vermutlich folgt das Unternehmen auch nur dem nicht mehr zu übersehenden Trend, sich in einer immer unübersichtlicheren Welt, seiner Wurzeln, seiner Heimat zuzuwenden. Und hierzu gehören selbstverständlich auch die passenden lokalen und regionalen Nachrichten.

Lokaljournalismus: Qualität und Sorgfalt sind wichtiger denn je

© Klaus Irion

Zeitungsverleger aus der Region diskutieren in Reutlingen zum Journalismus in der Region. Von links: Valdo Lehari jun. (Reutlinger Generalanzeiger), Alexander Frate (Schwäbisches Tagblatt), Moderatorin Julia Bauer, Daniel Welte (Zollern-Alb-Kurier) und Thomas Brackvogel (Südwestpresse).

Um die Wichtigkeit dieser Thematik in Zeiten permanenter Fake-News-Debatten und ständig zunehmender Journalistenbeschimpfungen wissen auch die Reutlinger Industrie- und Handelskammer und die ebenfalls dort angesiedelte Handwerkskammer. Und so widmeten sie vergangenen Montag gleich den kompletten gemeinsamen Neujahrsempfang in der Reutlinger Stadthalle der „Zukunft der regionalen Medien“.

IHK-Präsident Christian O. Erbe stärkte in seiner Begrüßungsrede den Medienschaffenden demonstrativ den Rücken. „Medien dürfen und müssen kritisch Bericht erstatten, sie müssen weiterhin auch das thematisieren, was man nicht hören will.“ Er verband dies jedoch mit der Mahnung, dass das bundesdeutsche Grundgesetz auch der Pressefreiheit Grenzen gesetzt hat. Die Medien seien zu einer fairen und guten, grundlegenden Recherche verpflichtet.

Dass das eine das andere nicht ausschließt, lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Qualitätsjournalismus. Wie ein roter Faden zog sich dieser Anspruch durch die Diskussionsrunden des Abends. Zuvorderst propagiert von den vier Verlegern, deren Verlage beziehungsweise Tochterunternehmen in der Region Neckar-Alb beheimatet und verwurzelt sind. Als da wären Daniel Welte (Zollern-Alb-Kurier), Alexander Frate (Schwäbisches Tagblatt), Thomas Brackvogel (Südwestpresse) sowie Valdo Lehari jun. (Reutlinger Generalanzeiger).

Letzterer hielt eingangs des Neujahrsempfangs in seiner Rolle als Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger eine flammende Rede auf den Printjournalismus und verwies nicht ohne Stolz darauf, dass die Tageszeitung nach wie vor als das Medium angesehen wird, „dem das größte Vertrauen geschenkt wird“. Oder wie es Handwerkskammerpräsident Harald Herrmann formulierte: „Wir leben in einer Welt, in der jeder alles verbreiten kann und Unwahrheiten mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs sind wie eine sorgfältig recherchierte Berichterstattung.“

Die Bedeutung der Qualität im Journalismus betonte auch ZAK-Verleger Daniel Welte. Das gelte für die gedruckte Ausgabe gerade so wie für die Online-Auftritte seines Hauses. Sein Credo – „guter Journalismus kostet Geld und muss auch dementsprechend finanziert werden“ – schrieb er in Reutlingen all jenen Zeitgenossen ins Stammbuch, die in häufig herabwürdigender oder beleidigender Art und Weise den kostenfreien Zugang zu sämtlichen Onlineveröffentlichungen einfordern.

In diesem Zusammenhang verwies Thomas Brackvogel auf die zunehmende Geringschätzung des Journalistenberufs und warnte als Folge dessen vor einer drohenden Gefährdung der Pressefreiheit.

Alle Verleger waren sich darüber einig, dass die Medienhäuser nicht müde werden dürfen, den Wert des Journalismus herauszustellen. Und bei allem Wettbewerb untereinander sei es wichtig, gemeinsam voranzuschreiten. Um das Fortkommen der Lokalzeitungen ist ihnen nach eigenem Bekunden nicht bang. Dem Lokalen und dem Regionalen gehöre die Zukunft. „Für mich ist klar, dass das Medium Zeitung weiterleben wird“, erklärte Daniel Welte, der seit dem vergangenen Jahr die Geschicke des ZAK lenkt. Ganz bewusst habe er in diesen medial nicht einfachen Zeiten diese berufliche Herausforderung angenommen, ließ er die rund 500 Anwesenden in Reutlingen wissen.

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